Kreis Viersen. . Säuglingsleiche lag wohl mindestens einen Monat im Bach in Stadtteil Anrath. Ermittler vermuten Mutter in der Region
Nach dem Fund eines toten Säuglings am Flöthbach im Willicher Stadtteil Anrath sucht die Polizei mit Hochdruck der Mutter. Weil der eher unscheinbare Bach eigentlich nur Ortskundigen bekannt ist, glauben die Ermittler, dass die Frau aus der näheren Umgebung kommt. Im Umkreis von zunächst 1,5 Kilometern starten Beamte Haushaltsbefragungen; 1000 Handzettel werden seit gestern verteilt und 150 Plakate aufgehanden. Es ist auch daran gedacht, eine Einsatzhundertschaft bei der Suche nach der Mutter einzusetzen. „Es wird einiges los sein“, kündigte Ingo Thiel an. Der Kriminalhauptkommissar, der im Jahr 2012 die Suche nach dem Mörder des vermissten Jungen Mirco anführte, ist Leiter der Ermittlungskommission „Flöth“ bei der zuständigen Polizei Mönchengladbach.
Die Ermittler präsentierten weitere Beweisstücke. So lag der Säugling, der am Freitag von Kindern beim Spielen gefunden worden war (die NRZ berichtete), nicht nur in einer Stofftasche, er war auch in einem handelsüblichen Müllbeutel verpackt. Das Bündel war mit zwei Metallkeilen beschwert worden, wie sie in der Land- und Forstwirtschaft zum Holzspalten verwendet werden. Wer das Bündel versenkt hat, möglicherweise hatte die Mutter einen Helfer – dachte aber wohl nicht daran, dass der Flöthbach ganz unterschiedlich Wasser führt. Mindestens einen Monat hat der Beutel mit der Babyleiche, einem Jungen, wohl bereits am Fundort gelegen – 14 Tage länger als zunächst schon angenommen. Einem Mitarbeiter war der Beutel bereits am 14. August aufgefallen, als er am Bach Gras mähte, berichtete der Mann jetzt der Polizei.
Wer „entsorgt“ sein Kind, wer tut so etwas? Ermittler Thiel hat sich mit „Profilern“ vom Landeskriminalamt beraten: „Die Frau hatte keine emotionale Beziehung zu dem Kind, es war ihr lästig“, sagt der Kommissar. Es könne sich um eine Jugendliche von 16 Jahren, vaber auch um eine Frau von 30 Jahren oder älter handeln, die bereits Kinder hat. Typisch für Frauen, die ihr Kind nach der Geburt töten, sei, dass sie sich auch zuvor nicht wie schwanger benehmen: „Möglicherweise hat sie weiter geraucht und Alkohol getrunken“, sagt Thiel. Völlig könne die Schwangerschaft aber nicht verborgen geblieben sein, meint der Polizist. Er hofft auf Hinweise aus dem Umfeld der Frau. Sollten die nicht zum Erfolg führen und die Mutter sich auch nicht melden, werde es eine DNA-Reihenuntersuchung geben. Sprich: Gebärfähige Frauen aus der Region werden dann gebeten eine Speichelprobe abzugeben, die mit den Genen des Säuglings verglichen wird.
Untersuchungen zur Todesursache
Wie das Baby zu Tode kam, ist weiter unklar. Die Leiche, die mal im Wasser lag und mal außerhalb, war schon stark zersetzt. Es laufen aber noch langwierige Untersuchungen des Feingewebes sowie auf Gift, die die Todesursache möglicherweise klären könnten. So oder so: Da der Junge nach der Geburt voll lebensfähig war, gehen die Ermittler von einem Tötungsdelikt – möglicherweise auch durch Unterlassen, falls das Kind nicht versorgt wurde. Ermittler Thiel zeigte sich gestern optimistisch: „Ich gehe, davon aus, dass wier die Mutter finden.“
Wie und wann der Junge bestattet wird, war gestern unklar.