Essen. . Seit der Markt für Fernbus-Angebote liberalisiert wurde, boomt die Branche. Aber was die Reisenden freut, stellt viele Kommunen vor enorme Probleme: In den Innenstädten ist für hunderte Busse einfach kein Platz - und Anwohner klagen über chaotische Zustände, Dreck und Lärm an Haltestellen.

Die boomenden Fernbuslinien finden in Innenstädten oft keinen Platz mehr. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Verkehrsministeriums sind bundesweit bereits 250 Fernbuslinien mit Tausenden Fahrzeugen genehmigt – der Bund der Omnibusunternehmer (BDO) zählte 2013 mehr als neun Millionen Fahrgäste. Während für die preisgünstigen Privatbusse in Bahnhofsnähe häufig ein Halteverbot gilt, klagen Anwohner außerhalb der Zentren lautstark über „chaotische Zustände an Haltestellen“, weil Terminals mit Toiletten, Wetterschutz und Abfalleimern fehlen.

BDO-Sprecher Matthias Schröter kennt die Schwierigkeiten rund um die Haltepunkte. Die Fernbus-Betreiber bieten deshalb an, sich über Nutzungsentgelte an den Betriebskosten zu beteiligen. „Die Investitionskosten für neue Terminals aber müssen die Städte tragen“, forderte Schröter.

Köln hat die Busse aus der Innenstadt verbannt

Die Städte müssen reagieren. Weil der Platz am Kölner Hauptbahnhof für Hunderte Fernbusse längst zu eng wurde, wichen Linien in die Nähe des Deutzer Bahnhofs aus. Ein weiterer Haltepunkt wird am Flughafen Köln/Bonn geplant. In Hagen sperrte die Stadt die City für Fernbusse wegen Feinstaubs.

In der Rhein-Ruhr-Region ist die Lage offenbar nicht so prekär. Betreiber Flixbus etwa lobt auf Nachfrage die zentrale Lage der Busbahnhöfe in Duisburg, Essen und Düsseldorf – direkt am jeweiligen Hauptbahnhof. Er macht aber -gestützt auf eine Kundenumfrage deutlich, dass die Ausstattung mitunter besser sein könnte. Wetterschutz und Sitzmöglichkeiten kämen in Essen und Duisburg nicht mit den steigenden Fahrgastzahlen mit, zudem werde eine elektronische Fahrplaninformation gewünscht. Konkurrent

MeinFernbus lobt sehr die Situation in Düsseldorf (acht Bussteige, Warteunterstände mit Fahrplanaushängen, ein naher Kiosk). Essen hält der Betreiber verbesserungsfähig und mit der Situation in Duisburg (nur zwei Haltestreifen, Wartestände fehlen, Einkaufsmöglichkeiten erst im nahen Hauptbahnhof) ist man nicht zufrieden. Allerdings laufen in Duisburg Planungen für einen neuen Busbahnhof; wann der zur Verfügung steht, ist aber noch nicht absehbar. Anwohnern graut es, weil die Bushaltestellen zwischenzeitlich provisorisch in eine Seitenstraße umziehen sollen. In Essen soll der Fernbusbahnhof noch mit einem Mini-Café und Toiletten nachgerüstet werden.

Fest steht: Der Boom wird anhalten

Gewiss scheint: Der Fernbus-Boom hält an. Prognosen sehen eine Vervierfachung des Volumens bis zum Jahr 2016. Flixbus etwa kündigte gestern zwei neue Linien an, die Essen und Düsseldorf ab dem 25. September mit München verbinden – eine über Frankfurt und Nürnberg, die andere über Karlsruhe und Stuttgart. Die Tourismuswerber sehen großes Potenzial: „Das Ruhrgebiet ist in alle Richtungen top angebunden“, sagt Axel Biermann von der Ruhr Tourismus GmbH. Die Fernbusse brächten schon jetzt viel Publikum in die Region.