An Rhein und Ruhr. .
Stichtag 1. September: Für die Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen ist das ein wichtiges Datum. Es gibt Verstärkung, wenn wegen hoher Unfall- und Kriminalitätszahlen viel zu tun ist. Pensionsabgänge werden ausgeglichen (oder auch nicht), Versetzungen werden wirksam. Und so hat sich man sich etwa im Düsseldorf über 192 neue Beamte gefreut, im Duisburger Präsidium waren es 66, im Kreis Wesel 39. in Essen und Mülheim zusammen 109 und im Kreis Kleve immerhin 15. Unterm Strich haben in Nordrhein-Westfalen fast 300 mehr Beamte den Dienst angetreten als in Pension gegangen sind. Mehr Beamte können in Zeiten von Rockerkriminalität, Fußballeinsätzen und hohen Einbruchszahlen für mehr Sicherheit sorgen.
Nur: So geht es nicht endlos weiter. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt vor einer massiven Pensionswelle in den kommenden Jahren. Die derzeitigen Neueinstellungen fingen diese nicht ab. Bis 2025 drohe der Verlust von netto 3713 Polizisten – alles in allem fast jeder zehnte Beamte im Land. „Das werden die Bürger sehr deutlich spüren, falls nicht gegengesteuert wird“, sagte Landeschef Adi Plickert gestern der NRZ.
Innenministerium: So vieleNeueinstellungen wie noch nie
Plickert fordert, dass die Zahl der Neueinstellungen bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen ein weiteres Mal nach oben korrigiert wird – auf 1800 im Jahr. Sonst drohe die Schließung kleinerer Wachen, beim Kampf etwa gegen Einbrüche oder Diebstähle werde die Polizei Probleme bekommen: „Und wenn ein Bürger eine halbe oder eine dreiviertel Stunde auf einen Streifenwagen warten muss, kann das ziemlich lang werden.“ Vor allem auf dem Land – also im Sauerland, in Ost-Westfalen, aber auch am Niederrhein fürchtet die GdP Konsequenzen.
Im Innenministerium mag man das so nicht stehen lassen. „In diesem Jahr treten so viele junge Kommissarinnen und Kommissare bei der NRW-Polizei ihren Dienst in den Wachen an wie nie zuvor. Die Sicherheit der Menschen hat für uns oberste Priorität“, heißt es dort. Auch in den folgenden Jahren stelle man mit 1500 Neueinsteigern so viele junge Leute ein wie in keinem anderen Bereich der Verwaltung hier und in keinem anderen Bundesland. Durch ein „bundesweit einmaliges Konzept“ werde die Polizei in NRW Schritt für Schritt verjüngt, sagte ein Sprecher. Die Ausbildung sei hochwertig, die Kapazitäten dazu würden voll ausgeschöpft. Vor allem im praktischen Bereich – also dann etwa wenn erfahrene Beamte Polizeianwärter mit auf Streife nehmen – seien die Ausbildungskapazitäten endlich.
Damit gibt sich die Gewerkschaft der Polizei nicht zufrieden. Sie hat gestern ein Positionspapier vorgelegt, demzufolge die Ausbildungsstrukturen bei der Polizei weitere 300 Neueinsteiger pro Jahr gut schultern könnten. GdP-Chef Plickert betonte: „Es geht uns nicht um die Einstellung zusätzlicher Beamter, sondern nur darum Abgänge wenigstens im Groben zu kompensieren.“ Ab dem Jahr 2020 drohe jedes Jahr der Verlust von landesweit netto 600 Beamten, schon 2018 seien die derzeit 1500 Neueinstellungen nicht mehr in der Lage, die zahlreichen Abgänge zu kompensieren.
„Wir müssen die notwendigen Entscheidungen jetzt treffen“, fordert der Gewerkschafter. Die Ausbildung der Kommissaranwärter dauert drei Jahre, sprich: Werden die Kapazitäten jetzt erhöht, stehen erst in drei Jahren zusätzliche Beamte zur Verfügung.