Düsseldorf. Nach dem Unwetter arbeiten die Einsatzkräfte unter Hochdruck daran, alle Schäden zu beseitigen. Die Autobahnen in der Region waren am Mittwochmorgen trotzdem an vielen Stellen dicht. Mit den größten Problemen hat allerdings die Bahn zu kämpfen. Noch bis Freitag bleiben viele Strecken gesperrt.

Nach einem der heftigsten Unwetter seit Jahren gingen die Aufräumarbeiten an Rhein und Ruhr am Mittwoch weiter. Die Zerstörungen sind gewaltig. Tief "Ela" hat mit seinem Gewittersturm in Nordrhein-Westfalen nach übereinstimmenden Angaben von Versicherern Schäden in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro angerichtet.

Die Beeinträchtigungen auf Straße und Schiene waren deshalb auch am Mittwoch erheblich. Während die Situation auf der Straße sich aber am Abend beruhigt hat, kämpft die Bahn immer noch mit großen Problemen. Mehrere Hauptstrecken bleiben noch bis mindestens Freitag gesperrt. In einigen Städten fällt auch am Donnerstag die Schule aus. Alle Informationen im Überblick:

Bahnstrecken bleiben länger gesperrt

Im Bahnverkehr von Nordrhein-Westfalen sorgen beschädigte Oberleitungen weiter für zahlreiche Streckensperrungen und Verspätungen. Probleme gibt es immer noch im Ersatzverkehr, den die Bahn eingerichtet hat. Pendler warteten auch am Mittwochmorgen lange auf Taxen und Busse. Selbst die Bahn gibt zu, dass „ein Busersatzverkehr mit ausreichenden Kapazitäten nur schwer möglich“ sei.

Am Mittwochabend gab der Konzern außerdem bekannt, dass viele Strecken bis mindestens Freitag gesperrt bleiben, vielleicht sogar bis in die nächste Woche. Hier die Übersicht gesperrten Bahnstrecken:

  • Köln–Düsseldorf
  • Köln-Worringen-Neuss
  • Mönchengladbach–Viersen
  • Düsseldorf–Neuss
  • Essen–Gelsenkirchen
  • Essen–Bottrop
  • Essen–Düsseldorf
  • Marl-Sinsen–Recklinghausen–Essen
  • Duisburg–Essen-Dortmund
  • Dortmund-Herne-Wanne-Eickel
  • Oberhausen-Dortmund
  • Düsseldorf Eller–Duisburg Wedau und Großraum Oberhausen-Mathilde

Das Unwetter vom Montagabend sei sogar schlimmer als der Orkan Kyrill von 2007 gewesen, bilanziert die Deutsche Bahn. Mittlerweile werden einige beschädigten Strecken sogar mit Hubschraubern der Bundespolizei untersucht - die Abschnitte können nicht mit dem Auto erreicht werden.

Wetterlage entspannt sich

Die Wetterlage hat sich in Nordrhein-Westfalen mittlerweile beruhigt. Der Deutsche Wetterdienst hat seine Warnung für NRW aufgehoben.

Lange Staus im Berufsverkehr auf den Autobahnen

Auf den Autobahnen staute sich der Verkehr am Mittwochmorgen laut WDR auf über 400 Kilometer Länge. Zahlreiche Bahn-Pendler sind offenbar auf das Auto umgestiegen. Auf der A40 zwischen Dortmund und Essen berichtete der WDR am Morgen von 40 Kilometern Stau und stockendem Verkehr. Am Abend blieb es hingegen ruhig.

Schulzentrum in Schmallenberg geflutet

In Schmallenberg im Hochsauerland demolierten Hagelkörner mehrere Autos.
In Schmallenberg im Hochsauerland demolierten Hagelkörner mehrere Autos. © Privat

Im Hochsauerland hat die Unwetterfront große Schäden angerichtet. In Schmallenberg berichteten Augenzeugen von Hagelkörnern mit mehr als vier Zentimetern Durchmesser, die in Dachfenster und Lichthauben einschlugen. In einem Schulzentrum ergoss sich durch die zerstörten Lichtkuppeln das auf dem Dach gestaute Wasser ins Gebäude. Dort wurde es von der Feuerwehr abgepumpt.

Straßenbahn in Düsseldorf wird tagelang nicht planmäßig fahren

In Düsseldorf, das mit am stärksten betroffen war, wird die Straßenbahn wohl noch mehrere Tage nicht planmäßig fahren können. "Ich kann noch keine genaue Prognose abgeben", sagte Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. In den kommenden Tagen müssten zunächst ganze Oberleitungen nachgespannt werden.

Bis Dienstagnachmittag waren Feuerwehr und Polizei in NRW zu etwa 17 000 Einsätzen ausgerückt, wie das Landesinnenministerium mitteilte. Landesweit waren 14 000 Helfer der Feuerwehr, der Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks im Einsatz. Sechs Menschen waren bei den Hitzegewittern am Montagabend ums Leben gekommen, 67 Menschen wurden verletzt.

In mehreren Städten warnen die Behörden weiterhin vor herunterstürzenden Ästen. Vor allem das Betreten von Wäldern sei gefährlich. Allein in Duisburg wurden über 1000 Bäume zerstört. In ganz NRW waren es 80.000 Bäume. Das Regionalforstamt sperrt deshalb zahlreiche Waldflächen im Ruhrgebiet. Davon betroffen sind unter anderem die Wälder in Essen, Gelsenkirchen, Recklinghausen und Duisburg. Die Sperrung gilt vorerst bis zum 16. Juni.

Zahlreiche Schulen bleiben weiterhin geschlossen

In Essen, Mülheim, Herne, Bochum, Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel blieben am Mittwoch flächendeckend die Schulen geschlossen. Schäden an Schulgebäuden und Gefahren auf den Schulwegen machten dies notwendig, hieß es bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Auch einige Kitas blieben dicht. In Düsseldorf fiel der Unterricht an 24 Grundschulen und sechs weiterführenden Schulen aus. Drei Kindergärten bleiben zu.

In Bochum, Gelsenkirchen und Düsseldorf bleiben auch am Donnerstag viele Schulen geschlossen, in Essen sogar alle. Auch in Herne können nicht alle Schulen öffnen. Die Schäden konnten nicht schnell genug beseitigt werden. An den Schulen sei es deshalb immer noch zu gefährlich, teilen die Städte mit.

Bahnunterführungen und zahlreiche Keller überflutet

Nach Angaben der Feuerwehr in Kassel lief der Keller des Bundessozialgerichts voll. In einem Krankenhaus mussten Patienten verlegt werden, weil Wasser in die Klinik eingedrungen war. Teilweise fiel der Strom in der Stadt aus.

Auch im niedersächsischen Göttingen wurden nach Angaben der Polizei Bahnunterführungen und zahlreiche Keller überflutet. Bäume stürzten auf Häuser und Autos. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht. Auf der Autobahn 7 habe es wohl aufgrund des heftigen Regens einen Unfall gegeben, bei dem der Fahrer aber mit einem Schock davongekommen sei.