Am Niederrhein. . Der neue NRZ-Fahrradführer Niederrhein ist erschienen. Mit den 15 schönsten Touren zwischen Duisburg und Kleve. Was uns bei den Erkundungstouren für den neuen Radwanderführer so alles auffiel.

„Der Niederrhein will angeguckt werden“, schrieb einst der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch. Und das geht am besten vom Sattel eines Fahrrades. Wer sollte das besser wissen als Sie?

Im April 2010 hatte die NRZ ihre Leserinnen und Leser am Niederrhein gebeten, die schönsten Radtouren einzusenden. Drei Jahre lang hat das Team von der NRZ einige Vorschläge mit Ihnen abgeradelt. Immer wieder wurde die NRZ gebeten, diese Touren doch mal gesammelt zu veröffentlichen.

Herausgekommen ist jetzt ein Radwanderführer, der die - unserer Meinung nach - schönsten 15 Touren zwischen Duisburg und Kleve Alle Strecken wurden gründlich überarbeitet. Dabei haben wir darauf geachtet, dass die Start- und Zielorte mit der Bahn erreichbar sind. Der NRZ-Radwanderführer richtet sich weniger an die sportlichen Fahrer, sondern an Genuss-Radler. Deshalb stehen bei jeder Tour Hinweise auf Sehenswürdigkeiten oder gastronomische Tipps.

An Rhein und Maas

Wir haben den Rhein auf seinen letzten Metern begleitet, Ruhr, Emscher, Lippe, Niers und Issel überquert. Sogar bis ans Ufer der Maas führt der Weg. Wir haben oben auf dem Klever Berg und Hülser Berg gestanden und in die weite niederrheinischen Landschaft geschaut, das Wasserschloss Anholt genauso bestaunt wie Schloss Krickenbeck, das Kloster Kamp, den Viktorsdom zu Xanten und viele weitere Sehenswürdigkeiten entlang des Weges.

Auf den insgesamt 650 Streckenkilometern sind uns elf gravierende Irrtümer rund ums Radeln am Niederrhein aufgefallen, die wir an dieser Stelle grundsätzlich korrigieren möchten.

1. Der Niederrhein ist flach

Vergessen Sie’s. Wir sind auch den Dürsberg (100 m) in der Sonsbecker Schweiz und den Eltener Berg (72 m) bei Emmerich hin-aufgestrampelt, haben die Schaep-huysener Höhen (60 Meter) bezwungen und bei der Bergwertung der höchsten Kategorie rund um Duisburg den Alsumer Berg (70m), die Rheinpreußenhalde (103 m) und die Rockelsberghalde (70m) in Duisburg erklommen. Seitdem wissen wir: Der Niederrhein ist alles, nur nicht flach.

2. Am Niederrhein herrscht Natur pur

Nichts da. Seine schönsten Plätze hat der Niederrheiner selbst gemacht. Seien es die Krickenbecker Seen, die Nieper Kuhlen oder die Littard, die durch das Torfstechen entstanden sind, oder die Xantener Nord- und Südsee, die Tenderings- und Toepperseen bei Rheinhausen, die wir den fleißigen Baggern verdanken. „Kies ist unser Öl“, sagt der Niederrheiner.

3. Alle Radler sind gleich

Weit, weit gefehlt. Es gibt riesige Unterschiede. Der Duisburger fährt gerne gehäuft am Samstagnachmittag mit laufendem Transistorradio aus, während der Radler in Wesel verhältnismäßig oft mit einem modernen Elektroantrieb ausgestattet ist.

Der große Fahrradführer Niederrhein (Foto: Ralf Rottmann)
Der große Fahrradführer Niederrhein (Foto: Ralf Rottmann)

Die Kleverin ansich ist eigentlich ständig schnell auf einer Gazelle (Hollandrad) unterwegs, während in den Niederlanden gehäuft ältere Herrschaften in hautengen Radlerhosen auf sportlichen Rennrädern anzutreffen sind.

4. In Zügen gibt’s spezielle Plätze für Radler

„Theoretisch ja“, würde Radio Eriwan antworten. Praktisch können Sie sich darauf verlassen, dass in einem sonst gänzlich menschenleeren Zug der einzige besetzte Platz eigentlich für Radler, Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen reserviert ist.

5. Die Städte am Niederrhein haben kaum alte Bausubstanz

Sie waren noch nie in Wachtendonk? Dann nichts wie hin. Dort radeln Sie nämlich quasi durch ein Freilichtmuseum. Auch die Innenstadt von Kempen kann mit alten Bauten punkten, die dicken Stadtmauern von Rees und Orsoy stammen ebenfalls noch aus dem Mittelalter.

6. Bahntrassenradeln geht nur im Ruhrgebiet

Auch am Niederrhein sind ehemalige Bahntrassen zu Radwegen umgebaut worden. So zum Beispiel die Route von Moers zum Schloss Lauersfort, die Strecke zwischen Schermbeck und Wesel oder die Trasse der Rheinischen Eisenbahngesellschaft von Kempen nach Grefrath. An der Verlängerung des „Hippelandexpresses“ als Radautobahn zwischen Xanten und Kleve wird gearbeitet.

7. Alle Radwege sind gut ausgeschildert

„Ha ha“, sagt bzw. singt der Clown. Sie sind noch nie von Kevelaer hinaus nach Twisteden gefahren. Wenn Sie dort der Heideroute folgen, landen Sie überall. Nur nicht dort, wo Sie hinwollen. Nämlich zum Freizeitzpark Irrland der Familie Tebartz-van Elst.

8. Navigationsgeräte weisen den korrekten Weg

Kleiner Tipp: Fahren Sie mal vom niederländischen Well über den Nationalpark „De Maasduinen“ zum Flughafen Weeze. Jedes Navigationsgerät wird sie im großen Bogen um den Flughafen herumlotsen. Dabei führt dort eine kleine Straße an glotzenden Galloway-Rindern vorbei direkt auf das ehemalige Kasernengelände. Allerdings nur für Fahrräder und Fußgänger.

7. Alle Straßen haben Namen

Sie waren in ihrem ganzen Leben noch nicht in Klein- oder Großholthuysen oder Kengen, richtig? Die Wege und Straßen in diesen kleinen niederrheinischen Flecken südlich von Geldern tragen nämlich alle den identischen Namen, entweder Groß- oder Kleinholthuysen oder Kengen eben.

10. Alle Wege führen nach Rom

Auch das ist falsch. Noch nicht mal nach Kevelaer. Alle Wege führen nämlich zu Golfplätzen. An den schönsten Stellen des Niederrheins werden Schläger geschwungen. Am Schloss Borghees bei Emmerich herrscht sogar Lebensgefahr. Dort wird per Schild vor fliegenden Golfbällen gewarnt.

11. Es führt kein Weg zurück

Das behauptete einst der amerikanische Romancier Thomas Wolfe. Niederrheiner wissen es besser und halten’s mit Hanns-Dieter Hüsch: „Wer einmal am Niederrhein war, der kommt wieder.“ Ganz bestimmt.

Sie können eines von fünf Exemplaren des Radwanderführers gewinnen. Schicken Sie uns bitte bis Dienstag, 20. Mai, eine Postkarte an die NRZ, Seite Drei, Stichwort „Fahrradführer“, 45123 Essen. Oder mailen Sie bis Dienstag an seitedrei@nrz.de, Betreff: Fahradführer“. Die Gewinner werden ausgelost und benachrichtigt.

Der Radwanderführer ist ab sofort in allen NRZ-Leserläden und im Buchhandel der Region erhältlich: Der große Fahrradführer Niederrhein - die 15 schönsten Touren zwischen Duisburg und Kleve (Markus Peters), 112 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, Klartext-Verlag, € 13,95, ISBN 978-3-8375-0689-1