Essen/Ahaus.. Wahlwerbung treibt seltsame Blüten. In Ahaus macht die örtliche CDU jetzt mit einem Kuh-Video von sich reden. Das Klischee der dummen Kuh hat die Partei jedenfalls nicht daran gehindert, vor der NRW- Kommunalwahl am 25. Mai mit einer Kuh durch die Stadt zu ziehen - als Leittier und Symbol.
In manchen Ländern sind Kühe heilig. Auch im Kreis Borken sind sie etwas Besonderes. Der Kreis gilt als Milchviehhochburg in NRW. Fast 9000 Liter Milch pro Tier gaben die Milchkühe dort, laut Landwirtschaftsstatistik aus dem vergangenen Jahr. Da sind Kühe offenbar ein starkes Symbol.
So sieht man das jedenfalls bei der CDU in Ahaus. Sie hat sich zur Kommunalwahl am 25. Mai eine Kuh als Leittier gewählt. Dumm? Sowas wie "Kuhl" sagt da jedenfalls kaum wer. Im Gegenteil: Der Imagefilm auf Youtube erntet im Netz viel Spott.
In manchen Kommunen im Land ist es ja so, dass Parteien aufstellen können, wen sie wollen - sie werden dennoch gewählt. Demnach dürfte die CDU in Ahaus kaum Werbung nötig haben. Mit 49,7 Prozent lag sie bei der Kommunalwahl 2009 deutlich an der Spitze, hat im Rat die Mehrheit und stellt auch seit Jahren den Bürgermeister. Allerdings: 2009 verlor die Rats-CDU in Ahaus etwas mehr als 6 Prozent der Stimmen. Da wollte man in diesem Jahr wohl kein Medium auslassen, um seine Themen den Wählern zu präsentieren.
CDU wollte "was anderes machen, als nur Plakate aufzuhängen"
"Starke Köpfe - starkes Ahaus" heißt der Claim des Wahlwerbevideos, das für den Medien-Branchendienst Meedia "der wirklich schlechteste Imagefilm aller Zeiten" ist. Weil Kühe landläufig doof sind und nicht als Werbeobjekt taugen? Eine bekannte Schokoladenmarke jedenfalls ist da seit Jahrzehnten anderer Ansicht. Und CDU-Fraktionschef Thomas Vortkamp sagt der Presse, "wir wollten etwas anderes machen, als nur Plakate aufhängen". Man habe die Menschen "zum Schmunzeln und zum Nachdenken" bringen wollen und sehe die Kuh als Symbol für münsterländische Bodenständigkeit.
So also nimmt die Kuh im Film zwei Bankräuber aufs Horn, auf dass die Handschellen zuschnappen ("Sie gibt Sicherheit - wie die CDU"), zieht ein Kind aus dem Fluss Aa ("Sie schafft Vertrauen - wie die CDU") und wird durch die Ahauser Fußgängerzone geführt, wo eine Passantin ihr am Kopf krault ("Sie bedeutet Leben - wie die CDU").
"Starke Köpfe, starkes Ahaus"
Ginge es nach Bekanntheit, wäre es in Ahaus - dank des nicht nur vor Ort umstrittenen Atomzwischenlagers - für einen Film vielleicht passender gewesen, ein Fass Atommüll durch den Ort zu rollen. Aber da ist den Videomachern wohl nichts zu eingefallen. Dann lieber eine Kuh, die am Ende des Films von vier örtlichen Ratskandidaten in einen Verschlag geschoben wird. Was wohl zeigen soll, dass die CDUler vor Ort heimatverbunden sind und anpacken können.
Online erntet der Film denn auch das, was man erwarten kann: Spott. Und nicht zu wenig. Er ist aber auch ein viraler Erfolg und wurde bereits mehr als 54.000 mal angeklickt - das sind mehr Einwohner, als Ahaus hat. Nutzerreaktionen pendeln zwischen Entsetzen und Verunsicherung: "Heilige Scheisse", wird unter dem Video kommentiert, "ist das jetzt die Titanic oder vom Postillon?", fragt ein Betrachter, ein weiterer befindet: "Das ist das beste Satire-Video seit Langem".
Ein Wahlkampf mit Polit-Prominenz und Schnurrbart-Bingo
Selbst Profis sind beeindruckt: Die NDR-Satireshow Extra3 erklärt, "Extra3 hat mit diesem Clip nichts zu tun" und bekennt: "Wir können es immer noch nicht fassen, dass wir nicht selber drauf gekommen sind".
Dass sogar der ferne NDR über den Spot berichtet, habe man bei der Ahauser CDU nicht erwartet, sagt Fraktionschef Vortkamp. Aber so ist das, mit derartigen Produktionen: Sie werden als Sau durchs Dorf getrieben.
Bis ein anderer das Gesehene 'toppt'. Noch vor zwei Wochen hatte man beim Medien-Branchendienst Meedia einen Imagefilm der Grünen im badischen Weingarten auf Platz eins. Statt Kuh in der Hauptrolle mit Ratswahl-Kandidaten auf Bobbycars. (dae/WE)