Düsseldorf. .

Angehörige von Pflegebedürftigen werden oft schlecht über Pflegeangebote beraten und müssen in Notfällen von „Pontius nach Pilatus“ laufen. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) kritisierte, dass die Pflegeberatung fast ausschließlich durch Pflegekassen, Sozialhilfeträger oder Leistungserbringer durchgeführt wird. Da diese wirtschaftliche Interessen hätten, bleibe die Frage, ob der Bedürftige oder die Kostensteuerung Vorrang habe. Das NRW-Gesundheitsministerium bestätigte, dass Pflegeangebote für Betroffene oft unüberschaubar und von Kommune zu Kommune unterschiedlich seien. NRW plant im Sommer ein neues Alten- und Pflegegesetz, in dem Inhalte und Strukturen für alle Beratungsangebote verbindlich geregelt werden.

Nach einer Umfrage der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) hatten mehr als 60 Prozent keine schriftliche Information der Pflegekasse über Beratungsangebote erhalten. Wenn Menschen pflegebedürftig würden, müsse aber oft noch in der Klinik Hals über Kopf die Pflege organisiert werden, sagte die zweite Landesvorsitzende des SoVD, Renate Falk. Viele wüssten aber nicht, dass die Pflegeberatung daheim durchgeführt werden könne und hätten keine Ahnung von beruflichen Freistellungsmöglichkeiten.

In NRW sind 550 000 Menschen pflegebedürftig. Mehr als zwei Drittel werden zu Hause versorgt. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) plant eine große Pflegereform. Angehörige sollen bis zu zehn Tage bezahlte Auszeit vom Job nehmen können, wenn in der Familie ein Pflegefall eintritt.