Düsseldorf. .

Mit verstärkter Prävention soll in NRW verhindert werden, dass mehr junge Menschen in die gewaltbereite Salafisten-Szene abrutschen. Ein neu gegründetes Netzwerk will gefährdete Jugendliche und ihr Umfeld davor bewahren, „in die Radikalisierungsfalle zu laufen“, so Innenminister Ralf Jäger (SPD). Die ersten drei Kontaktstellen des bundesweiten Modellprojekts nehmen derzeit in Bochum, Bonn und Düsseldorf die Arbeit auf.

Anders als andere Aussteiger-Programme setzt das Projekt „Wegweiser“ früher an und wird vor Ort von lokalen Akteuren unterstützt. Allein 16 Institutionen – Jugendämter, Jobcenter, Moscheegemeinden oder die Polizei – suchen nach passgenauen Auswegen, sei es bei schulischen Problemen oder der Arbeitsplatzsuche. Jäger startete das Programm im Gebetsraum der Deutsch-Islamischen Moscheestiftung in Düsseldorf. Dem siebenköpfigen Trägerverein gehören auch vier Muslime an.

Besorgte Angehörige

Die Netzwerk-Partner akzeptieren ausdrücklich religiöse Überzeugungen, aber keine Gewalt zur Durchsetzung extremistischer Ziele. Die vertrauliche Beratung richtet nicht nur an die betroffenen Jugendlichen, sondern auch an Eltern, Geschwister, Freunde und Lehrer. Sie bemerkten oft als erste, wenn sich jemand verändert, so Jäger. Schon heute registriert das Innenministerium pro Woche zwei bis drei Anrufe besorgter Angehöriger.

Rund 1800 radikale Salafisten zählt die dynamisch wachsende Szene derzeit in NRW. Davon sind nach Einschätzung des Verfassungsschutzes etwa zehn Prozent gewaltbereit. Regionale Hochburgen sind laut Behördenchef Burghard Freier die Rheinschiene und das westliche Ruhrgebiet, der Aachener Raum sowie Wuppertal und Solingen.

Indirekt beklagte Jäger mangelnde Unterstützung des „Wegweiser“-Projekts durch die Islamverbände. Der Dialog auf allen gesellschaftlichen Ebenen sei derzeit „schwierig“.