An Rhein und Ruhr..
Ist der Niederrhein wirklich ein Zentrum islamistischer Gotteskrieger? Im syrischen Bürgerkrieg sind fünfzehn deutsche oder von hier stammende Islamisten im Kampf gegen das Assad-Regime getötet worden. Das sagte die Bundesregierung gestern. Vor allem in Dinslaken seien dschihadistische Gruppen aktiv.
Unter den Toten soll auch Abu Dawud al Almani sein. Der 19-jährige deutsche Konvertit, der aus dem Allgäu stammt, David G. heißt und enge Kontakte zur Dinslakener Gruppe hatte, soll bei einem Handgranatenüberfall bei Aleppo gestorben sein. Nach Allgäuer Medien identifizierten die Eltern des 19-Jährigen, aufgrund von ins Internet gestellten Leichenfotos, den Toten als ihren Sohn.
Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer der nach Syrien gereisten Islamisten höher als die offiziell genannten 300.
Nur wenige seien bisher zurückgekehrt, heißt es in dem Bericht der Bundesregierung. Sie schätzt die Zahl auf „ein Dutzend Rückkehrer mit Kampferfahrung“. Gegen sechs Syrien-Rückkehrer, von denen nach Einschätzung der Ermittler auch Terrorgefahr in Deutschland ausgehen könnte, ermittelt der Generalbundesanwalt. In NRW stehen 110 gewaltbereite Dschihadisten unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Generell versuchen die Fahnder, kampfbereite Islamisten an der Ausreise nach Syrien zu hindern. Das gelingt nur in einem geringen Umfang. Die Anzahl der verhinderten Ausreisen bewege sich „im niedrigen zweistelligen Bereich“, räumt die Regierung ein.
In einigen dieser Fälle sind für den Kampf taugliche Gegenstände gefunden worden: ABC-Schutzmasken, Tarnnetze, Einhandmesser, Handfesseln oder Schulterholster.
Nach wie vor gilt NRW als Hochburg von zum Syrien-Einsatz entschlossenen Islamisten. Laut FAZ ist die Dinslakener Dschihadisten-Szene, deren Mitglieder der verbotenen Organisation „Millatu Ibrahim“ nahe stehen, 23 Köpfe stark. Vier sollen in Syrien sein. Als zentrale Figuren gelten der Rapper Denis Cuspert und „Abu Osama“. Hinter diesem Kampfnamen verbirgt sich wahrscheinlich der Dinslakener Pizza-Bote Philip B., ein Konvertit.
Kleine Szene im Stadtteil Lohberg
In Dinslaken hingegen sieht man sich nicht als Hochburg: „Dass es im Stadtteil Lohberg eine Szene gibt, die sich radikalisiert, darf man nicht leugnen. Wir wollen es aber auch nicht dramatisieren“, so gestern Stadtsprecher Horst Dickhäuser zur NRZ. Und für die Duisburger Polizei (auch zuständig für den Staatsschutz) sagte uns Sprecher Ramon van der Maat: „In Lohberg gibt es eine kleine Gruppe von Salafisten, die wir unter Beobachtung haben. Ob die ganze Hysterie, die gerade hochkommt, berechtigt ist, wird sich zeigen“, zweifelt van der Maat.