Berlin. Google ist nicht der einzige, der an einer Sensor-Kontaktlinse für Diabetiker arbeitet: In Duisburg arbeiten Forscher an einem ganz ähnlichen Projekt. Sie gehören aber nicht zu einem Geheimlabor im Stile von Google X - sondern zum Fraunhofer-Institut. Und haben jetzt Grund zur Eile.
Der US-Internetriese Google will intelligente Kontaktlinsen auf den Markt bringen, mit denen Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren können. Dazu soll die Kontaktlinse "den Zuckergehalt in der Tränenflüssigkeit messen", wie die Projektleiter Brian Otis und Babak Parviz am Donnerstag im Blog des Unternehmens berichteten.
Wie so oft bei Ankündigungen von Google waren die Nachrichtensendungen am Freitag voll davon. Dabei arbeiten Forscher in Duisburg an einem ähnlichen Projekt: Das Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) in Duisburg hat zusammen mit einer niederländischen Firma einen winzigen Biosensor für Glukose entwickelt.
Der Sensor kann eine Woche auf dem Auge bleiben
"Die Konzentration von Blutzucker ist in der Tränenflüssigkeit etwa 50-mal geringer als im Blut", erläuterte IMS-Geschäftsfeldleiter Tom Zimmermann. Zudem träten Änderungen dort mit sieben Minuten Zeitverzögerung auf. Dennoch funktioniere der Biosensor. Der Patient könne sich ihn selbst ins Auge legen, wo er eine Woche in der Tränenflüssigkeit schwimmen könne.
Der Sensor sende Daten auf ein Gerät "so groß wie ein kleines Handy", das zugleich drahtlos Energie für die Messung liefere, ergänzte Zimmermann. In dem Biosensor wandele ein Enzym den Zucker Glukose unter anderem in Wasserstoffperoxid um. Der Sensor könne dieses messen, und die Daten weiterleiten. Ein Chip von 0,7 mal 10 Millimeter Größe enthalte das gesamte Diagnosesystem. Es gebe jedoch Einschränkungen: Menschen mit sehr trockenen oder gerade tränenden Augen sollten nicht messen.
Das Gerät soll noch vor dem von Google auf den Markt
Die Fraunhofer-Forscher arbeiten bei dem Projekt mit der niederländischen Firma Noviosense in Nijmegen zusammen. Das Gerät solle in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen, möglichst vor dem von Google, sagte Noviosense-Generaldirektor Christopher Wilson. Es gebe bereits erste kleine Versuche mit Menschen. "Wir sind froh über die Konkurrenz, denn dies zeigt, dass die Idee gut ist." Sie sei im Gemeinschaftsprojekt mit Fraunhofer-Institut entstanden. (dpa)