Krefeld/Essen.

Hauptschulen sind ein Auslaufmodell. Zwischen 2003 und 2012 wurden in NRW 160 Hauptschulen geschlossen. Der Trend geht weiter. Das Schulministerium zieht daraus Konsequenzen und hat festgeschrieben, dass sich Hauptschulleiter auf Chefposten in Gymnasien bewerben sollen. Das sorgt jetzt für einen Rechtsstreit .

Konkret geht es um die Nachbesetzung des Direktors am Fichte-Gymnasium in der Krefelder Innenstadt. Dass dort ein Hauptschullehrer zum Zuge kommt, hat den stellvertretenden Schulleiter des Gymnasiums vors Verwaltungsgericht Düsseldorf ziehen lassen. „Ich möchte wissen, worin mein Qualifikations-Nachteil liegt“, erklärt er auf Anfrage. Er hatte sich ebenfalls beworben. Aus seiner Sicht fehlen einem Hauptschulleiter viele Erfahrungen, die für die Gymnasialleiter-Stelle vorteilhaft seien. Dazu zähle der Vorsitz in Abitur-Prüfungskommission und -Ausschuss und Unterrichtserfahrung in der Oberstufe.

Beim Verband Bildung und Erziehung NRW (VBE) erwartet Justitiar Martin Kieslinger, dass sich derartige Klagen häufen werden: „Weil weiterhin Haupt- und Realschulen in NRW geschlossen werden“. Leitungspersonal an Haupt- und Realschulen hat Anspruch auf eine Leitungsposition. Das Stellenangebot aber sinkt.

Laut Schulministerium laufen derzeit 139 Haupt- und Realschulen aus: Sie nehmen keine neuen Jahrgänge mehr auf. Demgegenüber sind im Sommer 72 neue Sekundar- und Gesamtschulen an den Start gegangen. Die Folge: Leitungsstellen werden knapp. Dass Hauptschulleiter neue Perspektiven an Gymnasien finden sollen, ist für VBE-Landeschef Udo Beckmann „ein erster Schritt in die richtige Richtung“. Einem Gymnasium könne es „nur gut tun, wenn es von der langjährigen Erfahrung eines Hauptschulleiters profitieren kann“, meint er.

Auch beim Deutschen Beamtenbund NRW hat der stellvertretende Vorsitzende Andreas Bartsch „rechtlich keine Bedenken“ dagegen, Hürden unter den Schulformen abzubauen. So sei es nach wie vor Voraussetzung, dass Bewerber bereits im Studium die Qualifikation auch für den Oberstufenunterricht erworben haben; im Krefelder Rechtsstreit sei das der Fall. Laut VBE-Justitiar Martin Kieslinger haben viele Hauptschulleiter beide Qualifikationen, sind also formal auch für höhere Schulformen qualifiziert.

Die Nachbesetzung der Schulleiterstelle am Fichte-Gymnasium in Krefeld liegt vorerst auf Eis. Ursprünglich war der 1. Februar vorgesehen. Im NRW-Schulministerium sieht man in dem Rechtsstreit „eine normale Konkurrenzklage“. Ähnliche Klagen seien, sagt ein Sprecher, bisher nicht bekannt.