Ruhrgebiet/NRW. Die Polizeibehörden aus Hagen oder Oberhausen haben bereits eigene Facebook-Seiten: Jetzt wird an einem gemeinsamen Erlass gearbeitet. Mancherorts schwärmt man schon von der Interaktion mit den Bürgern - doch rechtliche Hürden bremsen das Projekt.

In Hagen ist sie gerade erfolgreich angelaufen. In Dortmund nutzt man sie schon lange, und in Münster war ihre Einführung bereits von Erfolg gekrönt: Die Facebook-Page der örtlichen Polizei-Behörde. Was auf den ersten Blick als Image-Polierer oder Rekrutierungs-Kanal erscheinen mag, kann ganz konkreten Nutzen haben. Nun bereitet das Landesinnenministerium die flächendeckende Einführung der polizeilichen Präsenz auf den Sozialen Netzwerken vor.

In Münster ist der Facebook-Auftritt der örtlichen Polizeibehörde nicht mehr wegzudenken. "Kein namhaftes Medium ist schließlich nicht auf auf einem oder mehreren Sozialen Netzwerken vertreten", sagt Pressesprecher Roland Vorholt. Der Account der Münsteraner ging am Anfang des Jahres an der Start: Seither habe man schon viele positive Erfahrungen gemacht, berichtet Vorholt.

Gestohlenes Fahrrad dank Hinweisen wiedergefunden

Da wäre zum Beispiel der Fall des gestohlenen Liegefahrrads. Es war Eigentum eines Schwerbehinderten, der auf das Transportvehikel angewiesen war. Kurzerhand entschieden die ermittelnden Beamten, die Facebook-Gemeinde um Hilfe zu bitten -- bei etwa 1200 Gefällt-mir-Angaben würde man immerhin eine gewisse Reichweite erlangen.

Und tatsächlich, die Kommunikation zwischen Polizei und Internet-Gemeinde trug Früchte. Etliche Hinweise gingen ein, und schließlich wurden die Beamten auf die richtige Spur geführt. Das Fahrrad wurde gefunden, der Fall gelöst.

Ein Fahrrad-Diebstahl mag nicht das kniffligste Rätsel darstellen, das die Polizisten der örtlichen Behörden in ihrem Arbeitsleben entschlüsseln müssen. Aber das Beispiel zeigt, dass der ungehemmte Austausch über Facebook durchaus konstruktiv sein kann. Und, dass die Nutzer an Detektivarbeit offensichtlich Spaß haben.

Große Resonanz

"Wenn wir über Fälle berichten, gibt es häufig große Diskussionen dazu", erzählt Vorholt. Die Öffentlichkeitsfahndung ist dabei keineswegs an der Tagesordnung: Dafür benötigen die Behörden einen richterlichen Beschluss. Und da beginnt die Problematik, die die Polizeipräsenz auf Facebook mit sich bringt.

"Wenn im Rahmen einer Fahndung Fotos ins Internet gestellt werden, muss sichergestellt werden, dass die Bilder nach dem Ende der Ermittlungen von den Servern gelöscht werden", berichtet Joachim Wawrzeniewski vom Landesinnenministerium NRW. Für die Presseportale der Polizei, auf denen Fahndungsfotos üblicherweise veröffentlicht werden, reicht ein Anruf bei der Presseagentur - dann werden die Fotos von der Servern genommen. "Bei Facebook ist das nicht so einfach", räumt Vorholt ein, "das liegt alles auf externen Servern, das kann man nicht mehr kontrollieren."

Datenschutz muss gewahrt werden

Die Polizei-News-Seiten auf Facebook, zum Beispiel "Polizei News - Essen", die Pressemitteilungen aus den Polizeiagenturen verbreiten, werden nicht von offizieller Hand geführt. Das sei im Grunde relativ unproblematisch, heißt es aus der Pressestelle der Essener Behörde. "Wenn die Verbreitung der Meldungen aber beispielsweise der Volksverhetzung dienen, müssen wir dagegen vorgehen", sagt Joachim Wawrzeniewski. Den Drahtziehern habhaft zu werden, sei allerdings schwierig, wie Ermittlungen im Netz insgesamt aufwändig und problematisch seien.

Die Preisgabe von Informationen und Fotos über Facebook ist eine der zentralen Fragen, mit denen sich momentan eine Arbeitsgruppe im Innenministerium des Landes NRW befasst. "Es geht schließlich um die Frage der Datensicherheit", sagt Wawrzeniewski, "ein aktuelles und sehr sensibles Thema." Die Polizeibehörden, die bisher auf Facebook aktiv sind, verlinken daher nur auf die Seiten des Presseportals, wenn es um Fahndungsfotos geht, anstatt sie direkt zu posten.

Azubi-Blog und Hinweisgrafiken

Auch die Dortmunder Polizeibehörde nutzt Facebook, und das bereits seit März 2011. Der Account dient der Personalwerbung: Im Azubi-Blog geben Auszubildende Einblicke in ihren Alltag. Seit Anfang der Woche präsentieren sich eine Handvoll weiterer Ruhrgebiets-Behörden auf Facebook, darunter Oberhausen, Gelsenkirchen, Mönchengladbach und Hagen.

Im Rahmen der "Riegel vor"-Aktionswoche erhielten die Behörden Sondergenehmigungen, erzählt Ulrich Hanki, Pressesprecher der Hagener Polizei. Damit können sie mit einer größeren Reichweite Tipps gegen Einbrüche und Diebstähle geben. Die Polizei postet Grafiken, auf denen Hinweise zur Sicherheit gegeben werden, die Nutzer teilen sie und verbreiten die Ratschläge so im Internet.

Einheitliches Facebook-Gesicht für alle örtlichen Behören

"Wir sind seit Montag auf Facebook unterwegs", berichtet Hanki, "Es ist für uns ein zusätzliches Kommunikationsmedium, das in beide Richtungen funktioniert. Wir lesen auch, was man uns schreibt."

Sobald im Innenministerium Vor- und Nachteile abgewägt worden sind, sollen die Polizeibehörden ein einheitliches Gesicht auf Facebook bekommen. "Dafür müssen wir überlegen, wie die Polizei auf den Sozialen Netzwerken auftreten möchte", informiert Wawrzeniewski vom Innenministerium NRW, "Die nötigen rechtlichen Schritte werden sorgsam geprüft und ein gemeinsames Konzept erstellt. Die Polizei kann schließlich vor Neuerungen nicht Halt machen, und die Sozialen Netzwerke gehören dazu." Ein Zeitpunkt für den Startschuss steht jedoch noch nicht fest.