Oberhausen. .

Wild-West im Ruhrgebiet: Mehrere Schüsse durch die Autoscheiben treffen einen Bandidos-Rocker, als er am Sonntag gegen 21 Uhr in seinem Ford Kuga an einer Ampel wartet. Der 25-Jährige tritt aufs Gas, kann sich mehrere Hundert Meter bis zur nächsten Tankstelle retten. Dort stürzt er aus dem Wagen und bricht zusammen. Er hat offenbar einen Lungendurchschuss erlitten, eine weitere Kugel hat ihn am Kopf verletzt.

Ein Notarzt behandelte den Rocker vor Ort. Der Mann wurde zunächst in ein Oberhausener Krankenhaus gebracht, wegen der Schwere der Verletzungen dann aber in die Essener Uni-Klinik verlegt. Vor beiden Krankenhäusern rotteten sich Dutzende Bandidos zusammen. Nach einer Not-OP stabilisierte sich der Zustand des 25-Jährigen. Gestern sollte er erneut operiert werden. Seine Freundin, die bei dem Anschlag mit im Auto saß, war vermutlich durch einen Querschläger am Kopf verletzt worden. Sie wurde vor Ort ambulant versorgt.

Die Essener Polizei bildete eine Mordkommission und übernahm den Fall. Gefahndet wird nach einem Fluchtwagen, über Details schwiegen die Beamten. „Wenn der Fluchtwagen schon bekannt ist, kann es ja nur eine Frage der Zeit sein, bis die Polizei die Täter gefasst hat“, zeigte sich Bandidos-Sprecher Micha gegenüber der NRZ überzeugt. Als Bandidos-Motorradclub verurteile und distanziere man sich von solchen Anschlägen.

Wenn der Zusammenhang mit dem Rockermilieu bislang auch nicht belegt ist: Ein Gewaltausbruch war befürchtet worden, seit sich in Oberhausen Hells Angels und Bandidos gegenüberstehen. Die Bandidos hatten ihre Filiale zwar 2012 aufgelöst, nachdem gegen einen Funktionär wegen Drogenhandels ermittelt wurde und ein Vereinsverbot drohte. Vor wenigen Wochen wurde sie aber wiederbelebt – worauf die Konkurrenz kurzerhand auch eine gründete. Beide Clubs zählen vor Ort etwa 20 Mitglieder. Dass die Hells Angels ihre Filiale schon nach einem Tag offiziell wieder auflösten, macht die Lage nur komplizierter.

Möglich, dass es sich um einen Racheakt handelt: Im Februar wurde ein Hells-Angels-Rocker auf dem Parkplatz eines Fast-Food-Restaurants in Sterkrade angeschossen. Als tatverdächtig galt ein Bandidos-Rocker aus Köln. Die Ermittlungen wurden aber jetzt eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft Duisburg mitteilte. Alle Beteiligten - auch das Opfer - hatten gegenüber den Ermittlern geschwiegen.