Düsseldorf. Der 31-jährige Gepäckdieb, der vor fünf Wochen einen Koffer im Flughafen stehen ließ und dadurch einen Bomben-Alarm und die Einstellung des Flugbetriebes in Düsseldorf auslöste, ist gefasst. Unglaublich: Der Algerier, nach dem mit Bildern aus den Airport-Überwachungskameras öffentlich gefahndet wurde, hielt sich zumindest die letzten Tage wieder in Düsseldorf auf - als wäre nichts geschehen. Er checkte in einem Hotel nahe des Hauptbahnhofes ein, ging dort ein und aus. Dieser Leichtsinn wurde ihm zum Verhängnis.
Angestellter verglichFahndungsfotos
Nur wenige Stunden, nachdem die Polizei am Montag bekannt gab, dass sie den Gesuchten anhand eines DNA-Vergleichs identifizieren konnte und Zeugen um Hinweise bat, wurde ein Hotel-Portier, der diesen Fall über die Medien verfolgte, stutzig. Den kenne ich doch, dachte er sich. Der sieht so aus wie einer der Hotelgäste. Der Angestellte verglich das Fahndungsfoto mit der bei der Rezeption hinterlegten Ausweiskopie des Gastes. Passt! Er alarmierte sofort die Polizei.
Doch bevor die Einsatzkräfte eintrafen, verließ der Gesuchte mit zwei weiteren Gästen das Hotel. Den Zivilfahndern blieb nichts anderes übrig, als sich auf die Lauer zu legen. Um 23 Uhr kehrte das Trio zurück. Beim Zugriff im Speiseraum kam es zum Gerangel, weil die beiden Begleiter, von denen einer leicht verletzt wurde, flüchten wollten. Bei der Vernehmung stritten die 33- und 43-jährigen ab, mit dem Gepäckdieb unter einer Decke zu stecken. Die Polizei musste sie wieder laufen lassen.
Gegen den Hauptverdächtigen selbst wurde Haftbefehl beantragt. Er räumte ein, seinen Lebensunterhalt mit Diebstählen von Koffern zu bestreiten und dafür von Land zu Land zu reisen. Er habe am 24. September auch den auffälligen Big-Ben-Koffer im Terminal gestohlen. Als er ihn geöffnet und mehrere Pulver gesehen habe, sei er von Drogen ausgegangen. Da habe er den Trolley schnell wieder zurückgestellt und das Weite gesucht.
Durchaus möglich, dass der 31-Jährige kalte Füße bekam. Wer will sich schon mit einem Drogenkartell anlegen? Mysteriös bleibt der Fall dennoch. Da erscheint ein Dieb und platzt, ohne etwas zu ahnen, in ein knallhartes Drogengeschäft, bei dem gerade neun Kilo Rauschgift den Besitzer wechseln sollten. Dass es sich hier nur um billige Backzutaten handelte, davon wollte er auch nichts gewusst haben. Die Polizei vermutet bisher, dass ein Dealer den anderen reinlegen wollte.
Was ist wahr, was ist unwahr? Da hat die Sonderkommission noch viel zu tun. Die will vor allem auch wissen, wem der Koffer tatsächlich gehörte. Von einem Reisenden aus Dubai, behauptet der Dieb. Doch wie er darauf komme, dazu sagt er nichts weiter.
Dem Flughafen und den Airlines ist ein Millionenschaden entstanden. Weil auf dem Röntgenbild das Pulver im Koffer wie Sprengstoff aussah, mussten der Airport geräumt und 140 Flüge gestrichen werden. „Wir haben vor, Schadensersatzansprüche geltend zu machen, wenn dies möglich ist. Das prüfen jetzt unsere Juristen“, sagt Flughafen-Sprecher Christian Hinkel nach der jüngsten Festnahme.