Essen. . Ist es das Schmuddelweter? Bei den Ärzten sind die Wartezimmer voll. In der Regel sind die Patienten aber nur erkältet, sagen Experten. Der Herbst und der Beginn der Heizungssaison machen es Viren nun leicht, sich zu verbreiten. Aber die Grippesaison beginnt in diesem Jahr später.

„Mich hat’s erwischt.“ Solche Begrüßungen hören Hausärzte in diesen Tagen immer öfter von ihren Patienten. Die Praxen sind voll mit Menschen, die schniefen und husten. Und auch im Büro und in der Bahn wird gekrächzt und geschneuzt. Kein Zweifel: Der Herbst ist da, die Erkältungswelle rollt.

Sind mehr Menschen erkältet als sonst?

Ja, bereits im September hatten es die Ärzte schon mit deutlich mehr Erkältungspatienten zu tun. „Das war eine kleine Welle, aktuell kommt der große Tsunami hinterher“, meint Dr. Michael Hill, Allgemeinmediziner und Kreisvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Essen. Auch am Niederrhein nimmt die Zahl der Patienten stetig zu – und das dicke Ende kommt noch: „Wir erwarten in den kommenden zwei Wochen aber noch eine enorme Steigerung“, sagt Dr. Michael Weyer, Chef der Kreisstelle Wesel der Kassenärztlichen Vereinigung.

Wer hat schuld an den vielen Erkältungen?

„Das deutsche Schmuddelwetter“, sagt Rolf-Günther Westhaus vom Apothekerverband. Kalte Temperaturen gepaart mit Regen machten es den Viren leicht. Im September habe es zudem einen rasanten Temperatursturz gegeben, der das Erkältungsrisiko erhöht habe.

Auch interessant

Anette Jurke vom Landeszentrum Gesundheit in Münster ist davon nicht überzeugt: „Eine Rolle spielt sicher, dass wir uns bei diesem Wetter mehr drinnen bei trockener Heizungsluft aufhalten.“ Dadurch werde die Nasenschleimhaut bei der Abwehr von Viren geschwächt. Aber richtig wissenschaftlich belegt sei der Zusammenhang zwischen vielen Erkältungen und Herbstwetter nicht – „es gibt sogar die Annahme, dass wir im Sommer genauso oft erkältet sind, das aber besser wegstecken“.

Was schützt vor Ansteckung?

Annette Jurke rät zu einer gesunden Ernährung, angemessener Kleidung, zu frischer Luft und vor allem zu Hygiene: „Hände waschen ist wichtig.“ Auch solle man darauf achten, sich nicht so oft selbst ins Gesicht zu fassen, wie man es sonst im Verlaufe eines Tages viele Male unbewusst tue.

Sollte ich trotz Erkältung arbeiten gehen?

Wer hustet und schnieft sollte sich – und seine Mitmenschen – schonen. Das gilt besonders für Berufstätige, die mit vielen Leuten zu tun haben – zum Beispiel in Kindergärten oder Pflegeheimen. Und es gilt, wenn man z.B. in Restaurants, Bäckereien und Metzgereien mit Lebensmitteln zu tun hat. „Da sollte man nicht arbeiten, wenn man krank ist“, sagt Jurke. Zu groß ist die Ansteckungsgefahr.