Weeze. . Nach dem Fund zweier Babyleichen in Weeze sitzt die 24-jährige Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Die junge Frau hat gestanden, ihre Kinder kurz nach der Geburt getötet zu haben. Nachbarn sind schockiert. Niemand hier kann sich die Taten erklären.

Eine Familientragödie erschüttert die kleine Stadt Weeze am Niederrhein. Auf einem ehemaligen Bauernhof an einer Ausfallstraße zur A57 wurden bereits am Montag zwei tote Säuglinge gefunden. Die Frau, die wohl die Mutter der Kinder ist, hat das eine Neugeborene nach eigener Aussage vor zwei Wochen getötet und das andere bereits vor etwa einem Jahr.

„Ich habe sie vernommen,“ sagt der Leiter der zuständigen Mordkommission in Krefeld, Gerd Hoppmann. Und die junge Frau habe die Taten „sehr intensiv beschrieben“, die Details aber seien zu schrecklich, als dass er in der Öffentlichkeit darüber reden möchte.

Vater der 24-Jährigen rief am Montagabend die Polizei

Der Vater der 24-jährigen Frau hatte am Montag gegen 21 Uhr die Einsatzleitstelle der Polizei in Kleve angerufen: Er habe einen Fötus gefunden, der „möglicherweise von seiner Tochter stamme“.

Auf seinem Bauernhof führte der Mann die Polizisten dann auf den Dachboden des Wohnhauses. Blut im ganzen Obergeschoss, im Schlafzimmer, das die Tochter ab und zu bewohnte, im Flur, im Badezimmer. Die Beamten fanden schließlich ein totes Baby, in Handtücher gewickelt. Ein Junge, voll ausgetragen.

24-Jährige wurde in Geldern festgenommen

Direkt im Anschluss führte der Mann die Polizisten zum ehemaligen Strohspeicher auf dem Hof: Da lag die stark verweste Leiche eines weiteren Säuglings, skelettiert, kaum noch erkennbar. Der Mann erzählte, er habe beide Leichen gefunden, nachdem seine Tochter ihm davon erzählt habe. Polizeispürhunde wurden eingesetzt, die Tiere stießen auf keine weiteren Spuren. Die Kriminalpolizei Krefeld übernahm die Ermittlungen.

Noch am Montagabend, etwa gegen 22.15 Uhr, wurden Polizisten im knapp 17 Kilometer entfernten Geldern wegen einer Ruhestörung alarmiert. Bei der Adresse handelt es sich um die Wohnung der geschiedenen Ehefrau des Hofbewohners. Die Beamten erhielten also den Auftrag, zu überprüfen, ob die 24-Jährige sich bei der Mutter aufhält. Was dann auch in der Tat der Fall war. Die Frau wurde von den Beamten festgenommen.

Beide Babys im Badezimmer zur Welt gebracht

Die Leichen habe die Frau zunächst in ihrem Zimmer versteckt, dann auf Strohspeicher und Dachboden. Hoppmann: „Die junge Frau konnte uns in der Vernehmung den Grund für die Tötung nicht wirklich schlüssig und nachvollziehbar darstellen.“

Auch die Nachbarn in Weeze, die am Mittwoch noch gar nicht wussten, welche Tragödie sich auf dem Hof abgespielt hatte, sind völlig ratlos und erschüttert. Sie hatten in der Vergangenheit zwar schon mitbekommen, dass es der Familie nach der Scheidung der Eltern vor vielen Jahren nicht besonders gut ging.

Sie wussten, dass die drei Kinder keinen vernünftigen Schulabschluss hatten, auch, dass die 24-Jährige nicht gerade Glück mit Männern hatte („Sie war wohl mal mit einem von der Kirmes liiert“ ), erklären können sie sich die Tragödie nicht. Eine Nachbarin fasst es in Worte: „Es gibt Adoption. Es gibt Babyklappen. Also warum?“

Die Staatsanwaltschaft Kleve ordnete die Obduktion der Kinder in der Rechtsmedizin in Duisburg an. Es gilt trotz der Aussage der Mutter festzustellen, ob die Säuglinge nach der Geburt noch lebten und – sofern noch feststellbar – was die Todesursache war. Die 24-Jährige sitzt wegen des Verdachts des zweifachen Totschlags in U-Haft.