An Rhein und Ruhr. .

Es hat sich Frust angestaut bei den Polizisten, nicht erst seit dem Spiel FC Schalke gegen PAOK Saloniki. Offen heißt es: Wir wollen nicht mehr den Kopf hinhalten für Dinge, die die Fußballvereine regeln müssten. Hinter vorgehaltener Hand kommt der Zusatz: Und wenn wir in Notsituationen helfen, werden wir auch noch beschimpft.

GdP-Landeschef Arnold Plickert hatte schon Ende August in einem Brief an die Schalker geschrieben: „Glauben Sie wirklich, meinen Kollegen macht es Spaß, in einem vollen Schalker Block einschreiten zu müssen, nur weil der Verein diese Situation nicht in den Griff bekommt?“

Vor gut drei Wochen, am 21. August, war das Playoff-Spiel in der Champions League zwischen Schalke und Saloniki nicht als „Risikospiel“ eingestuft worden, obwohl sich 220 griechische „Risikofans“ angesagt hatten. In der Arena wurden 274 Polizisten und 650 Ordner des Vereins eingesetzt. Schon vor dem Anpfiff hätten sich viele Griechen durch das rote Banner mit der alten mazedonischen Flagge provoziert gefühlt, hieß es gestern im Innenausschuss des Landtags in Düsseeldorf.

Schlagstöcke und Pfefferspray

Ungeklärt blieb, ob der Polizeieinsatz mit Schalke-Verantwortlichen abgestimmt war. Wegen der „aufgeheizten Stimmung“, so der Ministeriumsbericht, habe die Polizei in der Halbzeit auch mit dem Sicherheitsbeauftragten des Klubs über einen Einsatz als letztes Mittel gesprochen. Er habe daraufhin die Ultras im Schalker Block vergeblich aufgefordert, das Banner abzunehmen.

Ob es eine allgemein verständliche Stadiondurchsage gab, die das Einschreiten der Polizei ankündigte, ist ebenfalls offen. Dann schlug die Stimmung unter den zuvor friedlichen Fans schnell um. Auf Aggressionen („Scheiß Bullen“) sei „massive Gewalt“ von Ultras gefolgt: Faustschläge, Tritte und „Stechen mit Stangen“. In dieser „dynamischen Situation“ habe die Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray reagiert. Zur Schadensbilanz gehören 120 herausgerissene Sitzschalen im Saloniki-Block.

NRW-Innenminister Ralf Jäger verteidigte den Einsatzbefehl des Polizeiführers, sprach aber von offenen Fragen. Dabei gehe es um die Verantwortung von Schalke 04 und einzelner Fans, aber auch der Polizei. Kommunikationspannen wurden eingeräumt. Dass DRK-Helfer und friedliche Fans durch Pfefferspray verletzt wurden, bedauerte das Ministerium.

Tief sitzt die Verärgerung bei der Polizei, aber auch bei Jäger über Schalke-Geschäftsführer Peter Peters. Er habe nach dem Spiel alle Schuld für den „unverhältnismäßigen Einsatz“ bei der Polizei abgeladen. „Einige Vereine fühlen sich nur zuständig für die VIPs und schieben die Verantwortung an die Polizei ab“, kritisierte Hans-Willi Körfges (SPD).

Die Jäger-Entscheidung, ab sofort keine Polizisten mehr ins Schalker Stadion zu schicken, wurde von Polizeibeamten mit viel Sympathie aufgenommen. „Wir halten die Entscheidung des Ministers, den FC Schalke im eigenen Stadion selbst für die Sicherheit sorgen zu lassen, für richtig“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Karl-Heinz Kochs, der NRZ. Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in NRW signalisierte: „Wir unterstützen das.“ Jeder Verein sei selbst dafür verantwortlich, was im eigenen Hause geschehe.