Wuppertal. Weil sie notorisch schwarzfährt, Strafen jedoch nie bezahlt, hat eine 87-Jährige aus Wuppertal wieder Ärger mit der Justiz. Schon im Juni machte “Oma Gertrud“ bundesweit Schlagzeilen, weil sie wegen 400 Euro nicht bezahlter Strafe festgenommen wurde. Jetzt wurde erneut Haftbefehl gegen sie erlassen.

"Oma Gertrud" (87) droht als Schwarzfahrerin erneut Gefängnis: Weil die betagte Dame am Donnerstag einem Gerichtstermin fernblieb, erließ das Wuppertaler Amtsgericht "schweren Herzens" Haftbefehl gegen die 87-Jährige, wie der Richter ausdrücklich anmerkte.

Die 87-Jährige hatte bereits im Juni für Schlagzeilen gesorgt, als sie ins Gefängnis sollte, weil sie 400 Euro Geldstrafe wegen Schwarzfahrens nicht zahlen konnte. Keinem der beteiligten Beamten sei die Festnahme leicht gefallen, hatte ein Sprecher der Bundespolizei damals gesagt und eine Welle der Sympathie und Spendenbereitschaft für die alte Frau ausgelöst, die sich mit ihrer geringen Rente offenbar nicht über Wasser halten kann und nebenher putzen ging.

Frau sollte wegen 22 neuer Fälle wieder vor Gericht

Die "Bild"-Zeitung zahlte die Strafe damals und ersparte der alten Dame das "Kittchen". Allerdings soll sich die offenbar recht mobile Frau nicht wirklich geläutert gezeigt haben: Wegen 22 weiteren Fällen von Schwarzfahrerei sollte sich die bereits einschlägig verurteilte Frau am Donnerstag erneut vor Gericht verantworten.

"Der Fall zeigt die Widersinnigkeit des Systems der Ersatzfreiheitsstrafen und kennt nur Verlierer", sagte ein Sprecher des NRW-Justizministeriums auf Anfrage. Den Staat würde die Frau pro Hafttag 115 Euro kosten. Hinzu komme noch die medizinische Überprüfung ihrer Haftfähigkeit. Dabei könnte die durchaus rüstige Dame als Strafe doch besser Parks oder Kirchen säubern.

Die rot-grüne Landesregierung will deswegen eine bundesweite Reform der Strafgesetzgebung anstoßen. In entsprechenden Fällen sollen Richter als Strafe künftig auch gemeinnützige Arbeit verhängen können. (dpa)