Kalkar. .
Man könnte auch über das Thema Familie verzweifeln: Scheidungsrate, Patchwork, Armutsrisiko, Altersfalle, Humanvermögen und Pflegenotstand. Alles keine schönen Schlagworte, mit denen heute der Begriff ‘Familie’ in Zusammenhang gebracht wird. Eine intakte Vater-Mutter-Kind-Beziehung ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr oder gar gesellschaftliche Norm. Und ganz gewiss ist Familie anno 2013 nicht einfach nur ein „Projekt“.
NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers näherte sich beim Jahresempfang des Caritasverbandes Kleve im Kalkarer Rathaus dem heutigen Bild von Familie in einer sehr differenzierten, vielschichtigen Gastrede. Der Journalist möchte sich aber nicht lähmen lassen von den realen oder gefühlten Problemen der Familienwelt: Sie stimmen ihn vielmehr zuversichtlich, weil sie die ungenutzten Möglichkeiten spürbar machen. „Ich bin überzeugt: Wenn uns die Familie als klein und gestrig erscheint, dann nur, weil wir sie nicht größer denken.“
Rüdiger Oppers betonte in seiner Rede den Wert dieser gesellschaftlichen Keimzelle: „Die Familie kann starke Persönlichkeiten hervorbringen, ihnen eine mental verlässliche Startrampe bieten und – wenn nötig – auch den Raum für Rückzug und Neuanfang.“
Die Wertorientierung eines Menschen sei kein Fastfood, sondern entstehe mühselig durch Vertrauen in einer kleinen Gruppe in einem Netzwerk unkündbarer Beziehungen. Familie werde dringend als „Entwicklungshelfer für die offene, solidarische und menschliche Bürgergesellschaft“ gebraucht.
In gefährlichen Situationen haben familiäre Netzwerke eindeutig größere Überlebenschancen, so Oppers. „Wer einen vertrauten Menschen in Gefahr sieht, grübelt nicht lange, verharrt nicht in Larmoyanz und gibt nicht vorschnell auf. Keine staatliche Organisation kann das ersetzen.“