An Rhein und Ruhr. . Mit ihrem Sozialpreis zeichnet NRZ und Freddy-Fischer-Stiftung zum zweiten Mal Menschen an Rhein und Ruhr aus, die sich für eine lebenswerte Gesellschaft einsetzen. Jetzt wurden die Preisträger geehrt. 43 Bewerbungen hatten die Jury vor einige Mühe gestellt.

Ziemlich genau ein halbes Jahr ist rum, seit NRZ und Freddy-Fischer-Stiftung (benannt nach dem Moerser Unternehmer und Stifter Freddy Fischer) zum zweiten großen Solidaritätspreis aufgerufen haben. Mit der Aktion ziehen wir den Hut vor allen, die meist unsichtbar, freiwillig und mit großem persönlichem Aufwand dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft lebenswert bleibt. Diesmal geht’s um Engagement im Sport. Unterstützt wird die Aktion von Prominenten wie Otto Rehhagel, Kabarettist Frank Goosen oder Rot-Weiß-Essen-Chef Michael Welling – und durch aufmunternde Grußworte bereichert von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die gleichzeitig Schirmherrin des von der NRZ initiierten Vereins „Klartext für Kinder - Aktiv gegen Kinderarmut!“ ist.

Wir sind froh und stolz über 43 tolle Bewerbungen aus dem gesamten NRZ-Land, und konnten uns nach langen intensiven Jury-Debatten auf diese drei Sieger einigen. Sie erhalten Preisgelder von 4000, 2000 und 1000 Euro. Am 30. Juni werden sie im Rahmen eines besonderen Benefiz-Derbys an der Hafenstraße zwischen ETB Schwarz-Weiß Essen und Rot-Weiß Essen geehrt.

1. Platz: Fünf Platzwarte, ohne die nichts geht

Große Freude herrschte bei Theo Nieland, dass sein Vorschlag auserkoren wurde. Der Vorsitzende des Isselburger Stadtsportverbandes hatte Johannes Gasseling, Alfons Reyering, Heinrich Schmeink, Stefan Tekaat und Eduard Kreyenbrink vorgeschlagen, allesamt als Platzwarte im Bereich der Stadt Isselburg tätig. „Während in vielen Städten und Gemeinden die Sportanlagen durch die Kommunen gepflegt werden, sind es in Isselburg die Vereine selbst, die die Pflege übernommen haben“, erläutert Nieland. „Und zu selten wird diese umfangreiche ehrenamtliche Arbeit der Platzwarte auch entsprechend gewürdigt“.

Täglich drei bis fünf Stunden Arbeit

Johannes Gasseling ist schon seit drei Jahrzehnten für das Areal von Westfalia Anholt verantwortlich. Im Schnitt arbeite er dort täglich drei bis fünf Stunden, erzählt der 63-Jährige. Beim SV Werth können sie sich seit zwölf Jahren auf Alfons Reyering verlassen. Auch mit 76 Jahren ist der rüstige Rentner weiterhin mit großer Freude auf dem Areal am Pendeweg aktiv. Für die Tennisplätze beim TC Isselburg ist Eduard Kreyenbrink verantwortlich. Ebenfalls schon seit zwölf Jahren hält er die mitten im Wald gelegene Anlage in Schuss. „Mein Lohn ist ein Dankeschön vom Vorstand“, sagt der 77-Jährige. Erst 25 Jahre alt ist Stefan Tekaat, doch auch er pflegt schon seit zehn Jahren die Sportplätze beim 1. FC Heelden. Sein Hobby hat er als Gärtner inzwischen zum Beruf gemacht. Die drei Rasenplätze beim SuS Isselburg sind seit 18 Jahren das „Zuhause“ von Heinrich Schmeink. Bis zu dreimal pro Woche muss das Grün gestutzt werden. Da geht dann schnell mal ein ganzer Tag nur mit Rasenmähen drauf. Vom Gewinn wird sich der 65-Jährige wohl einen Urlaub gönnen. „Aber das geht natürlich nur in der Sommerpause.“

2. Platz: Seine Blauen Tiger sind auf dem Weg nach Rio

„Zweiter?“, ruft Aléxandros Christoudas mit aufgerissenen Augen, „wie soll ich das meinem Team erklären, die sind sonst nur erste Plätze gewohnt!“ Lange kann der Trainer der Handicap-Basketballer der Behindertensportgemeinschaft Sterkrade seine ernste Miene jedoch nicht beibehalten. „Nein, im Ernst. Das ist ja super und eine weitere Bestätigung für die tolle Mannschaft, die ich hier habe“, freut sich der 37-Jährige, als er vom zweiten Platz beim Solidaritätspreis von NRZ und der Freddy-Fischer-Stiftung erfährt. Als Fachübungsleiter des Behindertensportverbandes NRW trainiert er die Blue Tigers 04 mit großem Erfolg. „Unser Traum ist Rio 2016“, gibt Christoudas unumwunden zu. Um bei den dortigen Paralympics aufzulaufen, trainieren die 22 geistig behinderten Basketballer jede Woche.

Es gibt aber auch noch kurzfristigere Ziele. So fährt das Team am 22. und 23. Juni ins basketballverrückte Oldenburg, wo es zum dritten Mal bei der norddeutschen Basketball-Meisterschaft, dem Handi-Cup, teilnimmt – und zum dritten Mal gewinnen will. An Fans mangelt es übrigens nicht. Ein Doppeldeckerbus mit 73 Plätzen ist längst ausgebucht.

3. Platz: Thomas Karkens Schüler boxen sich durch

„Die Anne-Frank-Gesamtschule, der ABC Rheinkamp 1959 und auch ich sind sehr stolz auf den 3. Platz beim NRZ-Solidaritätspreis“, freut sich Boxtrainer Thomas Karken. „Der Gewinn des Geldpreises ist der Start für unseren neuen Schulboxring, der immerhin 5000 Euro kosten wird. Dieser Ring ist mobil, hat eine Breite von fünf Metern und eine Tiefe von 70 Zentimetern.“ Innerhalb von zehn Minuten kann der Ring aufgestellt werden. „Der wird dringend benötigt, um das Unfallrisiko zu senken, da bisher nur Bänke aufgestellt werden konnten“, erklärt Karken.

Boxstützpunkt geplant

Im neuen Schuljahr wird die Box-AG weitergeführt mit Schülern der 5. und 6. Klassen. Angedacht ist, an den bisherigen Trainingsstätten einen Boxstützpunkt zu errichten, wo dann alle Schulen zu Box-Kursen willkommen sind. „Es geht darum, die bisher angebotenen Kurse und auch kommende Kurse nicht zu verstreuen und überall teures Trainingsmaterial einzulagern, sondern konzentriert an einem Stützpunkt zu arbeiten“, begründet Karken die Überlegungen. Die Kooperation mit der Anne-Frank-Gesamtschule und dem SCI Moers soll dann soweit gehen, dass wir weiterhin für unsere Teilnehmer Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung anbieten können durch geschulte Pädagogen. „Dazu gibt es im Juli einen Besuch in Münster, wo es dieses bewährte Projekt -- Farid’s Qualifighting -- schon seit Langem gibt. In Münster wurde darüber eine Doktorarbeit geschrieben, und nunmehr erhält dieses Projekt sogar durch Landesmittel und städtische Mittel eine neue Halle mit den geeigneten Sozialräumen.“