Niederrhein.. Temperaturen um den Gefrierpunkt, der Einzelhandel verkauft mehr Regenschirme als Sommerkleidung: Das Wetter im Mai 2013 ist dürftig. Und manch ein Freibad zählt statt 5000 nur 300 Badegäste in der bisherigen Saison.

Wenn man Anita Schröder-Veltzke aus Dinslaken fragt, welcher Artikel sich derzeit besonders gut in ihrem Bekleidungsgeschäft verkauft, dann ist die Antwort recht ernüchternd. Es ist der Regenschirm. Das schlechte Wetter der letzten Wochen und Monate sorgt nicht nur bei Einzelhändlern für gedämpfte Stimmung. „Wenn man auch im Mai noch den Wintermantel tragen muss, dann kommen die Leute nicht auf die Idee, ein Sommerkleid zu kaufen“, sagt Schröder-Veltzke. Der viele Regen und die niedrigen Temperaturen seien nicht gerade motivierend, berichtet die 64-Jährige.

Vor ähnlichen Problemen stehen auch viele andere Einzelhändler und naturgemäß die Landwirte. Die meisten Deutschen haben genug vom schlechten Wetter und wünschen sich endlich Sonne. Im Fichtelgebirge und in der Schwäbischen Alb fiel gestern sogar Neuschnee. Nahezu alle Flüge für Fronleichnam und über den Brückentag sind bereits ausgebucht. „In vielen Regionen in Nordrhein-Westfalen wurden im Mai neue Kälterekorde verzeichnet“, erklärt Meteorologe Andreas Wagner. Düsseldorf meldete in der vergangenen Woche Tiefstwerte von nur 0,6 Grad Celsius.

Mehr als doppelt so viel Regen wie sonst im Mai in Düsseldorf

Allein in der Landeshauptstadt fielen 114 Prozent der sonst üblichen Regenmenge und auch die Anzahl der Sonnenstunden blieb mit nur 69 Prozent deutlich unterhalb des Normalwerts. „Wir sind durch den kalten März schon ziemlich spät in den Frühling gestartet. Inzwischen rufen die Bauern täglich bei uns an und fragen, wann sie mit zwei, drei aufeinander folgenden Sonnentagen rechnen dürfen“, so Andreas Wagner.

Das einige Kulturen bis zu drei Wochen hinter ihrem Zeitplan liegen, bestätigt auch Natascha Kreuzer, Sprecherin der Landwirtschaftskammer NRW. „Die Situation ist gerade für Erdbeeren und Spargel nicht so glücklich, da beide Pflanzen jede Menge Wärme benötigen.“ Viele Landwirte hätten Schwierigkeiten ihre Felder zu bestellen, weil sie mit dem Traktor nicht auf das nasse Feld können. „Allerdings“, so zitiert Kreuzer, „Mai Kühl und Nass, füllt dem Bauern Scheun’ und Fass.“

Brrrrrr! Nur 14,5 Grad Wassertemperatur im Freibad

Auch Landwirt Dirk Buchmann vom Schulte-Drevenacks-Hof in Hünxe kennt die alte Bauernweisheit. Vor allem für Getreide sei ein feuchter Boden von Vorteil. Der 49-Jährige glaubt, dass auch bei Erdbeeren und Spargel immer noch gute Ernten möglich seien - wenn auch in geringen Mengen. „Wenn ich mir das Wetter aussuchen könnte, dann wünsche ich mir jetzt 18 bis 20 Grad, relativ viel Sonne, aber nachts auch gerne ein paar kleine Schauer.“

Frank Skrube, 1. Vorsitzender beim DJK SV Poseidon in Duisburg bräuchte dagegen schon fast mediterrane Temperaturen, um das Freibad am Wolfssee voll zu bekommen. „Das Wasser hatte heute Vormittag lediglich 14,5 Grad. Zum Baden ist das natürlich absolut ungeeignet.“ Bislang zählt das Freibad gerade einmal 300 Besucher in den ersten fünf Monaten des Jahres. 2011 waren es im gleichen Zeitraum mehr als 5000 Gäste. „Der Sommer wird wohl sehr schleppend anfangen, aber wir hoffen auf zehn bis 15 sehr warme Tage, dann reicht das für uns aus“, so Skrube.

Vom Frühling weiter keine Spur

Auf besseres Wetter wartet auch Heino Breuer, der in Kevelaer ein Gartencenter betreibt. „Die ganze Branche ist sehr wetterabhängig. Der Winter war besonders lang. Wir erleben daher eine Verschiebung bis in den Sommer hinein.“ Viele Kunden seien nervös wegen des schlechten Wetters. „Solange die Terrassen dicht sind, machen die Leute nur das Nötigste und warten erst mal ab“, erklärt Breuer.

Die Aussichten bleiben vorerst wenig erfreulich. Meteorologe Andreas Wagner rechnet für die kommenden Tage mit weiteren Regenfällen. „Wer über das verlängerte Wochenende einen Kurzurlaub in den Süden Deutschlands plant, sollte sich über Hochwasser Gedanken machen. Auch im Weserbergland und in den Bereichen Sauerland und südliche Eifel muss mit Unwettern gerechnet werden. Etwas mehr Glück hat die Mitte von NRW. Hier gibt es am Sonntag sogar etwas Sonne.