An Rhein und Ruhr. .

Seit über zehn Jahren ist Prostitution in Deutschland legal. Wer in dem Gewerbe unterwegs ist, kann seine Tätigkeit anmelden, sich sozial- und krankenversichern. Hilft das seit dem 1. Januar 2002 gültige Gesetz wirklich Prostituierten – oder nur Zuhältern und Bordellbetreibern, fördert es gar Zwangsprostitution, indem es wahre Zusammenhänge verschleiert? „Das Gesetz hat die soziale Lage der Opfer von Menschenhandel nicht nachhaltig verbessert oder verändert“, heißt es im neuen Lagebild der Polizei in NRW. Nur 11,6% der Opfer hätten im vergangenen Jahr Prostitution als angemeldete Tätigkeit versehen (Vorjahr: 24%). Sprich: Das Gesetz erreicht nur einen geringen Teil der Opfer, geschweige denn, dass es ihnen Vorteile verschafft.

Mit großem Aufwand bemühen sich Polizei und Ordnungsbehörden den „Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“ einzudämmen. 927 Kontrollen gab es im vergangenen Jahr, dazu zählen teilweise große Razzien in den Rotlichtvierteln des Ruhrgebiets, der Städte an der Rheinschiene im Drei-Länder-Eck bei Aachen. Dass die Zahl der Verfahren, der Opfer und auch der Tatverdächtigen (von 148 auf 112) erneut gesunken ist, soll nicht über eine möglicherweise beträchtliche Dunkelziffer hinwegtäuschen. Das Lagebild spiegele nur einen Teil der tatsächlichen Entwicklung wieder, heißt es ausdrücklich.

Die meisten Opfer kommen aus Rumänien (22,1%) und Bulgarien (13,7%). Als EU-Bürger müssen sie, aber auch andere Opfer von Menschenhandel keine Abschiebung mehr fürchten: „Die Ausländerbehörden entscheiden im Zweifel für die Opfer“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes auf NRZ-Nachfrage. Trotzdem: Die Ermittlungen der Polizei gestalten sich in solchen Fällen weiter schwierig. Die Opfer schweigen aus Angst vor Repressalien Die Täter hatten sie mit falschen Versprechungen aus der Heimat gelockt und drohen mit Gewalt – auch gegen Familienangehörige. Schwer zu begreifen: Ein erheblicher Anteil der Tatverdächtigen waren Frauen, die zum Teil früher selbst Opfer von Zwangsprostitution waren.