An Rhein und Ruhr. . Ab dem Schuljahr 2014/15 werden grafikfähige Taschenrechner im Mathematikunterricht der gymnasialen Oberstufe zur Pflicht. Viele Eltern und Lehrer kritisieren die Entscheidung: Die Anschaffung sei teuer und unnütz.
Sie können Graphen von Funktionen zeichnen und schnell rechnen – auf manchen Geräten laufen sogar Spiele wie „Tetris“ oder „Super Mario“. Grafik-Taschenrechner bieten Schülern viele Funktionen und sollen deshalb ab dem Schuljahr 2014/15 verbindlich im Mathematik-Unterricht der gymnasialen Oberstufe eingesetzt werden. Jetzt allerdings wird Kritik laut: Viele Eltern und Lehrer scheinen den Sinn der Entscheidung zu bezweifeln.
Hohe Kosten für die Eltern,Technik schnell überholt
„Der Einsatz eines grafikfähigen Taschenrechners bedeutet für die Mathematik in der Sekundarstufe II eine erhebliche Erweiterung unterrichtlicher Möglichkeiten“, sagt Jörg Harm, Sprecher des Schulministeriums NRW. Hochpunkte und Tiefpunkte eines Funktionsgraphen können Schüler damit zum Beispiel bestimmen, oder Gleichungen lösen. Viele Schulen würden solche Rechner deshalb bereits nutzen, so Harm. Ab dem 1. August 2014 sollen es alle gymnasialen Oberstufen an Rhein und Ruhr sein. Viele Eltern sehen diesen Schritt allerdings kritisch. „Die Fähigkeit von Schülern, selbst zu rechnen, und der Überblick gehen verloren. Schüler können nicht mehr nachvollziehen, wie plausibel ein Rechenergebnis ist“, sagt Regine Schwarzhoff, Vorsitzende des Elternvereins NRW. Schon in den Grundschulen würden die Grundrechenarten heute nicht richtig durchgearbeitet. Schwarzhoff fordert: „Jedem Schüler muss ermöglicht werden, seinen Rechenweg logisch nachzuvollziehen. Alles, was von Hand gemacht wird, ist da unserer Meinung nach besser.“
Außerdem kämen auf die Eltern enorme Kosten zu. Denn Taschenrechner sind keine Lernmittel, sondern Gegenstände der persönlichen Ausstattung der Schüler. Das Schulministerium beziffert den Preis pro Gerät auf 60 Euro aufwärts, die unterschiedlich aufgebracht werden könnten. Die Möglichkeiten reichten „von einem Ausleih- oder Leasingverfahren, Unterstützungsmodellen zum Beispiel durch Fördervereine, bis zur Übernahme der Kosten durch die Eltern“, so das Ministerium.
Auch bei Lehrern stößt die Entscheidung auf Kritik – nicht nur wegen der Anschaffungskosten. „Bei Abitur-Prüfungen werden die Rechner erst 2017 zum Einsatz kommen. Wie sich die Technik bis dahin weiter entwickelt, weiß niemand“, sagt Ilse Führer-Lehner, Referentin für Bildungspolitik bei der Lehrer-Gewerkschaft Erziehung und Wissen NRW. Außerdem könne das, was die Rechner können, inzwischen jedes Smartphone.
„In einer Zeit, in der immer mehr Schüler Computer in der Schule nutzen, ist das sowieso hinfällig. Dann soll es lieber eine zusätzliche Software für die PCs geben“, nennt Elternvereins-Vorsitzende Regine Schwarzhoff einen weiteren Kritikpunkt. Laut Ministerium haben die Elternverbände das Vorhaben übrigens begrüßt. Der Elternverein NRW gehört aber offensichtlich nicht dazu. Schwarzkamp: „Es gibt Proteste in der Elternschaft.“