Märkischer Kreis. .

„Freie Fahrt mit dem Fahrzeugschein“ heißt es zwischen Lüdenscheid und Iserlohn in dieser Woche. Wer sein Auto stehen lässt und mit seinem Original-Fahrzeugschein in den Bus einsteigt, muss kein Ticket lösen. Offenbar verlockend, denn gleich an den ersten Tagen nutzten mehrere hundert Personen das Angebot. Die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) wirbt so um neue Kunden, um den Fahrgastschwund zu stoppen. Aber ist der Umstieg auf Bus und Bahn gerade auf dem Land eine echte Alternative zum eigenen Auto? Ein Beispiel.

Ein Mittwochmorgen im beschaulichen Ortsteil Altroggenrahmede der 18 000-Seelen-Stadt Altena. 8000 Einwohner weniger hat das Städtchen Schalksmühle und dorthin soll die Test-Reise gehen. Um 10.16 Uhr rollt der Bus mit der Nummer 37 ein. Knapp 20 Minuten später erreicht er Lüdenscheid. Das Drehkreuz im Nahverkehr in der Region. Von hier fährt Linie 48 nach Pöppelsheim, mit der 61 geht’s nach Kleinhammer. Und ohne Umweg über die Kreishauptstadt ist auch die Fahrt nach Schalksmühle nicht zu machen.

Dann heißt es Warten, denn erst um 10.57 Uhr geht die Reise weiter. Mit Linie 87. Satte 30 Haltestellen sind es bis zum Rathausplatz in Schalksmühle – und rund 30 Minuten Fahrzeit. Da lohnt es fast, sich etwas zum Lesen mitzunehmen. Vor allem für Berufspendler ist der Bus eine echte Alternative, denn die Strecke geht auch durch Gewerbegebiete, wo die Haltestellen noch so heißen wie die Firmen am Straßenrand.

„Wir befördern 33 Millionen Fahrgäste im Jahr“, erklärt MVG-Sprecher Jochen Sulies. 50 Prozent davon sind aber Schüler, und die Schülerzahlen in der Region sinken rapide. „Zudem fahren Ältere immer länger Auto und steigen nicht auf Bus und Bahn um. Wir brauchen also Maßnahmen, um Kunden zu gewinnen.“ Die Idee der Freifahrten mit dem Fahrzeugschein ist nicht neu, auch in Leipzig und Dortmund setzten die Verkehrsbetriebe auf diese unkonventionelle Art der Werbung.

Mit dem Taxi kostetdie Tour mindestens 30 Euro

Noch zwei Kurven und das Rathaus von Schalksmühle taucht zwischen den Bergen auf. 11.25 Uhr. Nach 1.09 Stunden ist das Ziel erreicht. Für gerade einmal knapp 13 Kilometer Wegstrecke ziemlich lang, für 4,70 Euro – so viel hätte das Einzelticket für die Fahrt gekostet – aber unschlagbar günstig. Das bestätigt auch die Taxifahrerin vor dem Supermarkt: „Zurück nach Altroggenrahmede? Mindestens 30 Euro.“ Dann doch lieber den Bus. Allerdings sollte die Fahrt wohl geplant sein, denn eine Rückfahrt gibt es nur einmal in der Stunde. Zeitmanagement ist bei der Fahrt mit dem ÖPNV auf dem Land alles.OE