An Rhein und Ruhr. . Der doppelte Abi-Jahrgang drängt in diesem Jahr an die Universitäten. Das wirkt sich auch auf den Numerus Clausus aus. Für viele schwindet dadurch die Hoffnung aufs Traumstudium. Wer Medizin an einer regulären Hochschule studieren will, braucht eine glatte Eins im Abiturzeugnis.

Eigentlich hat Mona das, was sich Arbeitgeber von jungen Menschen wünschen. Sie ist jung, zielstrebig, und sie brennt geradezu für ihren Berufswunsch: Mona will Ärztin werden. Die junge Frau steht mit knapp 18 vor den Abiprüfungen, die sie mit guten bis sehr guten Noten abschließen will nach zwölf Jahren Schulzeit. Beste Voraussetzungen also, den Berufswunsch umzusetzen? Nein. Denn Mona hat sich einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht - sie konkurriert mit einem Überangebot an Bewerbern aus dem doppelten Abiturjahrgang. Es gibt nicht für alle genug Studienplätze, schon gar nicht für begehrte Studiengänge. Unternehmen, Behörden und Unis sieben aus, wollen nur die Allerbesten. Auch Mona musste die erste Schlappe einstecken - ausgerechnet bei der Bundeswehr, bei der sie sich voller Hoffnung für eine Offizierslaufbahn des Sanitätsdienstes beworben hatte.

Als der Umschlag mit ihrer Bewerbung zurückkam, war Mona enttäuscht: „Ich habe so hart gearbeitet“, sagt sie. So richtig konnte ihr bisher keiner erklären, warum sie eine Ablehnung für die Laufbahn als Offizierin des Sanitätsdienstes kassierte, „wo die Bundeswehr doch ständig Werbung macht für Nachwuchs“.

Sie bräuchte eine glatte Eins

Im Antwortschreiben der Bundeswehr heißt es lediglich: „Auf Grund der großen Zahl an Mitbewerbern (...) führt das Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr eine Vorauswahl durch. Nach dem Ergebnis (...) konnten Sie sich gegenüber leistungsstärkeren Mitbewerbern nicht durchsetzen.“

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Mona will Ärztin werden, seitdem sie denken kann: „Ich fand Krankenhäuser als Kind schon faszinierend.“ Später hat sie freiwillig ein Praktikum im Krankenhaus absolviert mit so viel Engagement, dass man sie am liebsten gleich da behalten hätte. Sogar bei einer Operation durfte sie zuschauen. Im Krankenhaus hatte Mona eher den Eindruck, dass es an Ärzten mangelt: „Dafür arbeiteten Mediziner aus Marokko und China dort.“

Mona wählte Biologie-Leistungskurs. Auf ihren Zeugnissen stehen Bemerkungen darüber, dass sie Erste-Hilfe-Kurse absolvierte, als Schulsanitäterin tätig war oder als „Peer Leader“ in der Schüler-Drogenberatung. Monas Noten sind Gut und besser. Auf eine „glatte Eins“ kommt sie im Durchschnitt aber nicht.

Zehn Jahre Wartezeit

Genau das würde sie aber brauchen, um an einer regulären deutschen Uni Medizin studieren zu können. Zehn Jahre Wartezeit hat man ihr an der Uni Duisburg-Essen mit einem Zwei-Plus-Schnitt vorausgesagt. Ein Studium im Ausland kommt ebenfalls nicht in Frage. Mona hat noch eine Schwester, die Familie hat nur einen Verdiener. Da möchte sie den Eltern nicht über Gebühr auf der Tasche liegen.

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Die Bundeswehr erschien ihr schon länger als passende Alternative: „Mir war auch klar, dass ich mich dann auf Jahre verpflichten müsste. Ich hätte auch kein Problem damit, zu Einsätzen ins Ausland zu gehen.“ Mona ließ sich in Herbst 2012 in Wesel im Karrierecenter beraten, bewarb sich kurz darauf für die Offizierslaufbahn und wurde im Januar zum schriftlichen Einstellungstest eingeladen.

Ausbildung als Krankenschwester

Demnach ist Mona kerngesund, ihrem Karriereberater zufolge lag auch ihr Testergebnis „im Bereich der Champions League“. Allerdings - in Biologie „nur“ eine Zwei plus, das könnte hinderlich sein.

Was es letztlich war, wird Mona nicht herausfinden, ebenso wie viele tausend Abiturienten, die ebenfalls gerade an ihren Wünschen scheitern. Sie bekam die Ablehnung noch vor dem so genannten „Assessment-Center“, in dem Offiziers-Anwärter ein weiteres mehrtägiges Auswahlverfahren durchlaufen müssen.

Nun beginnt Mona nach dem Abitur eine Ausbildung als Krankenschwester. Und dann? Mal sehen. Aufgeben ist nicht ihre Sache.