Mettmann. Der Naturschutzbund Deutschland versucht, die Nordrhein-Westfalen darauf vorzubereiten, dass Isegrimm demnächst wieder durch die Wälder streifen wird. Dabei gilt es vor allem, alte Vorurteile abzubauen. Denn die Erfahrung aus anderen Bundesländern, wo der Wolf bereits wieder heimisch ist, zeigt: Der tut nix, der will nur leben.

„Die Frage ist nicht, ob der Wolf in die Eifel zurückkommt, sondern nur wann.“ Wenn Josef Tumbrinck, der Vorsitzende des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), das sagt, dann klingt das nicht nach einer Warnung, sondern eher wie „Willkommen Wolf!“ Und genau so heißt auch die Sonder-Aktion, mit der das Neanderthalmuseum in Mettmann im Rahmen seiner „Wölfe“-Ausstellung die Angst vorm bösen Wolf nehmen und neugierig machen will auf einen Räuber mit miserablem Image. Vor 100 Jahren in Deutschland ausgerottet, ist er kurz davor, auch nach NRW zurückzukehren. Und was dann?

Was tun, wenn er wieder da ist?

Willkommen Wolf? Für NRW gilt das bisher nur bedingt. Zwar will man auch in der Nordeifel bereits einschlägiges Geheul vernommen haben, aber klar zu identifizieren war das nicht, und Jubel hat das bei den Menschen auch nicht gerade ausgelöst. Und jenem Wolf, der den Mut hatte, sich im April 2012 der Landesgrenze bis auf eine Tageswanderung zu nähern, ist das gar nicht gut bekommen: Er wurde erschossen, verbotenerweise. Damit das nicht passiert, fordert der Nabu-NRW schon lange einen Management-Plan der Landesregierung, um die Öffentlichkeit auf den Fall des Falles vorzubereiten. „Vor zwei Jahren hat sich mal ein Arbeitskreis getroffen“, sagt Nabu-Sprecherin Birgit Königs, „dabei ist es leider geblieben.“

Das Interesse der Bürger scheint immerhin groß: Rund „18 000 Menschen und 104 Hunde“ haben nach Angaben des Museums die „Wölfe“-Schau unterm Dach der Neandertaler bisher besucht. (Die Hunde kamen mit ihren Herrchen zu den so genannten „Doggy Days“). Noch bis zum 17. März sind hier - mit Unterstützung des Senckenberg Museums in Görlitz - genügend Gründe zu besichtigen, gelassen auf das „Lupus ad portas“ zu reagieren. Die Gründe stützen sich auf Erfahrungen in der Lausitz, wo es schon seit 10 Jahren wieder wölfelt, ohne dass auch nur ein einziger Fall bekannt wurde, in dem ein Wolf einen Menschen angegriffen hätte. Sogar die anfangs skeptischen Jäger und Schafsbetriebe der Region haben Entwarnung gegeben: Der tut offenbar nix, der will nur leben.

Rotkäppchen wird nicht gefressen

Besonders gut weiß darüber Alexander Gebhardt Bescheid. Er ist ehrenamtlicher Wolfsbotschafter des Nabu und rührt am 16. März von 10-18 Uhr im Neanderthalmuseum die Werbetrommel für Meister Isegrims Rückkehr. Er will, dass sich NRW furchtlos und planvoll auf die Wölfe vorbereitet. Dazu hat er viele Argumente und etliche „interaktive Expeditionskisten“ mitgebracht, die im Rahmen der aktuellen „Wölfe“-Schau ausprobiert werden dürfen. In einem Tarnzelt können Besucher selber heulen und dabei herausfinden, welcher „Heultyp“ sie sind: eher der einsame alte Wolf, der hungrige Welpe oder der letzte Heuler. Wer mag, kann schon jetzt im Wolfskot unter Glas erforschen, was die Tiere gefressen haben. Und sehen: Rotkäppchen war nicht darunter.

Wer mag, kann Herrn Gebhardt sicher auch darüber ausfragen, wie Odins Wölfe Geri und Freki dazu beigetragen haben, den Ruf des Wolfes schon bei den ollen Germanen zu ruinieren, welche Rolle der finstere Fenriswolf beim Weltuntergang Ragnarök gespielt hat (er fraß zu Beginn der Götterdämmerung zunächst den Mond und dann Odin persönlich) und wie viele Menschen in den vergangenen 50 Jahren in Europa durch Wölfe getötet wurden (neun, wobei fünf davon die Tollwut hatten).

In Mettmann gibt es speziell für Kinder neben Anleitungen zum Wolfsspurenlesen, Filme, Heulkonserven, Märchenstunden und ein dunkles Waldlabyrinth, in dem sich Tierstimmen erraten lassen. Und die 14 000 Jahre alten Gebeine des ältesten Hundes Deutschlands (aus Oberkassel) belegen, wie seit der Steinzeit der Wolf gattungsmäßig allmählich auf den Hund kam. Wem die Exponate und Infos im Neandertal nicht genug sind und das Warten auf die Wölfe in NRW zu lange dauert: Sie sind ja schon da. Zum Beispiel im Oberhausener Kaiserpark und im Niederrheinpark Plantaria zu Kevelaer. Und natürlich in den Zoos an Rhein und Ruhr, aber - noch - hinter Gittern.