Kaarst. Einmal im Monat trafen sich Senioren zu einem Tanztee in einem Hotel in Kaarst-Büttgen. Der Eintritt war frei, es wurde Live-Musik am Klavier gespielt. Weil die Betreiberin dafür Gema-Gebühren zahlen sollte, gibt es den Tanztreff nun nicht mehr. Und der Ärger bei den älteren Besuchern ist groß.

Hans-Heinrich Eichler ist ein "leidenschaftlicher Tanzmensch". Doch für den 78-Jährigen aus Kaarst hat es sich nun erst mal ausgetanzt. Zumindest was den Seniorentanz angeht, den der Witwer besuchte. Die Veranstaltung, zu der jeden ersten Donnerstag im Monat ins Hotel Sportforum in Büttgen 25 bis 35 Senioren kamen, gibt es nicht mehr. Der Grund: Die Gema will Gebühren für die Live-Musik, die dort gespielt wurde.

"Ich bin dort sehr gerne hingegangen", sagt Eichler. Der ältere Herr musste nur ein paar Haltestellen mit dem Bus fahren. Der Eintritt war frei, Mindestverzehr von 4,50 Euro. Und die Musik war genau Eichlers Geschmack: Ein Pianist spielte Swing. Dann war plötzlich Schluss damit. Ein Mitarbeiter der Gema kam im Juli in das Hotel, weil er eine Anzeige für den Seniorentanz gesehen hatte. Hotelbetreiberin Susann Losseff sollte mehr Gema-Gebühren zahlen.

Betreiberin muss für den Tanztee tief in die Tasche greifen

Losseff versteht das nicht: Als Hotelbetreiberin überweise sie ohnehin Gema-Gebühren, dass sie nun noch zusätzlich für den Tanztee in die Tasche greifen muss, kann sie nicht verstehen: "150 Euro pro Monat sollte ich zahlen." Das sei dreimal so viel, wie sie vorher zahlen musste. "Ich kann das Geld nicht umlegen. Das sollte ja keine Veranstaltung zum Verdienen sein, sondern einfach nur eine Anlaufstelle für die Senioren."

Nachgefragt bei der Gema erklärt Gabi Schilcher, dass sich Veranstalter an das Urheberrecht halten müssen, wenn sie Musik öffentlich nutzen. Das gilt auch für einen Seniorentanz. "Sie sollen tanzen, gerne jeden Tag, aber die Urheber der Musik haben auch das Recht, dass bezahlt wird", sagt Schilcher. Das sei wie mit Strom, da zähle auch nicht, ob der Veranstalter etwas Gutes tue, er müsse den Strom trotzdem zahlen.

Auf einem Ball rempelte er Helmut Kohl

Der Tanztee sei beliebt gewesen, sagt Eichler. Der 78-Jährige tanzt gerne, früher etwa mit seiner Frau auf Bundes- und Landespressebällen. Einmal hat er sogar Helmut Kohl auf einem Ball angerempelt, erzählt er. Natürlich nicht mit Absicht. "Wir waren früher häufig auf Tanzveranstaltungen. Leider gibt es die nicht mehr in diesem Ausmaß." Nach der Schließung des Seniorentanzes in dem Hotel müsste Eichler nun bis nach Krefeld fahren. Aber das ist ein weiter Weg.

Auch bei Susann Losseff, der Betreiberin des Hotels Sportforum, ist die Enttäuschung groß. "Der Tanztee war ein Anlaufpunkt für die älteren Menschen." Es sei hauptsächlich darum gegangen, dass sich die Senioren dort treffen und miteinander reden können. "Viele sind auf sich selbst gestellt." Die Senioren und Hotelbetreiberin Losseff wollen sich nicht unterkriegen lassen. Sie suchen nun nach einem anderen Weg, den Tanztee am Leben zu erhalten.