Pristina. .

Es ist auch noch Tauwetter. Der Schnee schmilzt dahin, verwandelt den Ortsteil in eine gruselige Matschlandschaft und verstärkt das Bild des Jammers. Selbst den Kindern macht das alles keinen Spaß, viele haben aber auch zu große oder löchrige Schuhe an. Rund 5000 Menschen wohnen hier am Rande der kosovarischen Hauptstadt Pristina, sie nennen sich Roma, Aschkali oder Ägypter, sie alle wissen, dass sie in einem wahren Drecknest leben. Sie alle wollen weg, nach Deutschland und in die anderen Länder der reichen Welt.

Fast die Hälfte der Bewohner hat das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht. So gut wie keins der Kinder geht zur Schule. Selbst wenn die Eltern das wollen, verhindern die Leiter der umliegenden Schulen, dass die Kinder aufgenommen werden. Der Staat versucht das zu ändern, scheitert aber an der fehlenden Akzeptanz der albanischen oder serbischen Bevölkerung im Kosovo.

Wenig besser ergeht es nach einer Unicef-Studie den Roma-Kindern, die vor ihrer Abschiebung lange in Deutschland gelebt und dort Unterricht hatten. Auch hier gehen drei von vier Kindern nicht mehr in die Schule. Kein Wunder also, dass 99 Prozent der Jugendlichen keinen richtigen Job finden. Und auch 96 Prozent der Erwachsenen haben nur einen „Lebensunterhalt“: Sie sammeln Müll in der Stadt und versuchen ihn irgendwie noch zu verticken.

Die Organisation „Health for All“, die von Care Deutschland unterstützt wird (www.care.de), hat ein Haus der Hoffnung in den Slum gebaut. Hier gibt es gesundheitliche Aufklärung, die auch wirklich Not tut, denn Infektionskrankheiten haben in dieser Hüttenwelt aus Feuchtigkeit und Dreck leichtes Spiel. Besonders die Tuberkulose greift gerade um sich.

„Kosovo ist Scheiße“

Ein junger Mann tritt heran, er spricht Deutsch. „Ich heiße Bashkim, ich habe vier Jahre in Hannover gelebt. Dann kam die Abschiebung. Vorher hatte ich eine Zukunft, jetzt habe ich nichts mehr.“ Eine Frau mischt sich ein: „Berisha, zwölf Jahre Bad Neustadt. Dann kam die Polizei. Jetzt bin ich hier. Keine Arbeit, überall Wasser in der Hütte. Kosovo ist Scheiße.“

Das Problem: Im Kosovo gibt’s eh kaum Arbeit. Und wenn Jobs da sind, werden sie niemals an Roma vergeben. Sagen auch die Kosovaren. Sie wollen keinen Streit im Betrieb. Denn die Roma wurden im Krieg von 1999 gleich zweimal bestraft. Erst von den Serben, weil sie zum albanischen Widerstand hielten, dann nach dem Nato-Angriff von den Albanern, die sie als serbische Spitzel denunzierten und verfolgten. Prügelknaben.

Kosovo 2013: kein schöner Platz für Roma, Aschkali und Ägypter.