An Rhein und Ruhr. . Die Neuregelung der Reisekosten für Lehrer polarisiert. Stimmen, die Inlandausflüge statt teurer Auslandsfahrten fordern, werden lauter.

Zu teuer? Noch zeitgemäß? Pädagogisch sinnvoll? Klassenfahrten sind ein Aufregerthema. Das zeigen auch die vielen Leserbriefe, die uns zugeschickt wurden. Wir haben uns vorbehalten, umfangreiche Zuschriften zu kürzen.

„Es ist schon verwunderlich, dass die Landesregierung nach den Niederlagen vor Gericht den pädagogischen Wert von Klassenfahrten infrage stellt. Als die Lehrer noch selber zahlten, war dies kein Thema, also ist es doch scheinheilig jetzt eine pädagogische Debatte führen zu wollen, wobei es nur um die Vermeidung der Mehrkosten geht. Übrigens, Ihre Berichterstattung über Klassenfahrten nach Australien und in Luxushotels spiegelt in keinem Fall die Klassenfahrten wider, die ich in meiner 15-jährigen Berufspraxis erlebt habe und ist dem Thema auch nicht besonders dienlich.“
Arnd Nolte, Gesamtschule Borbeck Essen

„Der Besuch eines nahe gelegenen Schullandheims hat und hatte für viele einen großen Erlebnis- und Erinnerungswert. Das Verweilen in so einer Einrichtung ist ein sinnvoller Teil der Erziehung. Es ist daneben auch ein Erziehungsbaustein, der die Kinder und Jugendlichen vom teuren Reise- und Konsumwahn auf unsere schöne Heimat lenkt. Welche Kinder kennen das Sauerland, die Eifel, die Rhoen?“
Peer Gunter Groll, per E-Mail

„LehrerInnen sollten kostenfrei an der Klassenfahrt teilnehmen können, da sie eine hohe Verantwortung tragen und es kein Urlaub ist, sondern anstrengend und nervenaufreibend.“
Dagmar Gorjup, Voerde

„Unsere beiden Kinder (19 und 20 Jahre) haben diverse Klassenfahrten mitgemacht. Fazit: Je älter, desto schlimmer. Lange Fahrten, keine Klassengemeinschaft, nur Gruppenbildung, fehlendes Programm, ganz abgesehen von zu viel Alkohol und das nicht nur bei den Schülern! Anschließende Schäden in Hotelzimmern oder Kinder, die extra in Österreich abgeholt werden mussten, haben uns als Eltern dann schon nicht mehr überrascht. Auch die Resonanz der Schüler nach der Fahrt hielt sich in Grenzen. Da stelle ich mir ganz klar die Frage nach dem Sinn einer Klassenfahrt.“
Dorothea Lange, Mülheim an der Ruhr

„Mein ‘weitestes’ Klassenfahrtziel war bisher die Eifel. Mache ich nie wieder, weil die Anreisekosten zu hoch sind und die Heimreise eines Schülers, der einen Mitschüler zusammenschlug, nur mühsam zu organisieren war. Normalerweise nutzen wir und unser Gepäck öffentliche Verkehrsmittel – dreimal umsteigen inklusive. Ich durfte ein Zwölf-Quadratmeter- Zimmer mit drei entnervten Kolleginnen teilen. Anderorts traf ich in „meiner“ Dusche den Kollegen einer anderen Schule, der wohl auch nicht wusste, dass wir ein gemeinsames Bad hatten. Ein Klacks gegenüber der gemeinsamen Nutzung der Sanitäreinrichtungen mit behinderten Jugendlichen aus desolaten Familienverhältnissen! Um all diese – und noch viele andere – Erlebnisse zu haben, habe ich bisher noch für jede Klassenfahrt selber bezahlt.
S.Heinemann, Förderschullehrerin aus Essen

„Was soll das? Wieso eine Klassenfahrt nach Spanien oder Australien, was ich schon mehr als übertrieben finde. 5 Sterne Hotels. Es soll doch eine Fahrt werden, die auch für alle bezahlbar ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Eltern einer Klasse, mal eben 800 - 1000 Euro plus Taschengeld ausgeben können. Wer möchte sich da outen und sagen, das Geld habe ich nicht. Hier wäre zum Wohle der Gemeinschaft ein bisschen Bescheidenheit angebracht. Diese teuren Urlaube können Jugendliche auch später noch unternehmen, wenn sie ihr eigenes Geld verdienen.“
Jan-Peter Wilke, Mülheim

„Warum müssen teure Klassenfahrten gemacht werden? Nicht jeder hat das Geld dazu. Ich teile voll und ganz die Meinung von Frau Regina Schneider, Leiterin der Walter-Bader-Realschule, in Xanten. Warum wird nicht mal eine Radtour gemacht? Unser Niederrhein bietet dazu wunderschöne Möglichkeiten.“
Roswitha Wambach, Neukirchen-Vluyn

„Die Kinder kennen Deutschland kaum noch und fahren ins Ausland. Die Lehrer können in ihren Ferien fahren, wohin sie wollen, und die Eltern auch. Aber warum müssen Schulkinder weite Schulfahrten machen? Heute muss es immer weiter, höher, exotischer sein.“
Renate Bartosz, Moers

„Es ist doch eigentlich gar nicht so schwer: Man verfasst und erlässt eine Richtlinie, die die Zahl der Klassenfahrten und eine Kostenobergrenze verbindlich festlegt. Daraus kann man sehr leicht ein Budget pro Schule errechnen, das diese Richtlinie erfüllbar macht.“
Ulrich Giese, Essen

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