Essen. Der Schnee kam wieder morgens - und scheinbar völlig unerwartet. Weit mehr als 600 Kilometer Stau auf den Straßen in NRW, viele Unfälle in Ruhrgebietsstädten und Störungen im Bahn- und Busverkehr waren die Folge. Eine Bilanz des Schneetages in NRW und wie es weiter geht.

Dass der Schnee aber auch immer in den Berufsverkehr schneit. „Zwei Stunden später“, glaubt Andreas Neuen, Wettermann bei Meteomedia in Bochum, „hätte er keinen interessiert.“ Oder sonntags. Aber natürlich kam der Schnee sachte um sechs und satt um sieben übers Land, „genau über das Ruhrgebiet“. Und das blieb in ihm stecken, wieder mal. Ein paar Fragen und Fakten zum Schnee von gestern.

Was fiel da vom Himmel?

Der Schnee von Dienstagabend, Münster, war nicht derselbe wie der von Mittwochmorgen, Mülheim. Im Norden hatte Straßen.NRW seine Räumfahrzeuge schon ab sieben auf die Wege geschickt, sie fuhren durch in Zwölf-Stunden-Schicht. „Aber das waren nur Schauer, hinter Haltern war danach nichts mehr“, sagt Meteorologe Neuen

Im Ruhrgebiet fiel der Schnee am frühen Morgen aus einem anderen Tief, nass war er und also schwer, weil die Temperaturen die null Grad von oben nur touchiert haben. Schnee-Fegen ging nicht, es mussten schon Schaufeln her. Mit ein paar Zentimetern war zu rechnen gewesen, die hatte man auch bei den Straßendiensten „geahnt“ – aber dann waren es zehn, zwölf, sie fielen in die Stoßzeit und genau in den Ballungsraum, wie vor zwei Wochen schon. „Ich weiß auch nicht“, sagt Bernd A. Löchter von Straßen.NRW, „was sich Petrus dabei gedacht hat.“

Wieso haben die Wetterfrösche nicht gewarnt?

Es ist ja nicht so, dass sie das Wort „Schnee“ nicht erwähnt hätten. Ein Tief sollte kommen mit Flocken darin, aber wie schnell, wie intensiv? Ein „kleines Randtief“ im großen Tiefdruckgebiet hatte Wetter-Frau Rebekka Krampitz schon am Dienstag beobachtet, aber: Solche Randtiefe seien schnell unterwegs, und „es ist schwierig, herauszufinden, wohin es wirklich zieht“.

Auf seinen Wettermodellen hat Kollege Neuen am Montag noch gesehen: „Münster schneit ein.“ Am Dienstag lag die Eifel an des Tiefs „kalter Seite“. Am Mittwoch, in der Realität, war es das Revier.

Was ist durch den Schnee passiert?

Auf Glatteis rutschte ein Lkw in eine Leitplanke der A45 bei Olpe. Der Fahrer wurde auf die Straße geschleudert und schwer verletzt. Oberhausen zählt binnen vier Stunden 40 Unfälle, der Kreis Wesel 30, Gelsenkirchen 25. Das sind mehr als beim letzten Wintereinbruch. In Düsseldorf brach das 1000 Gäste fassende Festzelt der Unterrather Funken Blau-Gelb unter den Schneemassen zusammen. Die für den Abend geplante Damensitzung wurde kurzerhand in eine Turnhalle verlegt.

Und was machte der Verkehr?

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Weit über 600 Kilometer Stau in NRW. Muss man mehr sagen? Vielleicht dies: Das ist fast ein Drittel des Autobahnnetzes im Land. Zeitweise meldete das Radio nur noch Staus ab 20 Kilometern Länge, 75 allein von der A40. Auf dem zu Eis platt gefahrenen Schnee kamen Autos ins Rutschen, blieben Lkws hängen. „Das System kollabiert wegen des Wetters“, sagt ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünwald. Die trotzdem Lob hat für die Räumdienste: „Die haben alles mobil gemacht. Sie konnten aber nicht an jeder Stelle sein.“ Und wenn sie nach rund zwei Stunden an dieselbe Stelle zurückkehrten, war der Schnee schon wieder da.

Am Flughafen Düsseldorf fielen 60 Flüge aus, bis zu eineinhalb Stunden Verspätung liefen auf. Dafür war die Bahn pünktlich – wäre da nicht ein Baum umgefallen: So ging zwischen Oberhausen und Emmerich nichts mehr.

Die meisten örtlichen Verkehrsunternehmen ließen zeitweise auch die Busse in den Depots oder schickten sie dorthin zurück. In Duisburg verstand ein Fahrer die Information, der Busverkehr werde eingestellt, allerdings falsch. Er ließ seine Fahrgäste aussteigen, unter ihnen Kinder auf dem Weg zur Schule. „Ein nicht zu akzeptierendes Verhalten“, entschuldigte sich die DVG.

Und wie geht das Wetter weiter?

Es wird kälter. Was bedeutet, dass die Jecken am Karnevalswochenende frieren, aber vielleicht werden sie nicht mehr allzu nass: Kalte Luft kann nicht viel Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Am Donnerstag aber soll es noch mal schneien. In Schauern, sagt Meteomedia. Wenig. Nur punktuell. Aber wieder morgens.

Schnee und Eis in NRW, so war der Tag:

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