An Rhein und Ruhr / Hamburg. . Zum halbjährigen Bestehen spendierte der Hamburg-Köln-Express (HKX) seinen Gästen das „Zügigste Musikfestival Deutschlands“ – mit Live-Musik auf der Fahrt von der Dom- in die Hansestadt. 180 Partygäste waren mit dabei.

120 Sekunden Party, mehr ist nicht drin, wenn der Zug einfährt und wartet, bis alle Fahrgäste aus- und zugestiegen sind – Zeit, um vom Nachbargleis fasziniert rüber zu schauen, zu schmunzeln und im Takt mitzutanzen, wenn Musik und Bässe rüber dröhnen. Wohlgemerkt: an den Bahnsteigkanten in Köln, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Münster, Osnabrück und Hamburg. Denn dort steigt die Party des jungen Unternehmen Hamburg-Köln-Express (HKX) GmbH, das „Zügigste Musikfestival Deutschlands“. Die Weichen dafür stellt das „C/O Pop Festival“, das Bands und Solokünstler auf die Strecke schickt, die immer dann musizieren, wenn sich bei einem planmäßigen Halt in NRW, Niedersachsen und Hamburg die Zugtüren öffnen. Und auch zwischendurch.

Auf den Tag genau seit sechs Monaten verkehrt HKX am 23. Januar 2013 zwischen den beiden Metropolen. Fast 150.000 Fahrgäste konnte der Hamburg Köln Express seitdem ans Ziel bringen. „Mit diesem einmaligen Festival möchten wir unseren Kunden für die ersten Monate danken“, sagt Eva Kreienkamp, Chefin beim ersten privaten Eisenbahn-Verkehrsunternehmen in Deutschland, das ausschließlich Personenfernverkehr auf der Schiene betreibt. Und so pilgern nicht nur mehr als 180 Fahrgäste um 12.01 Uhr an die Bahnsteinkante, sondern auch die Nachwuchsmusiker der Band „Hufschlag&Braun“, Sänger und Punk-Rocker Bryan Kessler von „The Pollywogs“ sowie Keshav von der Indie-, Electro- und Hip-Hop-Band „Timid Tiger“. Alle drei Acts sind aus Köln. Und genau dort geht die Reise los.

„Herzlich willkommen an Bord des Hamburg Köln Express. Heute feiern wir unsere halbjährige Gleispräsenz. Mit Ihrem X-Ticket haben Sie auch die Eintrittskarte für das zügigste Musikfestival Deutschlands in der Tasche. Und das findet genau jetzt statt. Im Doppelstockwagen direkt hinter der Lok in Fahrtrichtung, in den wir Sie herzlich einladen“, gibt der Zugbegleiter durchs Mikro durch. „Party Leute“, dröhnt’s durch den Zug. Dann sind die Bands dran – mal mit gefühlvollen Stücken, dann mit Punk oder Rock. Der Gang ist ihre Bühne. Ringsherum ist die Technik aufgebaut. Und warten die Fahrgäste auf ihren Plätzen, dass es endlich los geht. Auch im unteren Wagenteil sitzen sie eng an eng; dort wird das Großraumabteil über Boxen mit den Klängen von oben beschallt.

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© Pascal Hesse

Die Fahrgäste entscheiden, was gespielt wird. Und fordern so manche Zugabe. Kündigt der Zugbegleiter den nächsten Halt an, geht’s schnell runter – um aus dem Zug heraus die Bahnhöfe zu beschallen. 120 Sekunden lang. „Als ich heute früh zugestiegen bin, habe ich nicht damit gerechnet, dass mir im Zug auch noch Live-Musik geboten wird“, sagt Eva Hüggelkamp aus Dortmund. Ihrem Sitznachbarn Bernhard Hiesinger aus Duisburg gefällt’s ebenfalls: „Obwohl ich ja mit 66 eher zu den älteren Semestern gehöre und das nicht ganz meine Musik ist. Doch es ist mal was anderes. Denn was soll ich die ganze Fahrt über aus dem Fenster gucken, das wird bei all dem Schnee da draußen schnell langweilig.“ Dann doch lieber der Musik lauschen, das meint auch Jill Schulze, die zusammen mit ihrer Tochter Marie nach Hamburg fährt. Und im Zug das Tanzbein schwingt. „Ein bisschen Bewegung schadet schließlich nie. Und tanzen im Zug ist auch mal eine ganz neue Erfahrung“, so die 42-jährige Düsseldorferin. Und auch HLX-CEO Eva Kreienkamp wippt von ihrem Platz aus mit.

10 Stationen später wird’s ruhig auf der rollenden Festivalbühne; der Zug erreicht Hamburg-Altona pünktlich um 16.22 Uhr. Die Party ist zu Ende. Wer das Halbjährige im Nachhinein noch feiern möchte: In der „Jubelwoche“ kostet das X-Ticket für alle Fahrten, die bis einschließlich 26. Januar 2013 stattfinden, maximal nur 23 Euro. Bleibt abzuwarten, was sich das Unternehmen fürs Einjährige ausdenkt.

Sechs Monate HKX – eine Zwischenbilanz

Mehr als 150.000 Passagiere, über 300.000 zurückgelegte Kilometer und knapp 700 Fahrten – Geschäftsführerin Eva Kreienkamp zeit sich zufrieden mit den Zahlen der

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© Pascal Hesse

ersten sechs Monate und spricht von einem „gelungenen Markteintritt“. Besonders junge Menschen, die Altersgruppe 18 bis 29 Jahren, würden besonders häufig zusteigen. Rund die Hälfte der Fahrgäste seien Frauen. Die meisten Fahrgäste, die mit dem HKX fahren, reisen lange Strecken: rund 90 Prozent starten oder beenden ihre Reise im Hamburger Hauptbahnhof. „Veolia Verkehr“ organisiert dabei im Auftrag von HKX den Betrieb, die Instandhaltung, die Wartung und stellt die Zug- und Lokführer bereit. In den nächsten Monaten will der HKX nun nach und nach mit längeren Zügen fahren, insbesondere an den Wochenenden. Denn viele dieser Züge seien schon jetzt sehr gut gebucht. Bis Ende des Jahres soll der Fahrplan so erweitert werden, dass an jedem Tag der Woche drei Züge in jede Richtung fahren. „Die Erfahrungen der ersten sechs Monate zeigen: der Markt dafür ist da“, sagt Eva Kreienkamp.