Essen/Brüssel. .
In Brüssel wird eine Gesetzesvorlage diskutiert, die die Spitze des Regionalverbandes Ruhr (RVR) mit Sorge erfüllt. Die EU erwägt, die Trinkwasserversorgung zu liberalisieren, also per Konzession auch für Private zu öffnen. „Trinkwasser ist so ein hohes Gut, das sollte in der öffentlichen Hand bleiben“, ist hingegen Karola Geiß-Netthöfel überzeugt. Bei einer Reise mit Revier-Rathauschefs nach Brüssel ließ sich die RVR-Direktorin über die Pläne informieren. Sie wünscht sich sich ein eindeutiges politisches Signal aus der Region.
Trinkwasser? Ruhrgebiet? Da war doch mal was. Vor sieben Jahren sorgte der PFT-Skandal für Aufregung. Die Industriechemikalie war durch als Dünger illegal aufgetragene Klärschlämme ins Flusswasser geraten. „In solchen Fällen müssen Daten rasch bereitgestellt werden, es ist notwendig schnell zu handeln, Vorsorge zu treffen“, so Geiß-Netthöfel. Sie hat „Angst, dass bei privaten Firmen die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle steht“ und nicht die Sicherheit.
Für die Wassergewinnung entlang der Ruhr und an ihren Nebenflüsse sind knapp 50 Wasserwerke zuständig, gehalten von Unternehmen mit öffentlich-rechtlichem Hintergrund. Die Wasserwerke haben sich zusammengeschlossen in einer Arbeitsgemeinschaft (AWWR).
„Wir sind fest überzeugt, dass die öffentlich-rechtliche Aufstellung in diesem Bereich die richtige ist“, sagt Markus Rüdel vom Ruhrverband. Er verweist gegenüber der NRZ auf das Beispiel England. Dort war die Wasserwirtschaft noch zu Zeiten der konservativen Premierministerin Maggie Thatcher privatisiert worden. Große Konzerne sind für die Versorgung zuständig, sie werden von einer üppig dimensionierten Regulierungsbehörde überwacht. „Besser geworden ist durch die Privatisierung gar nichts“, sagt Ruhrverbandssprecher Rüdel – „weder die Qualität des Wassers noch der Preis.“