Essen. Wenn der Tod eines Verwandten der erste Schock ist, ist die Rechnung, die die Angehörigen für die Bestattung bekommen, meist der nächste. Nicht selten verlangen Friedhöfe vierstellige Beträge allein für die Bestattung. In NRW haben mehrere Kommunen die Gebühren zum Jahreswechsel angehoben.
Die Finanznot vieler Kommunen an Rhein und Ruhr bekommen selbst Tote zu spüren. Viele Kommunen haben zum Jahreswechsel die Friedhofsgebühren erhöht. Auf den Friedhöfen der Stadt Bochum kostet ein Reihengrab seit diesem Jahr 2660 Euro, also 100 Euro mehr als zuvor. Selbst für ein Urnengrab werden nun 1500 Euro fällig, eine Erhöhung um 60 Euro. Hinzu kommen in jedem Fall über 1000 Euro für die Beisetzung.
Preise, bei denen vielen Menschen der Atem stockt. Schließlich kommt es den meisten pietätlos vor, Preistabellen zu wälzen, um den günstigsten Ruheplatz für einen toten Verwandten zu finden. Doch genau dazu raten Experten. "Ich zeige meine Verehrung für den Gestorbenen doch nicht dadurch, dass ich unnötig viel Geld ausgebe", sagt Alexander Helbach, Sprecher der Verbraucherinitiative Aeternitas. Er rät Familien dazu, sich frühzeitig, also vor dem Todesfall, zusammenzusetzen und mit älteren Verwandten über die Bestattung zu sprechen.
Bei einem solchen Gespräch könne abgeklärt werden, worauf es dem Verwandten ankommt: Bestattung im Sarg oder in der Urne? Einzel- oder Reihengrab? Städtischer oder kirchlicher Friedhof?
Kirchliche Friedhöfen sind meist etwas günstiger
Grabplätze auf christlichen Friedhöfen seien tendenziell etwas günstiger als städtische Friedhöfe, sagt Helbach. Dafür müssten die Angehörigen aber strengere Vorgaben hinnehmen, was die Gestaltung der Grabsteine angeht. Wer sich auf einem der katholischen Friedhöfe in Bochum beerdigen lassen möchte, muss für die Bestattung 980 Euro kalkulieren. Hinzu kommen 339 Euro für die Benutzung der Trauerhalle (davon 41 für Orgelspiel und Glockengeläut). Die Grabstelle für einen Sarg kostet mindestens 1359 Euro. Dafür gibt es eine Grabstelle in einer Reihe mit anderen Gräbern, Nutzungszeit: 30 Jahre. Ein freistehendes Grab kostet 1920 Euro.
Urnenbestattungen kosten etwas weniger. Für die Bestattung werden 568 Euro fällig. Die Grabstelle kostet zwischen 1132 Euro (Reihengrab) und 1600 Euro (freistehend), die Nutzungsdauer beträgt 25 Jahre.
Protestanten kommen etwas günstiger davon: Auf dem evangelischen Friedhof Linden kostet die Bestattung im Sarg 737 Euro, für eine Urnenbestattung nimmt die Gemeinde 368 Euro. Die Grabstelle kostet je nach Lage zwischen 1380 Euro und 2998 Euro.
Bestattung in der Nachbarstadt teilweise 1000 Euro günstiger
Manchmal lohnt sich auch ein Blick in die Gebührenordnung der Nachbarstadt. Dort sind Grabstellen teilweise mehr als 1000 Euro günstiger, wie der Bund der Steuerzahler NRW in einer im November veröffentlichten Untersuchung festgestellt hat. Unter den 23 untersuchten Städten belegte Bochum den zweiten Platz mit 4200 Euro für eine Sargbestattung im Wahlgrab. Essener müssen für eine vergleichbare Bestattung weniger als 3000 Euro zahlen.
Der Vergleich ist allerdings schwierig. Einige Städte berechnen eine zusätzliche Genehmigungsgebühr für Grabmäler, in anderen Städten wird diese gar nicht oder nur für besonders hohe Grabmäler fällig. Zudem variiert die Grabnutzungszeit. Nicht zuletzt schwanken die Friedhofsgebühren selbst: Laut einer Untersuchung von Ernst & Young plant jede dritte Kommune in Deutschland, in diesem Jahr die Friedhofsgebühren zu erhöhen.
Um einen Verwandten in der Nachbarstadt zu beerdigen, braucht man allerdings etwas Glück. Denn Bürger haben keinen Rechtsanspruch darauf, woanders als in der Heimatgemeinde beigesetzt zu werden. Meistens, so die Erfahrung des Steuerzahlerbunds, würden Gemeinden aber auch "Auswärtigen" einen Platz auf dem Friedhof anbieten.
Alternative Friedwald gewinnt an Bedeutung
Wem die Atmosphäre auf einem Friedhof zu beklemmend ist, der könnte in einem Friedwald einen letzten Ruheort finden, der ihm zusagt. Dort werden die Urnen der Verstorbenen unter Bäumen beigesetzt. In der Basisversion werden mehrere Urnen unter einem Baum vergraben. Wer mehr Geld ausgibt, kann seinen eigenen Baum bekommen. Grabsteine und Grabschmuck gibt es nicht-
Solche Naturgrabstellen gibt es bislang nicht überall. Mancherorts werden sie von der Kommune neben konventionellen Friedhöfen angelegt, in anderen Fällen kümmern sich private Initiativen darum. Preislich bewegen sie sich auf ähnlichem Niveau wie Urnenbestattungen auf Friedhöfen.
Die Grabpflege entfällt
Im Ruheforst Wildenburger Land (westlich von Siegen) kostet ein Bestattungsplatz an einem Ruhebiotop zwischen 511 und 1023 Euro (je nach Baumart, Alter des Baumes und Lage).
Attraktiv sind solche Grabstellen für Angehörige, die keine Zeit für die aufwändige Grabpflege haben. Die entfällt in den Friedwäldern nämlich vollkommen. Die grüne Umgebung - für die einen das ausschlaggebende Argument für ein Grab im Friedwald - kann aber gerade für ältere Verwandte zum Problem werden: mit Rollator oder Rollstuhl ist die Grabstelle kaum zu erreichen.