Duisburg. . Bernd Kohl arbeitet als Energieberater. Er besuchte Familie Heinrichs und gab Tipps zu den Themen Heizung, Strom und Wasser.

Bernd Kohl ist Energieberater und ein großer, kräftiger Mann. Gar nicht so einfach, in dem engen, niedrigen Ölheizungskeller der Heinrichs an den Brenner zu gelangen und ihn von allen Seiten zu begutachten. Das ist aber äußerst wichtig für Kohl, denn das alte Schätzchen ist von 1982 und der Hauptverdächtige in dieser Geschichte über Energieschlupflöcher, die alle Haushalte treffen und nerven, seit die Preise für Öl, Gas und Strom ins Galoppieren geraten sind.

Familie Heinrichs bewohnt in Duisburg-Baerl ein Einfamilienhaus Baujahr 1964, knapp 180 Quadratmeter groß. Angelika und Hans-Dieter leben hier mit den Mädchen Lena (16) und Marina (13) und Hund Milky, im Altenteil wohnt Eleonore Heinrichs, 96 Jahre alt. Die alte Dame hat ein Privileg: Sie bestimmt die Zimmertemperatur selbst, für die anderen gilt die strikte Regel: 20 Grad tagsüber, 17 Grad nachts. Hans-Dieter hat es festgelegt, Lena findet das sibirisch. Und Bernd Kohl sagt salomonisch: „20 Grad sind ausreichend, darunter sollte es aber nicht sein, schließlich geht es ja auch immer darum, dass sich alle im Haus halbwegs wohlfühlen.“

Thema: Heizung

Drei Stellhebel sind es, mit denen sich die Heizkosten regeln lassen: Erstens die Heizmaschinerie, also Kessel, Heizkörper und Thermostate. Zweitens die Dämmung. Und drittens die gewünschte Raumtemperatur.

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Die Empfehlung des Energieberaters ist klar und eindeutig: Das größte Sparpotenzial der Heinrichs’ liegt im Keller, im Austausch des Kessels - und so ist es bei den meisten Haushalten. Ein aktueller hocheffizienter Kessel verbraucht rund 25% weniger Brennstoff. Für Familie Heinrichs bedeutet das: Etwa 600 Euro gespart - pro Jahr. Gas wäre günstiger, Holzpellets liegen noch darunter, doch dafür zieht der Umbau auf eine Pelletheizung die dreifachen Kosten nach sich. Und niemand besitzt die Glaskugel, die vorhersagt, wie sich die Preise der drei Energieträger Öl, Gas und Holz in der Zukunft gegeneinander entwickeln. Bleibt Holz billig, wenn sich viele Haushalte dafür entscheiden?

Weitaus geringer fällt das Sparpotenzial bei der Dämmung aus, bei deutlich höherem baulichem Aufwand. Wer bereits Isolierfenster hat, ist auf der sicheren Seite. Mit Kerze oder Feuerzeug lässt sich einfach die Güte prüfen: Ist eine der sich im Glas spiegelnden Flammen anders gefärbt, dann verfügt die Scheibe über eine moderne Wärmeschutzbeschichtung. Und wenn die Flamme stark flackert, dann zieht es offenkundig - eventuell ist das Fenster verzogen, muss im Rahmen justiert werden. Bernd Kohl macht den Test - alles in Ordnung.

Hebel Nummer drei: Die gewünschte Raumtemperatur. Mit dem Pulloverprinzip lässt sich merklich sparen, ganz ohne Umbaukosten. Wer sich mit 20° statt 22° bescheidet, verbraucht rund zwölf Prozent weniger - im Haushalt der Heinrichs’ wären das 300 Euro im Jahr. Eine gerade für Berufstätige attraktive Lösung hat Hans-Dieter Heinrichs eigenhändig eingebaut: Heizkörperregler, die kabellos vom PC gesteuert werden. Per Programm justiert er die Absenkung der Raumtemperatur bei Abwesenheit.

Und was kostet ein moderner Brenner, mit dem sich 600 Euro im Jahr sparen lassen? Mit Einbau und Anschluss rund 7000 Euro.

Angelika Heinrichs schluckt: „Tschüss Urlaub...“ Lena stöhnt: „Nee. Bitte nicht.“ Es gibt aber auch gute Nachrichten für jüngere Hausbewohner. Wenn Eltern gebetsmühlenartig die Kinder mit dem Satz „Macht verdammt noch mal das Licht hinter euch aus“ in den Ohren liegen, ist das ein in vielerlei Hinsicht vergebliches Unterfangen. Kohl: „Die Beleuchtung macht nur sechs Prozent der Stromkosten aus. Effektiver ist es da, konsequent den „Stand-by-Modus“ zu unterbinden. Der T-Rex unter den Stromfressern aber ist das dauerbetriebene elektrische Großgerät älterer Bauart.

Thema Strom

Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Gefrierschrank, Fernseher, Playstation, Computer, und all diese Maschinen zumeist im Plural - unsere heutigen Haushalte beherbergen ein ganzes Rudel hungriger Stromfresser. Die großen Brocken darunter sind Spielcomputer im Dauerlauf und Kühl- bzw. Gefrierschränke. Rund 500 Kilowattstunden pro Jahr frisst der Zweitkühlschrank im Keller. Angelika Heinrichs ist zuversichtlich: „Den können wir stilllegen.“

Thema Wasser

Heißes Wasser sofort aus dem Duschkopf, wer möchte darauf verzichten? Doch fast die Hälfte des Stromverbrauchs schlucken die Durchlauferhitzer. Ein modernes elektronisches Gerät und ein Spar-Duschkopf mit Lufteinmischung senken den Verbrauch erheblich. Und, wieder das eigene Verhalten: Wer zehn Minuten warmes Wasser strömen lässt statt vier, der spült 200 bis 400 Euro zusätzlich durch den Ausguss. Pro Jahr und pro Person.

Auf welches Gerät könnten Sie verzichten?

"Mir fallen viele Elektrogeräte ein, ohne die ich im Alltag auch ganz gut klarkommen würde. Ich brauche keinen Föhn, kein Radio, keinen Radiowecker. Und auch die Mikrowelle würde ich sofort abschalten, die nutze ich sowieso kaum." Andrea Knorr (45) © WAZ FotoPool
"Ich verzichte schon auf richtiges Licht, weil ich seit zwei Jahren die Sparlampen habe. Ansonsten – vielleicht auf den Radiowecker? Den braucht keiner. Aber meinen Fernseher würde ich nicht ausmachen, einen gewissen Informationsfluss möchte ich schon haben." Juergen Brecker (52) © WAZ FotoPool
"Ich hätte kein Problem damit, alles abzuschalten. Den Computer brauche ich nicht, der ist nicht überlebenswichtig. Ich würde auch das Licht ausschalten und Kerzen anmachen, das ist doch total schön. Herd, Kühlschrank und Mikrowelle braucht man auf jeden Fall." Saskia Maskar (18) © WAZ FotoPool
"Auf mein Handy würde ich auf gar keinen Fall verzichten wollen. Ich könnte auch nicht ohne meinen Laptop leben. Wenn ich etwas abschalten müsste, dann wäre das der Herd, weil ich sowieso nicht viel koche. Da könnte ich dann Energie sparen." Patric Bienia (24) © WAZ FotoPool
"Wenn ich Strom sparen müsste, würde ich den Fernseher abstellen. Er nervt. Meine Kinder streiten sich ständig, alle wollen immer etwas anderes schauen, also weg damit. Auf Radio und Waschmaschine würde ich aber auf keinen Fall verzichten." Carola Bremer (47) © WAZ FotoPool
"Wenn ich einen hätte, könnte ich ohne Probleme auf meinen Geschirrspüler verzichten. Aber ich habe weder eine Spülmaschine noch eine Waschmaschine, also kann ich ja auf nichts verzichten. Außer vielleicht auf Licht." Christine Gallus(23) Foto: Dennis Strassmeier/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Es gibt so viel, was man nicht braucht. Ich könnte gut auf Klimaanlagen verzichten. Und gerade um Weihnachten herum werden ganze Städte beleuchtet. Ich verstehe nicht, warum man auf diese Lichterketten nicht verzichten kann." Svenja Jeske (19) © WAZ FotoPool
"Wenn ich jetzt grüner als grün wäre, dann würde ich zur Not auf meinen Fernseher verzichten. Das wäre eigentlich eine fantastische Idee. Ja, und wo wir schon mal dabei sind: Klar könnte ich auch auf meinen Wäschetrockner verzichten." Toby Benson (41) aus North Hampton. © WAZ FotoPool
"Meine Waschmaschine würde ich nie abschalten. Aber auf den Plattenspieler kann ich verzichten. Man sollte auch nicht alle Geräte auf standby lassen. Wenn ich es mir so recht überlege, könnte ich auch auf meine Gefriertruhe verzichten." Cordula Andel (46) © WAZ FotoPool
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Bernd Kohl hat noch einen prima Vorschlag, wie man Kinder fürs Energiesparen gewinnen kann. „Man muss den Verbrauch visualisieren. Zum Beispiel mit einem Strommessgerät. Und man kann ihnen die Sache schmackhaft machen, indem die Familie zum Beispiel von dem gesparten Geld essen geht.“