Essen.. Zwei Unfälle mit Geisterfahrern haben an Silvester und Neujahr vier Todesopfer gefordert, zwei davon in NRW. Automobilclubs wie der ADAC, ACE oder der ARCD fordern, dass mehr gegen das Problem unternommen wird. Sie favorisieren neonfarbene Warnschilder.

Zum Jahreswechsel haben sich durch Geisterfahrer zwei folgenschwere Unfälle ereignet. Auf der A 52 kamen zwischen Gelsenkirchen-Hassel und Dorsten-Ost an Silvester zwei Menschen ums Leben. Auf der A1 kostete in Niedersachsen die Geisterfahrt eines Lastwagenfahrers zwei Menschen das Leben.

Eine im Dezember veröffentlichte ADAC-Studie sagt zwar aus, dass das Niveau mit rund 1900 gemeldeten Falschfahrern im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2011 konstant ist. Bei den Todesopfern gab es aber einen leichten Anstieg. Der Studie zufolge starben 2012 bis Ende November 21 Verkehrsteilnehmer durch einen Unfall, den ein Geisterfahrer verursacht hatte.

"Generell kann man Geisterfahrer auf der Autobahn nicht vermeiden. Jeder kann plötzlich einfach umdrehen und in die falsche Richtung fahren," so die Einschätzung von Marion-Maxi Hartung vom ADAC. Sie macht anhand der Studie die Hauptpunkte für dieses Gefahr auf der Autobahn aus: "Das Problem sind die Anschlussstellen, da besteht Handlungsbedarf."

Nach ADAC-Recherche hat die Hälfte aller Falschfahrten ihren Ausgangspunkt an den Anschlussstellen. In NRW sei die A 516 diesbezüglich eine besonders gefährliche Strecke. Der Club fordert, die Auffahrten und Raststätten mit neonfarbenen Warntafeln auszustatten. Nach ihrer Vorstellung sollen grelle, neongelbe Schilder die Autofahrer davor warnen, falsch aufzufahren.

Das hat sich bereits im Nachbarland Österreich etabliert. Weiterhin will der ADAC, dass Auf- und Abfahrten und Rastplätze nachts durch die Autobahnpolizei überprüft werden. Sie soll prüfen, ob die Warnschilder für die Autofahrer sichtbar aufgestellt sind und ob die Warnung deutlich zu lesen ist.

"Schilder sind effektivste und günstigste Lösung"

Der Auto- und Reiseclub Deutschland, kurz ARCD, hält diese Vorschläge ebenfalls für sinnvoll, wie Pressesprecher Joseph Harrer bestätigt: "Es ist die schnellste, effektivste und günstigste Möglichkeit, um dieses Problem einzugrenzen."

Harrer weiter: "In Bayern werden derzeit die Neon-Schilder an ausgewählten Standorten getestet. Mit Erfolg, denn in den Zeiträumen mit der Neon-Warnung ist es zu weniger Unfällen gekommen." Weiter diskutierte Warn-Möglichkeiten, wie etwa in die Straße eingelassene Krallen, die Autofahrer beim Falschauffahren stoppen sollen, hält der ARCD für unrealistisch: "Mechanische Lösungen, wie etwa die Krallen, sind einfach zu teuer und zu anfällig. So ein Projekt wäre nur unter schweren Anstrengungen zu realisieren."

"Warnungen in Fahrerassistenzsystemen sind Zukunftsmusik"

Christian Carstensen vom Auto Club Europa, kurz ACE, betont bei der Diskussion, dass es verschiedene Arten von Geisterfahrern gibt: "Es gibt den Geisterfahrer mit Selbstmordabsichten, den betrunkenen Autofahrer, den Aus-Versehen-Geisterfahrer und den Autofahrer, der ein Blackout hat und auf der Bahn wendet."

Ebenso verschieden seien nach seiner Ansicht auch die Lösungen: "Am einfachsten ist es natürlich, Schilder aufzustellen. Neue Möglichkeiten ergeben Technologien, wie Fahrerassistenzsysteme oder Navis, die den Autofahrer früh genug vor der Geisterfahrt warnen. Das ist alles aber noch Zukunftsmusik."

Carstensen rät den Autofahrern dazu, bei der Fahrt auf der Autobahn Radio zu hören, um so durch Verkehrshinweise vor den Falschfahrern frühzeitig gewarnt zu werden. Doch auch diese Lösungen sind nach der Einschätzung von Carstensen nicht in der Lage, um Geisterfahrer dauerhaft von der Straße zu verbannen. Denn die eine, allgemeingültige Problemlösung gebe es nicht.