Düsseldorf. Wer nach den Auswirkungen steigender Spritpreise auf den öffentlichen Personennahverkehr sucht, sollte nicht in erster Linie die Umsteigequote gestresster Autofahrer im Blick haben, sondern die Bilanzen gestresster Verbundmanager. Sie müssen die Energiepreissteigerungen mit Einsparungen beim Betrieb von Bussen und Bahnen kompensieren und darauf achten, dass es nicht zu teuer wird.

Die höheren Kraftstoffpreise lassen die Zahl der Fahrgäste in Bussen und Bahnen in Nordrhein-Westfalen steigen. Tendenziell stiegen mehr Autofahrer auf den Nahverkehr um, ergab eine dapd-Umfrage bei den größten Verkehrsverbünden des Landes. Trotz vollerer Bahnen werden zum Jahreswechsel aber die Tickets in vielen Verbünden teurer. Insbesondere Dauerkartenbesitzer müssen künftig deutlich mehr bezahlen.

"Vor allem bei dauerhaften oder drastischen Steigerungen des Benzinpreises ändert sich erfahrungsgemäß das Mobilitätsverhalten", sagte der Sprecher des Nahverkehrsverbunds Westfalen-Lippe (NWL), Uli Beele. "Das hält an, bis die Verbraucher sich wieder an das Preisniveau gewöhnt haben", fügte er hinzu. Durchschnittlich betrage der Passagierzuwachs dennoch nicht mehr als zehn Prozent und sei regional unterschiedlich ausgeprägt.

Genereller Zuwachs in Bussen und Bahnen

Doch nicht nur der Preis an der Zapfsäule hat Einfluss auf die erhöhte Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel. Nach Angaben des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) gibt es in den Monaten November und Dezember generell einen Zuwachs in den Bussen und Bahnen. Weitere Gründe seien hohe Parkgebühren und der Parkplatzmangel in den Städten.

"Außerdem gibt es mehr Firmentickets, und viele Fahrten sind enger getaktet", sagte VRS-Sprecher Holger Klein in Köln. Das mache den öffentlichen Nahverkehr auch für passionierte Autofahrer immer attraktiver.

"Schließlich müssen auch unsere Busse betankt werden"

Es sei sicher, dass sich die gestiegenen Spritkosten auf die Ticketpreise auswirkten, erklärte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). "Schließlich müssen auch unsere Busse betankt werden, und die Energiekosten für Straßenbahnen und Züge sind deutlich gestiegen", sagte Johannes Bachteler vom VRR. Zum 1. Januar werden die Preise in VRR und VRS um durchschnittlich 3,9 Prozent erhöht.

Im Ruhrgebiet und im Rheinland verteuert sich damit das Einzelticket für Erwachsene um zehn Cent bei der Kurzstrecke (auf 1,50 Euro) und um 60 Cent bei der teuersten Preisstufe E (auf 15,70 Euro). Besonders ziehen die Preise für Dauerkarten an, so für das beliebte "Ticket 2000" im VRR - in der Preisstufe D beispielsweise von 153,25 auf 160,10 Euro. Als Grund nannte der VRR die rege Inanspruchnahme der Zusatznutzen. So ist das Ticket übertragbar und darf am Wochenende im gesamten Verbundgebiet genutzt werden.

Im NWL wurden die Fahrpreise hingegen schon zum 1. August erhöht. Im Durchschnitt stiegen sie um 2,8 Prozent. (dapd)