Köln. Beim Pokern ist er erfolgreich, vor Gericht hat er verloren. Ein Pokerspieler, der sechsstellige Preisgelder gewonnen hat, muss dieses Geld versteuern. Das entschied das Finanzgericht in Köln. Die Begründung: Der Mann spiele regelmäßig und erfolgreich und deshalb zähle es als berufsmäßige Ausübung.
Ein international erfolgreicher Pokerspieler aus Köln muss auf seine sechsstelligen Preisgelder Steuern zahlen. Das entschied das Finanzgericht Köln am Mittwoch. Gewinne würden der Einkommenssteuer unterliegen, wenn der Pokerspieler regelmäßig und erfolgreich an Pokerturnieren teilnehme, sagte die Vorsitzende Richterin Maria-Elisabeth Wetzels-Böhm. Die Gewinne, die der Mann auf internationalen Wettbewerben erzielte, seien gewerbliche Einkünfte und damit zu versteuern. Seine individuellen Fertigkeiten spielten eine entscheidende Rolle.
Das Gericht sprach von einer Einzelfallentscheidung. Das Urteil habe keine grundlegende Bedeutung. Eine Revision vor dem Bundesfinanzhof ist zugelassen (Az. 12 K 1136/11). Der Flugkapitän Eduard Scharf hatte geklagt, weil das Finanzamt für die Gewinne aus den vergangenen Jahren nachträglich Steuern verlangte. Er argumentierte, dass Poker ein Glücksspiel sei. Denn Glücksspiele wie Lotterien und Rennwetten sind in Deutschland steuerfrei.
"Jeder kann ein Pokerspiel gewinnen", sagte er. Individuelle Fähigkeiten wie die Geschicklichkeit stehen seiner Meinung nach im Hintergrund. Der Spielausgang sei allein vom Zufall abhängig. Zuverlässige Vorhersagen seien kaum möglich.
Pokerspieler steht nach eigenen Angaben vor dem Ruin
Das Finanzamt vertrat die Auffassung, dass Gewinne aus Pokerspielen nur bei einem Hobbyspieler steuerfrei seien. Scharf hingegen unterhalte einen Gewerbebetrieb. Der Familienvater nimmt seit 20 Jahren an internationalen Turnieren und Wettbewerben teil und hat hochkarätige Turniere, darunter auch in Las Vegas, gewonnen. Dazu nehme er hohe Anmeldegebühren und Übernachtungskosten in Kauf, argumentierte das Finanzamt. Wenn genügend Profispieler mit analytischen Fähigkeiten aufeinandertreffen würden, wäre der Glücksfaktor nur noch gering.
Allein im Jahr 2008 hatte Scharf den Angaben nach 81 Casinobesuche hingelegt. Zwischen 2003 und 2007 war er bei 19 internationalen Pokerturnieren dabei. Sein Erfolg brachte ihm auch ein Kommentatorenjob und Werbeverträge ein. Das Finanzamt hält ihn für einen "Star der Szene".
Scharf steht nach eigenen Worten nun vor dem Ruin. Er müsse nun mehr nachzahlen als er je gewonnen habe, sagte er. Seine Verluste bei den Pokerspielen seien höher als die Gewinne. (dapd)