Aachen. Eine Narkoseärztin muss für den Mord an ihrem Ehemann lebenslänglich ins Gefängnis. Das Landgericht Aachen sah es als erwiesen an, dass die ehemalige Prostituierte ihren 50 Jahre älteren Mann mit einer Überdosis Morphium getötet hat. Die 36-Jährige hatte die Tat während des Prozesses gestanden.

Eine Narkoseärztin aus Aachen muss für den Mord an
ihrem rund 50 Jahre älteren Ehemann mit einer lebenslangen Haftstrafe büßen. Das
Landgericht Aachen verurteilte die frühere Prostituierte am Dienstag wegen
Mordes. Die 36-Jährige hatte gestanden, ihren 85 Jahre alten Ehemann mit einer
Überdosis Morphium getötet zu haben. Sie habe die Wehrlosigkeit ihres Mannes
spontan genutzt und ihn bewusst ermordet, urteilten die Richter. Die
Verteidigung hatte auf Totschlag in einem minder schweren Fall plädiert und will
in Revision gehen. Das Gericht verhängte zudem ein lebenslanges
Berufsverbot.

Es war wie in einem Film: Der Rentner hatte die noch junge Frau vor
Jahren als Freier auf dem Straßenstrich kennengelernt und sie aus der Szene
geholt. Dank seiner Unterstützung kam sie von ihrer Drogenabhängigkeit los, in
die sie im jugendlichen Alter geraten war, machte den Schulabschluss und schloss
erfolgreich eine Ausbildung zur Ärztin ab. Als sie sich wegen eines neuen
Freundes von dem Senior trennen und eine Stelle in Süddeutschland annehmen
wollte, räumte er die gemeinsamen Konten und ließ ihre Scheckkarte für ein Konto
einziehen.

Angeklagte zeigte vor der Verurteilung Reue

Bei einem Streit im Februar 2011 eskalierte die Situation. "Sie hat
sich innerhalb von Sekunden entschieden, ihren Ehemann zu ermorden", sagte der
Vorsitzende Richter Gerd Nohl. Die Arg- und Wehrlosigkeit ihres alten Mannes
habe sie ausgenutzt und "heimtückisch und aus niederen Beweggründen" gehandelt.
In der Mordnacht habe sie "in wenigen Sekunden nicht nur sein Leben, sondern
auch alles das, was sie sich bis dahin in anerkennenswerter Weise erarbeitet
hatte, zerstört". An der zwanzigfach tödlichen Dosis Morphium, die ihm seine
Frau gespritzt hatte, starb der Mann innerhalb weniger Minuten.

Am Tag vor ihrer Verurteilung hatte die Angeklagte Reue gezeigt.
"Hohes Gericht, der Tod meines Mannes, an dem ich Schuld habe, tut mir unsagbar
leid. Ich bin bereit, dafür zu büßen", hatte sie am Montag in ihrem Schlusswort
gesagt.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hatte die Angeklagte den Ehemann
ermordet, weil dieser ihr den Geldhahn zugedreht hatte. Die Staatsanwaltschaft
hatte auf Mord aus Habgier plädiert, eine besondere Schwere der Schuld
festgestellt und die Höchststrafe gefordert.

Der Rechtsanwalt der Ärztin, Reinhard Birkenstock, hatte die Tat
hingegen als spontan geschildert. Seine Mandantin habe "nach den erniedrigenden
Beschimpfungen ihres herrschsüchtigen Ehemannes" in völliger Wut gehandelt. (dapd)