Düsseldorf.. Landtagspräsidentin Carina Gödeke rümpfte die Nase über das Aussehen mancher Politiker im Landtag. Die NRZ-Leser haben eine kleine Meinung und schreiben, was bei den Volksvertretern geht, und was eben nicht.

Wie, bitte, kommt man in den Landtag? Erst mal muss man gewählt werden. Aber dann stellt sich die Frage: Was zieht man an? Jedenfalls fühlte sich Carina Gödeke, frischgebackene Landtagspräsidentin, aufgerufen, den Abgeordneten ein paar Bekleidungstipps zu geben. Jackett für die Herren, keine Kopfbedeckungen und bedeckte Schultern bei den Damen.

Ob sie fürchtete, die Piraten könnten den Plenarsaal mit Augenklappe, Holzbein und Totenkopffahne entern, ließ sie offen. Die NRZ jedenfalls hatte ihre Leser aufgerufen, ihren Hut in den Ring zu werfen: Machen Kleider nicht nur Leute, sondern auch Abgeordnete? Oder ist wichtiger, was jemand im Kopf hat statt der Frage, was er oder sie auf dem Kopf hat?

Eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die ein oder andere Auffassung haben wir nicht ausgemacht. Aber in der Tendenz kommt bei unseren Lesern gut gekleidet besser an. So schreibt Hans Hausmann aus Voerde: „Ich finde es richtig, dass die NRW-Landtagspräsidentin eine angemessene Kleiderordnung erwünscht. Wenn Menschen in Verantwortung kein Vorbild mehr darstellen, verlieren sie an Achtung.“

Bestimmte Anlässe geben die Bekleidung vor

Das sieht Lutz Pfeifer ähnlich: „Natürlich kann man auch im Schmuddellook etwas Kluges sagen, aber es ist doch wohl eine Frage von Kultur, dass man im Plenarsaal angemessen gekleidet ist.“ Das passt Ton in Ton zur Einschätzung von Gerald Steppuhn aus Bottrop überein: „Es gehört zu unserer Kultur und dem gesellschaftlichen Wertesystem, dass zu bestimmten Anlässen und an manchen Orten geschriebene oder ungeschriebene Bekleidungsvorgaben gelten. Unsere Landesparlamentarier repräsentieren das Volk, sie haben eine Vorbildfunktion. Mag sich auch der eine oder die andere Abgeordnete verkleidet vorkommen, es unterstreicht aber die Verantwortung. Ein Garant für gute Politik ist das zwar noch nicht, aber ein Ansatz.“

Auch Anita Ahlers, Jahrgang 1950, ärgert sich schon beim Theaterbesuch und anderen festlichen Ereignisse über nachlässig Gekleidete. Deswegen meint sie: „Am wichtigsten ist der Inhalt. Die Hülle alleine nutzt gar nicht. Aber trotzdem: Wer etwas darstellen möchte, sollte in einem vernünftigen Rahmen auftreten.“

Frank Mangelmann hat sich seinen eigenen Reim auf den Landtags-Dresscode gemacht: „Ist der Politiker erst etabliert, wird seine Kleidung konservativ renoviert.“ Für ihn allerdings ist derlei Wandel eher abschreckend: „Mich interessiert nicht die Bohne, was unsere Landtagsabgeordneten auf der Haut, sondern welche Gesinnung sie in ihren Köpfen tragen.“

„Aus den wilden Grünen sind auchseriöse Politiker geworden“

Ähnlich entspannt sieht das Stefan Will: Wichtig seien sowohl Inhalt als auch Verpackung. Er führt an: „Aus den wilden Grünen in den 80ern sind auch seriöse Politiker geworden.“ A. Brauck aus Gladbeck nimmt ebenfalls Bezug auf die Parlaments-Neulinge: „Die Piraten haben ja verkündet, dass nun ihre Lehrzeit beginne. Wir Steuerzahler, lassen diesen Azubis die höchste Ausbildungsvergütung zukommen, die die Welt je gesehen hat. Da muss es möglich sein, das Outfit so zu gestalten, dass klar ist: Es geht nicht in den Sandkasten.“

Ulrich Scharfenort hingegen sieht die Landtagsabgeordneten bei der Kleiderwahl unter dem Schutz des Grundgesetzes. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit sichere den Abgeordneten die freie Kleidungswahl. „Hier bestimmen allein die Wähler und die wollen keine Sakkos, sondern gute Politik.“

Ruth Willigalla aus Düsseldorf führt noch eine weitere Nuance in die Diskussion ein: „Dass ein Kapuzenshirt schamhaft Figur und Gesicht verdecken soll, mag nur der Freizeit vorbehalten sein.“ Bei den Damen bittet sie beim Ausschnitt um Zurückhaltung, weil sie sonst insbesondere bei den Herren Parlamentariern „eine effektive Konzentration auf die tatsächliche Landtagsarbeit“ bezweifelt.

Na, Frau Willigalla und alle anderen Leserinnen und Leser: Wir versichern Ihnen, dass die NRZ die Landtagsarbeit gewiss nicht nur in Ausschnitten verfolgen wird.

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