An Rhein und Ruhr. . Vor allem das Ruhrbistum ist betroffen: „Bei uns geht es jetzt an die Substanz“. Personaldezernent Klaus Pfeffer will offene Diskussion anregen.

Man scheint einer aussterbenden Spezies auf der Spur: Während die Zahl katholischer Priester weltweit steigt, ist sie an Rhein und Ruhr seit Jahren im Sinkflug. Und nirgendwo in NRW scheinen die Auswirkungen dieses Priestermangels so gravierend wie im Ruhrbistum. Zwar erwartet man auch im großen Erzbistum Köln bis 2015 einen Rückgang der aktiven Priester von zuletzt 718 auf dann rund 530. Doch während der Bedarf dort derzeit laut einer Sprecherin „im Prinzip gedeckt“ ist und man hofft, künftige Lücken in Gemeinden etwa durch Versetzungen von Klinikseelsorgern stopfen zu können, ist man von diesen Zuständen im kleinen Ruhrbistum schon jetzt vielerorts weit entfernt.

Klaus Pfeffer, Personalreferent des Bistums Essen.
Klaus Pfeffer, Personalreferent des Bistums Essen.

Zwar dürfte im gleichen Zeitraum die Zahl der aktiven Priester zwischen Rhein, Ruhr und Lenne nur von 294 auf 256 sinken. „Doch bei uns geht es jetzt an die Substanz“, sagt der Personaldezernent des Ruhrbistums, Klaus Pfeffer. Und 2020 rechnet er nur noch mit 210 aktiven Geistlichen. „Wir kommen jetzt in eine Situation, in der sich Kirche wirklich verändert.“ Wenn ein Pastor in den Ruhestand gehe, könne er der Gemeinde immer seltener versprechen, dass bald ein neuer Priester komme. Und während zu Pfingsten noch drei Priester geweiht werden, wird es 2013 in Essen keine einzige Priesterweihe geben. Auch deshalb wird das Bistum sein Priesterseminar in Bochum schließen. Besonders dramatisch ist der Rückgang bei den unter 60-jährigen Priestern: Ihre Zahl schrumpft bis 2030 von aktuell 220 auf 56.

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Mancherorts machen sich Gemeinden selbst auf die Suche nach Lösungen, sagt Pfeffer. So wie in Duisburg, wo sich die Pfarrei Liebfrauen bereit erklärt hat, die Seelsorge in St. Ludger und St. Gabriel künftig nur noch mit einem Priester und einer Gemeindereferentin zu bestreiten. Noch seien solche Prozesse die Ausnahme. Deshalb sei es um so wichtiger, das Thema nun offen zu diskutieren – auch mit Blick auf völlig neue Formen der Seelsorge.

Zumal schon jetzt klar ist, dass auch Pastoral- und Gemeindereferenten nicht alle Lücken füllen können, die der Priestermangel reißt. Auch dort fehle es an Nachwuchs. „Wir haben heute nicht mehr die kirchliche Jugend, die eine solche Nähe zur Kirche hat, dass sie sich einen kirchlichen Beruf vorstellen kann“, so Pfeffer.