Essen.. Der steile Anstieg der Benzinpreise auf über 1,70 Liter pro Liter bringt die Tankbetrüger wieder ins Geschäft. Oft bleiben sie unerkannt, denn sie wappnen sich gegen die Videoüberwachung an der Tankstelle mit gestohlenen Kennzeichen. Die Polizei verrät, wie man sich schützen kann.

Oft fällt den Opfern gar nicht auf, dass ihnen etwas fehlt. Wer guckt schon immer danach, ob am Pkw vorne und hinten das Nummernschild darüber Auskunft gibt, wem das Fahrzeug gehört. Aber dann fehlt das blecherne Dokument tatsächlich, weil Tankbetrüger es gestohlen haben. Wenn die Diebe tanken müssen, stecken sie es an ihren Pkw. Dass die Videokamera der Tankstelle ihren Wagen aufzeichnet, stört sie dann nicht. Seelenruhig steigen sie nach dem Tanken ins Auto und fahren weg. Billiger geht es nicht.

„Das ist kein Einzelfall, es kommt immer mal wieder vor, dass Nummernschilder gestohlen werden“, weiß Lars Lindemann, Pressesprecher der Essener Polizei. Ein echter Schutz sei nicht möglich. Aber es gibt natürlich Möglichkeiten, es den Dieben nicht zu leicht zu machen. Lindemann: „Bei modernen Halterungen werden die Schilder nur eingeklickt. Die sind auch schnell gestohlen. Wenn das Schild mit Schrauben befestigt wurde, schreckt es schon ein wenig ab.“ Sein Rat: „Man sollte auf keinen Fall in dunklen Ecken parken. Und oft stellen wir fest, dass die Autobesitzer sogar eine freie Garage haben. Aus Bequemlichkeit lassen sie ihr Auto aber nachts davor stehen. Da sind die Schilder auch schnell weg.“

Opfer müssen gegen Gebühr neue Schilder bestellen

Den Ärger hat das Opfer auf jeden Fall. Der Fahrzeughalter muss Anzeige bei der Polizei erstatten und zum Straßenverkehrsamt gehen, um gegen Gebühr neue Schilder zu bestellen. Die alten Kennzeichen, vielleicht mit den Initialen der Liebsten und ihrem Geburtstag, werden erst einmal gesperrt.

Ein Blick in die Polizeimeldungen der Region in den letzten Tagen bestätigt den Eifer der Diebe. In Hamminkeln verfolgten Zeugen am 2. Mai ein Pärchen, das nach dem Tanken nicht bezahlt hatte. Sie bugsierten es zurück zur Tankstelle und riefen die Polizei. Schnell stand fest, dass das nicht zugelassene Auto mit gestohlenen Kennzeichen bestückt worden war. Im Fahrzeuginneren entdeckten die Beamten weitere gestohlene Nummernschilder.

Selbst die Polizei ist nicht vor den Dieben sicher

Ebenfalls ein Augenzeuge hatte Mitte April in Gelsenkirchen-Schalke einen 18-Jährigen beobachtet, der vor dem Tanken die Kennzeichen an seinem Wagen abgeklebt hatte. Die herbeigerufene Polizei stellte die Kennzeichen sicher und erfuhr später, dass diese gestohlen wurden.

Ganz sicher vor Kennzeichendieben ist übrigens selbst die Polizei nicht. In der Nacht zum 1. Mai hatten zwei Dortmunder Beamte ihren Streifenwagen beim Festival Rock in den Ruinen auf dem Phönix-West-Gelände abgestellt und Festival-Besucher zum Bahnhof begleitet. Als sie gegen Mitternacht zu ihrem Wagen zurückkehrten, entdeckten sie noch rechtzeitig einen Mann, der hinter dem Auto hervorkam und etwas hinter seinem Rücken versteckte. Schnell rannte der Mann weg, warf dabei die Nummernschilder des Streifenwagens weg. Die Polizisten holten den betrunkenen 29-jährigen Dortmunder nach wenigen Schritten ein, rätselten aber, ob er die Schilder für Straftaten benötigte oder ihnen nur einen Streich spielen wollte.