Essen/Bochum. Die Bauarbeiten zum sechsspurigen Ausbau der A40 und zum Bau des Westkreuzes in Bochum sorgen für Staus und strapazieren die Nerven der Autofahrer. DerWesten war mit Rolf Witte, Rojektleiter bei Straßen.NRW, zum Baustellen-Check auf der A40 unterwegs.
„Die A40 von Duisburg bis Dortmund-West und die B1 im Dortmunder Stadtgebiet bilden gemeinsam den Ruhrschnellweg“, heißt es auf der Internetseite des Landesbetriebs Straßen.NRW. Doch die Realität sieht anders aus: Schnell sind die Autofahrer auf der A40 schon lange nicht mehr unterwegs. Eine Baustelle folgt der anderen. Zwischen Gelsenkirchen-Süd und Bochum-Stahlhausen ist seit 2008 der sechsspurige Ausbau der Autobahn und der Bau des Westkreuzes in vollem Gange.
Was hat sich seit 2008 getan? Liegen die Arbeiten im Zeitplan? Wann rollt der Verkehr zwischen Essen und Dortmund wieder problemlos? Die Antworten weiß Rolf Witte, Projektleiter Bau von Straßen.NRW. DerWesten war mit dem 58-Jährigen zum Baustellen-Check auf der A40 unterwegs.
Erklärungen gibt’s in den Videos
Rolf Witte ist mit einem weißen Kastenwagen, Bottroper Kennzeichen, auf den Baustellen der A40 unterwegs. Vom Treffpunkt am gelben Baustellen-Container an der Anschlussstelle Bochum-Stahlhausen geht es auf die Autobahn. Der 58-Jährige gibt Gas. Das kann er, denn er ist in dem Bereich der Baustelle unterwegs, der für die Autofahrer gesperrt ist. Den stockenden Verkehr zur Linken, geht es in Richtung Essen.
Der sechsspurige Ausbau in Fahrtrichtung Dortmund beginnt nämlich für die Autofahrer bereits an der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Süd. „Dafür sind allerdings unsere Kollegen aus Essen zuständig“, erklärt Rolf Witte.
Erst der Abschnitt von der Stadtgrenze Essen/Bochum bis zur Bahnhofstraße in Wattenscheid fällt in den Zuständigkeitsbereich der Niederlassung Ruhr des Landesbetriebs Straßen.NRW. Und somit in Rolf Wittes. Doch bis dorthin fährt der Projektleiter bei der Baustellen-Tour nicht: Dieser Abschnitt wurde bereits im Januar 2010 fertiggestellt.
Witte: „Sobald die Essener Kollegen mit ihrem Ausbau fertig sind, kann die Autobahn in diesem Bereich sechsspurig befahren werden.“ Dies werde im Herbst 2011 der Fall sein.
Station 1: Westenfelder Straße
Erste Station des Baustellen-Checks ist also die Westenfelder Straße (Punkt 1 in unserer Grafik). Rolf Witte begrüßt die Bauarbeiter mit einem freundlichen Nicken. Man kennt sich. Die drei Männer arbeiten derzeit am nördlichen Teil der Autobahn, der nach der Fertigstellung die Fahrspuren von Dortmund in Richtung Essen bilden wird. In diesem Bereich erneuern sie derzeit die Fahrbahndecke. Weitere Arbeiter arbeiten an der Lärmschutzwand. (Rolf Wittes Erklärung dazu gibt es in den Videos.)
Witte kennt die Autobahn genau, kennt alle Details des Umbaus. Den Sinn und Zweck der Neuerungen kann er verständlich erklären, wie den der neuen Lärmschutzwände. Die bestehen nämlich aus Einkornbeton. „Dieses Material ist aus möglichst gleich großen Körnern. Wenn man es zusammenmischt, entstehen viele Lücken. So wird der Lärm gut geschluckt“, erklärt Rolf Witte. Sobald die Wand steht, bekommt sie ihren dunkelroten Anstrich.
Station 2: Walzwerkstraße
Weiter geht es zur Autobahnbrücke Walzwerkstraße, die bereits fertig ist, ebenso wie der südliche Teil der Fahrbahn (Punkt 2 in unserer Grafik.)
Am nördlichen Teil der A40 entsteht ein 800 Meter langer Steilwall: Große Betonblöcke bilden eine Wand, die bislang rund fünf Meter hoch ist. „Der Steilwall wird noch bis zu 10,50 Meter hoch. Darauf kommt eine zwei Meter hohe Lärmschutzwand“, erklärt Witte die noch anfallenden Arbeiten.
Zudem wird in diesem Bereich an der Fahrbahndecke gearbeitet. „Gestern wollte ich hier mal eben vorbeischauen. Leider bin ich im Schlamm steckengeblieben“, erzählt Rolf Witte schmunzelnd. „Da musste mich ein Bagger rausziehen.“ Daher also die Matsch-Spritzer auf dem Kotflügel seines sonst so weißen Wagens.
Beim Baustellen-Check fährt der 58-Jährige dann doch lieber über Asphalt. Das Baustellen-Fahrzeug bleibt nicht stecken. Weiter geht’s.
Station 3: Das Westkreuz, Brücke von Dortmund zum Donezk-Ring
Die dritte Station führt zum Westkreuz. Rolf Witte spricht von einem „Überwurf“, wenn er die Überführung beschreibt, die die Autofahrer aus Dortmund in den Donezk-Ring leitet. Über einen Schleichweg am Rande der Autobahn fährt der Projektleiter über einen Schotterweg, eine kleine Erhebung hinauf, mitten auf diese Überführung.
Noch im Wagen, fällt Witte eine Anekdote ein: Im November 2010 sollte die Überführung betoniert werden. „So etwas muss in einem Rutsch passieren“, erzählt der Profi, „damit es keine Fugen gibt.“ Morgens um 5 Uhr wurde mit dem Betonieren begonnen, 1600 Kubikmeter Beton waren nötig. Gegen 20 Uhr sollte alles fertig sein.
Um 17 Uhr der Schock: Ein Temperatursturz brachte 15 Zentimeter Neuschnee. „Da ging nichts mehr. Die Polizei musste Auffahrten sperren. Mit Matten wurde versucht, den Beton vor dem Schnee zu schützen.“ Nachts um 2 Uhr sei die Überführung endlich fertig gewesen.
Station 4: Das Westkreuz, Donezk-Ring
Ganz in der Nähe der neuen Überführung liegt der Donezk-Ring. Dort wird momentan eine Brücke gebaut: die Auffahrt von der Wattenscheider Straße in den Donezk-Ring (Punkt 4 in unserer Grafik). In gut einer Woche soll die Brücke betoniert werden. Die bisherige Ausfahrt vom Donezk-Ring in die Wattenscheider Straße bleibt erhalten.
Der weiße Kastenwagen kämpft sich auf einen Hügel aus Geröll und Erde. „Manchmal ist es schade, dass er keinen Allrad-Antrieb hat“, bedauert Witte. Trotzdem lässt er es sich nicht nehmen, bis zu der Stelle zu fahren, von der er die Veränderungen am besten beschreiben kann.
Um den Verkehr vom Donezk-Ring auf die A40 zu leiten, muss der gesamte Ring tiefer gelegt werden. Der Erdboden wird daher sechs bis sieben Meter abgetragen, damit die Straße unter der neuen Auffahrt und der Trasse der Thyssen-Krupp-Bahn hindurchführen kann. Die Vorarbeiten dazu laufen im Moment: Starkstromkabel müssen verlegt werden.
Station 5: Brücke Wattenscheider Straße, Hansastraße, Regenrückhaltebecken
Der nächste Ort des Baustellen-Checks führt an die Brücke Wattenscheider Straße. Neben der bisherigen Autobahnbrücke wurde etwas weiter östlich eine neue Brücke gebaut (Punkt 5 in unserer Grafik). Parallel zur neuen Brücke gibt es zudem eine eigene Trasse für die Straßenbahn.
Witte stoppt mitten auf dem neuen Bauwerk mit dem markanten, roten Geländer. Im Hintergrund dröhnt schweres Arbeitsgerät. Die neuen Brücken stehen, die Verbindungsstraßen allerdings noch nicht. Wenn alle Anschlüsse fertig sind, gibt es über die neue Brücke eine direkte Verbindung von der Wattenscheider Straße zur Kreuzung Hansastraße/Darpestraße.
„Wenn der Verkehr über die neue Brücke fließt, können wir das alte Bauwerk abreißen“, sagt der Fachmann. Er rechne damit jedoch erst im Sommer/Herbst 2012.
Zwischen A40, Bahndamm und Darpestraße wird das Regenrückhaltebecken Leither Bach gebaut (Punkt 6 in unserer Grafik). Es fasst 25.000 Kubikmeter Wasser. „Leider können wir seit mehr als einem Monat nicht weiterarbeiten“, sagt Witte. „Das schlechte Wetter macht den Boden so weich, dass keine Bagger in das Becken hineinfahren können.“ Schlamm- und Sandfang seien schon installiert, ebenso wie ein Ölabscheider. „Für die weiteren Arbeiten benötigen wir aber mindestens 14 Tage Trockenheit“, erklärt der Projektleiter.
Die Darpestraße wird im weiteren Verlauf der Bauarbeiten verlegt. Während die alte Straße parallel zur A40 verläuft, soll die neue Darpestraße an den Bahndamm verlegt werden (Punkt 7 in unserer Grafik).
Fazit des Baustellen-Checks
Mit ein einigen Matsch-Spritzern am Auto mehr endet der Autobahn-Check wieder am gelben Baustellen-Container. Der Schlamm am Wagen sei jedoch kaum erwähnenswert, meint der Projektleiter. Mit den Erdarbeiten, als der Gipfel der Bauarbeiten Mitte 2010 erreicht wurde, war es schlimmer: „Da sah der Wagen richtig gut aus!“
Insgesamt liege man gut in der Zeit. „Das meiste ist jetzt schon halb fertig, es müssen noch Restarbeiten ausgeführt werden“, sagt der 58-Jährige. Der sechsspurige Ausbau und der Brückenbau konnten vier bis fünf Monate schneller erledigt werden, als geplant. „Beim Bau des Westkreuzes liegen wir drei Monate zurück“, sagt Witte. Schuld sei das schlechte Wetter, aber auch ein Bombenfund in einer Baggerschaufel.
Und wann wird der Ruhrschnellweg seinem Namen wieder gerecht? Straßen.NRW-Projektleiter Rolf Witte wagt eine Schätzung: „Im März 2013 soll der Verkehr zwischen Essen und Dortmund wieder problemlos fließen.“ Dann sollen alle Autofahrer genau so schnell auf der A40 unterwegs sein, wie Rolf Witte momentan mit seinem weißen Kastenwagen im Baustellen-Bereich.