Essen. Leere Bahnhöfe, ratlose Pendler, wartende Menschen - der Warnstreik war in ganz NRW spürbar. Die DerWesten-Nutzer jedoch stehen dem Streik-Tag zum größten Teil entspannt, oft sogar befürwortend, gegenüber. Die öffentlichen Einrichtungen hätten ein Recht auf eine Kundgebung. Kritiker verstimmt das.

Wütende Pendler fahren mit dem Taxi zur Arbeit. Studenten schwingen sich auf ihre Fahrräder und radeln zur Uni anstatt sich in der U-Bahn zu treffen. Eine alte Frau wartet vergeblich auf den Bus, der sie täglich zum Supermarkt fährt. Gelassene Urlauber freuen sich über den fehlenden Buslärm vor ihrer Haustür. Überall in NRW zeigt der Warnstreik der öffentlichen Dienste seine Auswirkungen – ob gut oder schlecht.

Wie finden die DerWesten-Nutzer am Mittwoch den Streik? Nachdem sie am vorherigen Tag noch geteilter Meinung waren, überwiegt am Streik-Tag eindeutig Nachsicht und positive Anteilnahme – dennoch lodert die Wut in manchen Nutzern noch immer.

„Verständnis habe ich nicht im Geringsten. Nach einem "erfolgreichen" Streik kommen irgendwann die zu erwartenden Preiserhöhungen. […] Statt dafür zu kämpfen, dass die Preise stabil und somit auch bezahlbar bleiben; dass das, was man in der Geldbörse hat, auch ausreicht zum Leben, wird munter an der Preisschraube gedreht“, schreibt m1ha.

Anders die Meinung von Jerrymator: „Was dem Wulff recht ist darf allen anderen nur billig sein! […] Wir arbeiten jedenfalls ehrlich für unser Geld! Protest jetzt! 6,5% für alle Arbeitnehmer!“.

Richtig oder falsch?

Dagegen hält der Nutzer hugopalm vor allem den ganztägigen Streit für grundlos: „Unter Warnstreik verstehe ich eine Arbeitsniederlegung von ein bis zwei Stunden. Was sich unsere Gewerkschaft da erlaubt, ist mehr als wirtschaftsschädigend.“

Dieser Kritik entgegnet Montagsdemonstrantin „Ich finde es genau richtig, dass jetzt gestreikt wird, und zwar nicht nur zwei bis drei Stunden, sondern mal richtig nach dem Motto: Alle Räder stehen still. […] Ein Streik, der keine Wirkung zeigt, wäre völlig sinnlos.“

Folgende Meinung vom DerWesten-Nutzer acef geht jedoch in eine ganz andere Richtung: „Denken die Streikenden mal an die armen Menschen die sie wirklich treffen mit ihrem dämlichen Streik? […] Die sollten froh sein, dass sie Arbeit haben, bevor sie streiken.“ So suchen die Leser die Schuld an dem Streik-Tag in NRW vor allem bei der Gewerkschaft Verdi: „Wenn es noch höhere Einkünfte für die Mitarbeiter gibt, steigen auch die Gewerkschaftsbeiträge. Außerdem gewinnt Verdi so neue Mitglieder“, schreibt hanspedder74.

Nutzer nehmen's ironisch

Sowohl zornige, als auch verständnisvolle Nutzer wurden erwartet – hier zwei unterhaltsame Reaktionen der anderen Art:

- „Ist das schön, wenn die grünen ÖPNV Fahrer morgen für ihre längere Pendlerstrecke keine Alternativen haben. Ich bin mal gespannt wie viele Abmahnungen es wegen zu spät kommen hagelt. Der Spritpreis könnte auch ruhig bei 2,50€ liegen“, schreibt Essen-Krayer1.

- „’Mann der Arbeit aufgewacht, und erkenne Deine Macht.
Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will.’
Bundeslied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, 1863, Georg Herwegh“, zitiert ULIRO.

Die Menschen aus Nordrhein-Westfalen nehmen also den lahmen Verkehr, die leeren Kitas und die anderen Auswirkungen des Streiks größtenteils gelassen. Die anderen würden ihre Empörung wahrscheinlich auch kundtun, wenn die Arbeitgeber die 6,5 Prozent-Forderung ohne Warnstreik genehmigt hätten.