An Rhein und Ruhr. . Es gibt eine neue Betrugs-Masche: Datendiebe manipulieren Lesegeräte an Supermarkt-Kassen. 31 Fälle von sogenanntem „Skimming“ wurden in NRW seit dem vergangenen Sommer bekannt. Die Betrüger waren wahrscheinlich in die Märkte eingebrochen, um Kassen zu manipulieren.

Die böse Überraschung kam einige Wochen nach dem Einkauf mit dem Blick auf den Kontoauszug: Jemand hatte Geld gezogen – an Automaten in Süd- oder Mittelamerika. Mal waren es einige Hundert, mal mehrere Tausend Euro, die in Kolumbien oder Brasilien abgehoben wurden. „Skimming“, der Betrug mit ausgespähten EC-Kartendaten, ist um eine Variante reicher. Kriminelle nehmen den Handel ins Visier und manipulieren Kartenlesegeräte an den Kassen, um an Daten zu kommen.

Die jüngsten Fälle stammen aus dem Rheinland. In Mönchengladbach wurden die Terminals in einem Gartenmarkt sowie in einem Discounter manipuliert. In einem Fall waren es über 100 Geschädigte, im anderen über 200. Etwa 60 Opfer hatten in einem Supermarkt in Düsseldorf eingekauft, fast 200 in einem Markt für Tierbedarf in Ratingen. Ein weiterer Fall wird aus Euskirchen gemeldet.

Für den Kunden nicht erkennbar

Die Behörden sind alarmiert. Insgesamt ist „Skimming“ auf dem Rückzug , die Zahl der Fälle im Handel ist aber sprunghaft angestiegen. „Seit Mitte vergangenen Jahres haben wir landesweit 31 solcher Attacken registriert“, sagte Frank Scheulen vom Landeskriminalamt auf NRZ-Anfrage. In sieben dieser Fälle sei es den Tätern denn tatsächlich auch gelungen, an Geld zu kommen – jeweils mit Dutzenden oder gar mehreren Hundert Geschädigten. Diese bekommen ihr Geld zwar in der Regel von den Banken erstattetet, trotzdem: Der Ärger bleibt.

Wie sind die Manipulationen erfolgt? „Dass sich die Täter abends in den Märkten haben einschließen lassen, ist nicht sehr wahrscheinlich“, so LKA-Sprecher Scheulen. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass die Lesegeräte bei Einbrüchen manipuliert oder teils auch ganz ausgetauscht wurden. Nicht alle dieser Einbrüche waren zunächst bemerkt worden, mitunter sah es so aus, als hätten es die Täter eigentlich auf was anderes abgesehen. Wie die Übertragung der EC-Daten von den manipulierten Geräten zu den Betrügern dann konkret erfolgt, dazu sagt der LKA-Sprecher nichts. Nach NRZ-Informationen war aber in einigen Fällen eine Blue-Tooth-Verbindung im Spiel, also eine Datenübertragung über relativ kurze Distanz per Funktechnik.

Manipulationen nicht erkennbar

Das Perfide: Die Manipulationen sind für die Kunden nicht zu erkennen. „Die Geräte sehen so aus wie vorher“, sagt Scheulen. Man könne den Kunden deshalb nur raten, vorher an einem Geldautomaten Geld zu ziehen und an der Kasse bar zu bezahlen – oder die EC-Karte für den Auslandsgebrauch zu sperren , was dann aber auch Nachteile für den nächsten Urlaub hat. Auch eine Möglichkeit: ganz auf Plastikgeld verzichten. „Das ist in der heutigen Zeit aber sicher nicht ganz einfach“, meint Scheulen.

Hängen die Skimming-Fälle zusammen, hat man es mit den gleichen Tätern zu tun? „Die Vermutung liegt nahe“, so der LKA-Sprecher. Auch in anderen Bundesländern, etwa in Niedersachsen, gibt es Fälle. Das Bundeskriminalamt ist eingeschaltet, führt auch Gespräche mit dem Handel.

Vorsicht also nach Einbrüchen: Prinzipiell sei der Handel sensibilisiert, so Wilhelm Bommann vom Einzelhandelsverband Niederrhein . Der Handel übernehme immer mehr Dienstleistungen aus dem Finanzbereich, „dass schwarze Schafe sich diese Entwicklung zunutze machen würden, war absehbar“. In Duisburg und im Kreis Wesel seien bisher keine Fälle bekannt.