Essen. Sturmtief “Ulli“ hat in NRW gewütet. In Ennepetal mussten 290 Fahrgäste aus einer Bahn evakuiert werden, nachdem ein Baum auf die Schienen gestürzt war. Die B224 bei Bottrop ist nach umgestürzten Pappeln in der Nacht auch am Mittwoch wegen Baumschnittarbeiten in beiden Richtungen voll gesperrt.

Sturmtief Ulli hat am Dienstag zahlreiche Einsätze von Polizei und Feuerwehren ausgelöst. Bäume wurden entwurzelt, Ziegel flogen von den Dächern, Lastwagen und Anhänger kippten um.

Ein Regionalzug der Deutschen Bahn musste am Dienstag in Ennepetal auf freier Strecke evakuiert werden. Ein Baum war aufgrund der starken Sturmböen am Abend auf die Schienen gestürzt und blockierte die Lok. Die 290 Fahrgäste mussten von der Feuerwehr aus der Bahn gerettet werden.

Die Evakuierung gestaltete sich nach Auskunft der Bahn schwierig. Aufgrund der Höhenunterschiede des Ausstiegs zu den Schienen wurde nach Angaben der Feuerwehr ein provisorisches Podest aus Europaletten gebaut. Der Notfallmanager der Bahn hatte zuvor die Bahnstrecke sperren und stromlos schalten lassen.

Der Lokführer informierte die Reisenden mit Durchsagen im Zug über den Ablauf der Evakuierung. Die Fahrgäste wurden in Bussen zum Hauptbahnhof Hagen gebracht. Die Strecke konnte am Morgen wieder befahren werden.

Bei der Bahn hielten sich die Sturmschäden am frühen Abend ansonsten in Grenzen. Lediglich die S-Bahn-Strecke zwischen Essen Dellwig-Ost und Essen-West musste offenbar wegen Ästen auf der Oberleitung gesperrt werden, wie ein Bahnsprecher sagte.

Bundesstraße 224 im Essener Norden gesperrt

Die Bundesstraße 224 im Essener Norden war bis in die Nacht hinein in beiden Richtungen wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Zwischen Prosperstraße und Horster Straße durften keine Autos fahren, weil eine Pappel auf den Fahrspuren lag. Die Feuerwehr war im Einsatz, um die Pappeln zu beseitigen. Die Sperrung der Hauptverkehrsstraße sorgte am Abend für einen kilometerlangen Stau.

Auch am Mittwoch ist die B224 wieder in beiden Richtungen dicht: Der Landesbetrieb Straßen.NRW hat sich nach dem Vorfall mit dem umgekippten Baum dazu entschlossen, die Kronen an 30 Pappeln entlang der Bundesstraße bei Bottrop zu entfernen. Die Sperrung werde von 9 bis voraussichtlich 15 Uhr dauern, sagte Straßen.NRW-Sprecher Bernd Löchter auf Anfrage von DerWesten. Aus Sicherheitsgründen sei eine Vollsperrung in beiden Richtungen notwendig, sonst könnten herumfliegende Holzsplitter Autofahrer gefährden. Eine Umleitung sei eingerichtet.

Die Baumpflegearbeiten seien "prophylaktisch", sagte Löchter. So wolle der Landesbetrieb Straßenbau für Verkehrssicherheit auch bei erneuten Orkanböen am Donnerstag sorgen.

Sturm "Ulli" bereitete auch dem Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf Kummer. Kurz vor zwanzig Uhr am Dienstagabend musste die Feuerwehr zum Fortuna-Vereinsheim Flinger Broich ausrücken. Das Fortuna-Emblem, eine Leuchtreklame von cirka drei Metern Durchmesser, war in mehrere Teile gebrochen und drohte herabzufallen. Das vollständige Schild mit der Aufschrift "F 95" musste entfernt werden.

Pegel der Ruhr steigt

In Essen war die Ruhr über ihre Ufer getreten, so dass das Verkehrsamt die Schwimmbrücke zwischen Horst und Bochum-Dahlhausen und die Fußwege zwischen Kurt-Schumacher-Brücke/Drehscheibe sowie Marie-Juchacz-Straße/Bahnübergang Holthauser Tal auf unbestimmte Zeit sperren musste.

Denn erwartet werden am Mittwoch stärkere Niederschläge und das wiederum wirkt sich den Wasserstand der Ruhr aus. „Ich gehe von ansteigenden Pegeln aus“, sagte Markus Rüdel, Pressesprecher beim Ruhrverband.

1,70 Meter höher als normal mit steigender Prognose: Das konstatierte er für den Dienstag. Das war genug, um weite Teile des Wanderwegs an der Ruhr unter Wasser zu setzen. „Aber es ist ein moderates Hochwasser, das für diese Jahreszeit nicht unüblich ist“, so Rüdel.

Umgekippter Lkw auf der A 44

Einsatzkräfte der Feuerwehr räumen am Dienstag in Wuppertal nach einem Sturmbruch einen Baum vom teilweise eingestürzten Dach eines Einfamilienhauses. Foto:dapd
Einsatzkräfte der Feuerwehr räumen am Dienstag in Wuppertal nach einem Sturmbruch einen Baum vom teilweise eingestürzten Dach eines Einfamilienhauses. Foto:dapd

Wegen eines umgekippten Lkw war die Autobahn 44 in Fahrtrichtung Kassel gesperrt. Zwischen dem Kreuz Wünnenberg-Haaren und Lichtenau ereignete sich der Unfall. Der Verkehr staute sich dort auf einer Länge von vier Kilometern.

Im niedersächsischen Papenburg riss das Sturmtief das Dach vom Verlagsgebäude der Ems-Zeitung. Gebäudeteile und ein Baum stürzten auf die Straße. "Verletzt wurde zum Glück niemand", sagte der Redaktionsleiter der Ems-Zeitung.

Bei Kerken am Niederrhein kam es zu einem sturmbedingten Unfall. Auf der Klever Straße (B9) erfasste eine Sturmböe den unbeladenen Anhänger eines VW-Busses. Der Anhänger schleuderte in den Gegenverkehr. Ein in Richtung Geldern fahrender 47-jähriger Mann aus Kevelaer konnte mit seinem Honda Jazz nicht mehr rechtzeitig abbremsen und kollidierte mit dem Anhänger. Die umherfliegenden Glassplitter verletzten den Hondafahrer. Er kam ins Krankenhaus. Die Klever Straße blieb für circa eine halbe Stunde gesperrt.

Stromausfall in Emmerich

Wegen des Sturms fiel im niederrheinischen Emmerich ein Baum um. Die Folge: Stromausfall im Stadtteil Hüthum. Auch die Telefone gingen nicht mehr. Die Stadtwerke-Mitarbeiter machten sich sofort auf die Suche nach dem umgekippten Baum, um den Schaden zu beheben. Auch im niederrheinischen Rheinberg fiel von circa 17 bis 18 Uhr der Strom aus, weil ein Baum auf eine Freileitung gefallen war. Hauptsächlich war der Stadtteil Rheinberg-Alpsray betroffen.

Starke Orkanböen haben in Herne einen schweren Arbeitsunfall verursacht. Ein Mann wurde schwer verletzt, teilte die Polizei mit. Beim Zerlegen eines Eisenbahnwaggons in einem Betrieb, der Altmetall verwertet, ist durch die Böen eine Metallwand auf den Arbeiter gestürzt. Der 48-Jährige musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Arbeitskollegen hatten ihn zuvor mit einem Gabelstapler befreit.

Mittwoch soll Sturm kaum nachlassen

Am Mittwoch soll der Wind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach kaum nachlassen. Am Donnerstag soll bereits der nächste schwere Sturm über Deutschland fegen, der auch den Südosten erfassen werde. "Allgemein sieht der Sturm am Donnerstag nach aktuellen Berechnungen noch etwas giftiger aus als der aktuelle", teilt der DWD mit. Die Gefahr orkanartiger Böen bis in die Niederungen ist dann nach Angaben der Meteorologen auch im Binnenland gegeben. (dor/kari)