Essen. Im Streit um die Winterausrüstung für die Polizei in NRW ruft die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die “Aktion Wintermütze“ aus. Am Mittwoch will sie 5000 Wollmützen an Streifenbeamte verschenken - und so den Protest gegen die eigentlich vorgesehene Fellmütze nach russischem Vorbild verdeutlichen.

Sie soll schön warm sein, damit der Kopf auch bei längeren Außeneinsätzen nicht auskühlt. Das ist sie auch, die Fellmütze mit Ohrenklappen, die das Innenministerium in NRW für seine Beamten im Wach- und Wechseldienst vorgesehen hat. Trotzdem kann sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Lande so gar nicht für die Mütze nach russischem Vorbild erwärmen. Im Gegenteil: Das wichtige Winter-Accessoire erhitzt die Gemüter. "Die Mütze", sagt GdP-Sprecher Stephan Hegger, "lässt die Kollegen lächerlich aussehen! Und als lächerlicher Polizist kann man seine Arbeit nicht machen."

Schon im Oktober wetterte die Gewerkschaft gegen die Kopfbedeckung. "Wir sind doch nicht in Moskau", sagte da Landesvize Arnold Plickert. Nun, da der Winter naht, macht die GdP erneut Front gegen die Fellkappen. Für kommenden Mittwoch ruft sie die "Aktion Wintermütze" aus: 5000 dunkelblaue Wollmützen, versehen mit der Aufschrift "Polizei" auf der Stirn, will die Gewerkschaft dann an Polizisten im Wach- und Wechseldienst - also Streifenbeamten - verschenken. In Düsseldorf übernimmt das am Vormittag öffentlichkeitswirksam GdP-Landeschef Frank Richter auf dem Weihnachtsmarkt. Die Gewerkschafts-Kreisgruppen im ganzen Land würden anschließend auch noch Mützen an die Streifenbeamten bringen, sagt Hegger.

Schirmmützen-Modell fiel im Test durch

Das Problem der richtigen Kopfbedeckung beschäftigt die Polizisten im Land schon lange. "Das wird jetzt der dritte Winter, in dem wir uns darüber ärgern", sagt Stephan Hegger. Ein Schirmmützen-Modell mit Ohrenklappen wurde im Winter 2010/2011 als Alternative zur ungeliebten Fellmütze in einzelnen Polizeibehörden getestet - und fiel durch. Die Ohrenklappen lägen nicht eng genug an, wärmten nicht gut genug. "Als Alternative wird von einem Großteil der Teilnehmer(innen) eine Woll- oder Fleecemütze gewünscht", hieß es laut GdP-Landesjournal bereits im März im Abschlussbericht des für die Ausstattung zuständigen Landesamtes für polizeiliche Dienste (LZPD) an das Innenministerium.

Geändert hat sich seitdem nichts. "Das ist doch eine Provinzposse", schimpft GdP-Sprecher Hegger. Das Innenministerium schicke das LZPD vor, wo man die Resonanz auf die Fellmützen schönzureden versuche. "Da heißt es dann, die Mütze sei gut gefragt", sagt Hegger. Er bezweifelt das. "Fakt ist: Das Ding wird bei den Kollegen abgelehnt."

Mehr als 6000-mal bestellt

Das Innenministerium verweist auf Nachfrage denn auch ans LZPD in Duisburg - dort nennt man Zahlen: Über 6000-mal sei die Fellmütze mit Ohrenklappen bislang bestellt worden, berichtet Sprecher Jörg Sommerfeld. Der größte Teil sei schon ausgeliefert worden, der Rest folge kurzfristig. "Und wenn von 17.000 Kollegen in Blau über 6000 die Mütze bestellen, dann spricht das nicht für Ablehnung", sagt er.

1.100 Fellmützen seien allein in Düsseldorf an Polizisten ausgegeben worden, teilt das LZPD per Presseerklärung mit. Weiter wird Jürgen Mathies, Direktor des LZPD, zitiert: "Die Fellmütze hält Kopf und Ohren warm und ist auch bei feuchter Witterung gut geeignet." Damit sei "sichergestellt, dass auch bei tiefen Temperaturen kein Polizeibeamter bei seinen wichtigen Aufgaben im Freien frieren muss".

Die GdP sieht das weiter anders - und ruft mit ihrer Mützen-Verteil-Aktion bewusst zum Ungehorsam auf. Denn eigentlich dürfen Polizisten nicht einfach irgendwelche Mützen aufsetzen. Das wissen auch die Gewerkschaftler. "Uniform ist Uniform", sagt Stephan Hegger. "Da dürfen Sie auch nicht einfach anfangen, Ringelsocken zu tragen." Der Innenminister als Dienstherr lasse seine Polizisten aber "im Regen stehen" - deshalb sei es jetzt Zeit für "Nothilfe".

Andere Länder setzen auf schlichte Mützen-Modelle

So viel Ärger um Modefragen - ist das wirklich nötig? Ja, findet Stephan Hegger. "Das ist kein Luxusproblem", sagt er. Eine ordentliche Kopfbedeckung sei für die Beamten im Streifendienst im Winter enorm wichtig. Eine normale Mütze lasse sich beispielsweise viel einfacher in der Jackentasche verstauen als die sperrige Fellkappe. "Und Sie müssen doch einigermaßen vernünftig aussehen!"

In anderen Bundesländern gehörten Fleecemützen längst zur Ausrüstung dazu, erklärt Hegger. Und selbst in NRW sei die Welt der Polizistenmode zweigeteilt: Beamte der Bereitschaftspolizei, also der Hundertschaften, dürften bereits schlichte Wollmützen tragen. Warum man nicht auch für die Streifenbeamten auf Woll- oder Fleecemützen umsteigen kann? Diese Frage bleibt beim Innenministerium und im LZPD unbeantwortet.