An Rhein und Ruhr. Ab dem 11. Oktober sind Corona-Tests für Bürger nicht mehr kostenlos. Wir haben uns umgehört, mit welchen Preisen die Testanbieter planen.
Die Zahl der durchgeführten Corona-Tests ist in NRW deutlich zurückgegangen. „Im Mai und Juni gab es vereinzelte Spitzen von über 845.000 Tests pro Tag“, so das NRW-Gesundheitsministerium auf NRZ-Anfrage. „Aktuell werden circa 200.000 Tests pro Tag gemeldet.“ Auch die Anzahl der Teststellen ist um 22,3 Prozent eingebrochen – von 9.749 in der Spitze auf aktuell 7.573.
Die Abschaffung der Gratis-Schnelltests werde diesen Trend weiter befeuern, glaubt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Der Grund: Insbesondere in der Gruppe der Impfskeptiker seien einige Bürgerinnen und Bürger vermutlich nicht bereit, bis zu 20 Euro für einen Corona-Schnelltest zu zahlen.
Die meisten Apotheker wollen ihre Teststellen weiterhin betreiben
Sinkt die Nachfrage, würden in den Teststellen laut Preis die Kosten pro Nachweis steigen. Die Folge: „Viele kommerzielle Anbieter gibt es schon nicht mehr“, so der Vorsitzende. Ein flächendeckendes Netz von testenden Apotheken werde es aber auch weiterhin geben. „Apotheken sehen das als ihre heilberufliche Verantwortung.“ Wie sich die Situation im November entwickle, müsse abgewartet werden.
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Die Teststellen wurden bislang mit 11,50 Euro pro Test von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) bezahlt. Wie viel Geld sie ab Montag von ihren Kunden verlangen, ist gesetzlich nicht vorgegeben. Eine stichprobenartige NRZ-Umfrage am Niederrhein und im Ruhrgebiet zeigt: Die meisten Anbieter wollen die Preise nicht oder nur leicht erhöhen.
Einige Teststellen kürzen Öffnungszeiten oder erwägen Schließung
„Wir müssen schauen, wie sich die Nachfrage entwickelt“, sagt Michael Makoschey, Inhaber der Düsseldorfer Falken Apotheke. „Wir planen aber aktuell mit zehn Euro pro Test.“ Das sei für den Verbraucher „eine Stange Geld“. Noch weiter könne Makoschey mit dem Preis nicht runter gehen. Mitarbeiter müssten abgestellt werden, Testmaterial eingekauft, Softwarekosten bezahlt und die einzelnen Abläufe dokumentiert werden. „Das ist eine Mischkalkulation aus vielen Punkten.“ Makoschey habe auf die rückläufige Nachfrage bereits reagiert und die Mitarbeiterzahl gesenkt.
Die Einhorn Apotheke in der Stadt Kleve plant derzeit mit 18 bis 20 Euro pro Test, wolle aber zunächst abwarten. Andernorts kürzen Teststellen aus Kostengründen ihre Öffnungszeiten – oder schließen komplett. „Wir müssen schauen, ob wir noch weitermachen“, sagt Markus Haurand, Inhaber der Nicolai Apotheke in Kalkar. „Ich halte 20 Euro doch für arg viel.“ Die 11,50 Euro von der KV seien ausreichend gewesen, um in den vergangenen Monaten die Kosten zu decken. Nun sei die Nachfrage aber so stark gesunken, dass Haurand kalkulieren müsse, ob sich die Teststelle überhaupt noch rentiert.
Auch im Kreis Wesel planen die Anbieter aktuell mehrheitlich mit Preisen zwischen zehn bis 15 Euro. „Der Markt wird den Preis regulieren und jede Apotheke wird das individuell festlegen“, sagt der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein.
Überblick: So viele Teststellen gibt es in den Städten und Kreisen
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Kreis Wesel: In der Spitze habe es im Juli rund 310 Teststellen gegeben, berichtet Kreissprecherin Anja Schulte. Dabei müsse allerdings „zwischen Beauftragten Dritten und Arztpraxen, Apotheken und Testungen durch Hilfsdienste“ unterschieden werden. Die Anzahl der Testungen varriere je nach Teststelle stark. „Aktuell bieten 34 Apotheken, 22 Zahnärzte und 77 sonstige Anbieter Bürgertestungen im Kreis Wesel an.“ Hinzu kämen zahlreiche Arztpraxen, die nicht nur ihre eigenen Patienten testen würden sowie Teststellen, die aktuell pausieren. „Es besteht ein ausreichendes Angebot“, so Schulte.
Duisburg: Aktuell seien in Duisburg 83 Ärzte, 18 Apotheken und 35 private Teststellen an den Testungen beteiligt. Die Tendenz sei momentan stabil, ein Ausblick auf die kommenden Wochen allerdings schwierig. Das werde „sicher auch stark von der Preisgestaltung der Betreiber abhängen“, sagt Sprecher Maximilian Böttner. Durch die neue Corona-Schutzverordnung seien Schnelltests in einigen Bereichen wieder eingeführt worden - darunter in Diskotheken, bei privaten Feiern und Prostitution. Diese Entwicklung wirke sich voraussichtlich auch auf die Testnachfrage aus.
Kreis Kleve: Ab kommenden Montag würden (Stand: 6. Oktober) „noch 95 Teststellen, die keine Arztpraxen sind, in Betrieb sein“, schreibt Sprecher Benedikt Giesbers. Dabei seien die mobilen Teststellen und die Zahnarztpraxen miterfasst. „Hinzu kommen 65 Arztpraxen, die im Rahmen ihres Praxisbetriebs testen.“ Damit ergebe sich eine Gesamtzahl von 160 Teststellen. „Es haben bisher 28 Teststellen geschlossen und 25 pausieren“, so Giesbers. Inwieweit die Anzahl ausreichend sei, hänge von der Nachfrage ab.
Oberhausen: „In der Spitze gab es im Stadtgebiet circa 100 Teststellen, von Arztpraxen, Apotheken, Hilfsorganisationen bis zu kleinen und größeren privaten und gewerblichen Anbietern“, schreibt Sprecher Martin Berger. Derzeit stünden in Oberhausen insgesamt 85 Teststellen zur Verfügung, elf weitere würden pausieren. Die Anzahl sei jedoch von März 2021 bis heute schwankend.
Essen: „Zu Höchstzeiten gab es in Essen insgesamt 385 Teststellen, aktuell gibt es insgesamt 331“, sagt Sprecherin Jasmin Trilling. Die Stadt halte dieses Angebot für „ausreichend, um den Bedarf an Testungen zu decken“. Allerdings könne zurzeit weder der genaue Bedarf noch die Entwicklung in den Teststellen vorhergesagt werden.
Düsseldorf: In Düsseldorf gibt es nach Stadtangaben aktuell noch 389 Corona-Teststellen. In der Hochphase seien es knapp 500 gewesen.