An Rhein und Ruhr. Umweltschützer kritisieren die Förderung kleiner Flughäfen mit Steuermitteln als klimaschädliche Geldverschwendung. Auch Weeze müsse schließen.

Klimaschädlich, ohne großen Nutzen für die Verkehrsanbindung und trotz Millionensubventionen in den roten Zahlen: Eine Studie von Umweltschützern hat der großen Mehrheit der Regionalflughäfen in Deutschland ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND und das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) forderten deshalb am Mittwoch die „sofortige Schließung der Hälfte der 14 untersuchten Regionalflughäfen“. Flughafenverbände kritisierten die Studie scharf.

Laut der Untersuchung zu „Wirtschaftlichkeit, Konnektivität und Klimalast“ können viele der Regionalflughäfen nur mit hohen Zuschüssen der öffentlichen Hand überleben. Nach Abzug der Subventionen wiesen zwölf der 14 untersuchten Flughäfen mit 200.000 bis drei Millionen jährlichen Fluggästen „anhaltend negative Jahresergebnisse“ auf, erklärte das FÖS, das die Studie für den BUND erstellt hatte. Gründe dafür sind demnach oft rückläufige Passagierzahlen, Überkapazitäten, Ineffizienzen im Flughafensystem und regionaler Wettbewerb.

Zugleich sei die Klimawirkung der Regionalflughäfen nur zu rechtfertigen, wenn diese „einen eigenen verkehrspolitischen Zweck für ihre Region jenseits von Freizeitvergnügen erfüllen“, heißt es in der Studie. Genau das ist demnach aber nicht der Fall: Von den 14 Flughäfen leisteten lediglich Bremen, Dresden und Friedrichshafen „einen relevanten Beitrag“ für die Anbindung der Region, indem sie diese mit den internationalen Flugverkehrsnetzen und europäischen Wirtschaftszentren verknüpften. „An allen anderen Regionalflughäfen geht es fast nur um Urlaubs- und Freizeitflüge in Warmwassergebiete des Mittelmeers und Schwarzen Meers und nach Ägypten sowie Städtereisen“, schreiben die Autoren. Dieses Segment werde „von Billigflug-Airlines beherrscht“.

Kritik vom Flughafenverband: „Studie ist wenig überzeugend“

Die gesamte Klimawirkung der 14 Regionalflughäfen beziffert die FÖS-Studie auf 4,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente - das ist mehr als Doppelte der CO2-Emissionen des gesamten innerdeutschen Flugverkehrs. Damit sei das Einsparpotenzial „beachtlich“. Der BUND kritisierte, dass es allein 2018 für die Regionalflughäfen 40 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen gegeben habe. Damit werde „mit unseren Steuergeldern aktiv zum Klimawandel mit Dürren, Unwettern sowie massiven Schäden in der Natur und Land- und Forstwirtschaft beigetragen“, erklärte der BUND-Vorsitzende Olaf Band. FÖS und BUND appellierten an die EU, am Beihilfeverbot für den laufenden Betrieb ab 2024 festzuhalten. Bis dahin müsse der Subventionsabbau „konsequent vorangetrieben“ werden.

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Der Flughafenverband ADV kritisierte die Studie als wenig überzeugend. Entscheidend seien die wirtschaftlichen Effekte in der Region, die durch den Flughafen erzielt würden. Kleinere Flughafenstandorte trügen zudem auch zu gleichwertigen Lebensverhältnissen für die Bevölkerung bei, seien für international tätige Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor und erhöhten den Bekanntheitsgrad einer Region und das Standortimage.

Die Interessengemeinschaft der regionalen Flugplätze (DRF) bezeichnete die Studie als „kurzsichtig und oberflächlich“. Die wichtige Rolle der Regionalflughäfen für die oft mittelständische Wirtschaft, die nicht in Ballungszentren zu Hause sei, werde ebenso ignoriert wie ihr Beitrag zu öffentlicher Daseinsfürsorge und zur Sicherheit.

Heftige Gegenreaktion bei Flughafen in Weeze

Der Airport Weeze widerspricht dem BUND-Papier energisch. Ludger van Bebber, Geschäftsführer des Flughafens: „Die Tendenz der Aussagen dieser Studie zum deutschen Flughafensystem hat uns bei den Verfassern nicht überrascht. Nicht hinnehmbar aber sind die lückenhaften Analysen und falschen Schlussfolgerungen der Studie.“

Ludger van Bebber, Chef des Airports in Weeze.
Ludger van Bebber, Chef des Airports in Weeze. © NRZ | Andreas Gebbink

Die Aussagen der Studie zu den wirtschaftlichen Jahresergebnissen stünden in krassem Widerspruch zu den Erkenntnissen des Bundes der Steuerzahler, so Bebber. Das Steuerzahlerinstitut hatte jüngst festgestellt: „Unter Berücksichtigung der Subventionen der öffentlichen Hand schrieben nur zwei der 21 Regionalflughäfen schwarze Zahlen. Dabei handelt es sich um den „Allgäu Airport“ im bayerischen Memmingen und den Flughafen Niederrhein-Weeze.“. Dabei erscheine der politische Handlungsbedarf je nach Standort unterschiedlich groß. Aus Steuerzahlersicht sehr gering ist er an Standorten, die bereits ganz überwiegend in privater Hand liegen wie Memmingen, Hahn und Weeze.

Auch beim Thema Klimaschädlichkeit sind van Bebber Korrekturen und Ergänzungen wichtig. So werde von den Umweltverbänden nicht berücksichtigt, dass die Flüge statt auf den regionalen Flughäfen dann auf anderen Flughäfen stattfinden würden. Van Bebber: „Der Effekt für die Umwelt wäre gleich null.“ Hinzu kämen dann noch die individuellen Anreisen der Fluggäste zu einem weiter entfernten Flughafen.

Das Fazit von Ludger van Bebber: „Das Papier des BUND ist der offensichtliche Versuch, die in der Corona-Krise wirtschaftlich bereits hoch betroffenen Flughäfen und deren Mitarbeiter zu schädigen. Wir werden weiter alles daransetzen, die Krise zu bewältigen, die positiven Effekte für unsere Region zu erhalten und die Arbeitsplätze der Menschen dauerhaft zu sichern.“

Der Airport Weeze im Kreis Kleve, der 2003 den Linienflugbetrieb aufnahm, zählte im Jahr 2019 rund 1,2 Mio. Passagiere.