An Rhein und Ruhr. Ein Bündnis fordert Stufenplan von der Landesregierung und den Verzicht auf Prüfungen. Schulen müssten Masken und Desinfektionsmittel erhalten.
Die Schulen in Nordrhein-Westfalen können nach Ansicht von Gewerkschaften sowie Schul- und Elternverbänden nicht bereits nach dem Ende der Osterferien wieder geöffnet werden. Zuvor müsse die Landesregierung einen Stufenplan vorlegen, der den Gesundheits- und Infektionsschutz aller Beteiligter gewährleiste. Zudem könne es in diesem Schuljahr keine Prüfungen mehr an den Schulen geben, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier verschiedener Verbände.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte am Montag zu einer raschen und schrittweisen Öffnung der Schulen aufgerufen, beginnend mit den Grundschulen und der Sekundarstufe I. NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) hatte es danach als „ausgeschlossen“ bezeichnet, dass die Schulen an Rhein und Ruhr bereits am kommenden Montag wieder geöffnet werden können.
Forderung: Schutzmasken für Lehrer und Schüler
Bevor die Schulen wieder geöffnet werden, müsse die Landesregierung einen Stufenplan vorlegen, so die DGB-Landesvorsitzende Anja Weber: „Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Beschäftigten muss Vorrang haben.“ Vorher könne es keine Lockerungen geben. „Die Standards müssen transparent und veröffentlicht sein sowie nachvollziehbar umgesetzt werden. Hier ist das Ministerium für Schule und Bildung in der Pflicht“, heißt es in dem Positionspapier.
Die Schulen müssten mit ausreichend Material wie beispielsweise Desinfektionsmitteln und Schutzmasken für Schüler und Lehrer ausgestattet werden, zudem bräuchten alle Schulen Hygienekonzepte, die mit den lokalen Gesundheitsämtern und den jeweiligen Schulträgern erarbeitet werden müssten. Die Öffnung der Schulen werde nur schrittweise möglich sein und die Schulen vor enorme organisatorische Herausforderungen stellen.
Lehrergewerkschaft GEW: Prüfungen nicht mehr realisierbar
Zur Vorbereitung auf eine Schulöffnung bräuchten Schulleitungen, Eltern, Lehrer und Schüler „mindestens eine Woche Zeit“, weswegen für das Bündnis der Verbände klar ist, dass die Schulen in NRW nicht am 20. April, also zum Ende der Osterferien, wieder geöffnet werden können.
Zudem fordern die Verbände einen Verzicht auf Prüfungen. Dies sei bei laufendem Unterricht nicht realisierbar, so die Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Maike Finnern. Zudem könnten sich die Schüler derzeit nur sehr unterschiedlich auf Prüfungen vorbereiten. „Eine weitere Verschiebung der Prüfungen ist keine Option. Die bundesweite Anerkennung des jeweiligen Abschlusses ohne Prüfungen ist jedoch zwingend notwendig“, so Finnern. Bislang plant das Landesschulministerium beispielsweise die Durchführung der Abiturprüfungen zwischen dem 12. und 25. Mai.
Viele Lehrer gehören der Corona-Risikogruppe an
GEW-NRW-Sprecher Berthold Paschert wies im Gespräch mit unserer Redaktion zudem darauf hin, dass viele Lehrer 60 Jahre und älter seien oder unter Vorerkrankungen litten, also als Risikogruppen gälten. „Es wird also zu deutlichen Personaleinschränkungen kommen.“ Einen Schichtbetrieb, in dem jeweils kleinere Gruppen von Schülern betreut werden, lehnt Paschert ab. „Das wäre eine übergroße Belastung der Lehrkräfte.“ Zudem fragt sich der Gewerkschaftssprecher, wie beispielsweise in einer Grundschule der Mindestabstand zwischen den Kindern eingehalten werden soll.
Zu dem Bündnis, das das Positionspapier unterzeichnet hat, gehören der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB NRW), die Landeselternschaft der integrierten Schulen (LEiS NRW), die Landeselternkonferenz (LEK NRW), das Elternnetzwerk Integration miteinander, Gemeinsam Leben, gemeinsam Lernen, die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG NRW), der Grundschulverband, der Progressive Eltern- und Erzieherverband (PEV) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW NRW).