Essen. Im Digitalpakt Schule stellt die Bundesregierung fünf Milliarden Euro zur Verfügung. In NRW wurden aber erst 6,6 Millionen Euro abgerufen.

Die Lehrergewerkschaft GEW und die Landeselternschaft kritisieren die schleppende Abrufung von Mitteln aus dem „Digitalpakt Schule“ durch die Kommunen in NRW. In der Corona-Krise fehle nun digitales Potenzial, um Fernunterricht gestalten zu können, heißt es aus den beiden Verbänden.

Mit dem „Digitalpakt Schule“ hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr fünf Milliarden Euro für die digitale Aufrüstung der deutschen Schulen zur Verfügung gestellt. Das Geld steht bis zum Jahr 2024 bereit. Eine Milliarde Euro soll nach NRW fließen.

Erst 6,6 Millionen Euro bewilligt

Eine entsprechende Förderrichtlinie des Landes gilt seit dem 11. September vergangenen Jahres. Seitdem haben die Schulträger laut Landesschulministerium mehr als 150 Förderanträge gestellt, von denen bislang 60 mit einem Gesamtvolumen von rund 6,6 Millionen Euro bewilligt wurden.

Nach Ansicht von GEW und Landeselternschaft hätten deutlich mehr Förderanträge gestellt und bewilligt werden müssen. „Gerade die aktuelle Situation zeigt, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt“, so Berthold Paschert, Sprecher des Landesverbandes der GEW.

Mit mehr Geräten wäre Fernunterricht möglich

Gäbe es mehr Geräte an den Schulen und zentrale IT-Ansprechpartner, wäre „mehr Luft für die Lehrer da gewesen, sich mit Fernunterrichts-Konzepten zu beschäftigen“, so Dieter Cohnen, der stellvertretende Vorsitzende der Landeselternschaft.

Seit dem vergangenen Montag gibt es an den Schulen in NRW wegen der Corona-Krise keinen Unterricht mehr. Sie sollen nach jetzigem Stand erst nach den Osterferien am 19. April wieder geöffnet werden. Für die Zeit bis zu den Osterferien sind die Lehrkräfte angehalten, die Schüler mit Unterrichtsmaterial zu versorgen, heißt es aus dem Landesschulministerium.

Ministerium wird Handreichung zum digitalen Lernen veröffentlichen

Das Ministerium werde zudem „zeitnah“ eine Handreichung zum digitalen Lernen veröffentlichen. Die digitale Ausstattung der Schüler müsse bei den entsprechenden Aufgabenstellungen berücksichtigt werden.

„Wir wären jetzt froh, wenn der Stand der Digitalisierung mehr Fernunterricht möglich machen würde“, so Berthold Paschert. Tatsächlich aber verlaufe die Mittelabrufung aus dem „Digitalpakt Schule“ schleppend, kritisierte Paschert im Gespräch mit der NRZ.

GEW: Es fehlt Personal in den Stadtverwaltungen

Ein Grund: Es fehle das entsprechende Personal in den Stadtverwaltungen, die als Schulträger für die Förderanträge verantwortlich sind. Man könne nur an die Kommunen appellieren, das zuständige Fachpersonal so zu aktivieren, dass es die nötigen Anträge formuliere, so Paschert weiter.

Die Landeselternschaft sieht das Problem eher bei den Schulen: „Wir kritisieren seit zwei Jahren, dass es keine IT-Hausmeister gibt, also Personen, die sich um die digitale Infrastruktur an den Schulen kümmern“, so der stellvertretende Vorsitzende Dieter Cohnen. Stattdessen seien die Schulen auf engagierte Lehrer oder Eltern angewiesen.

Schulministerium ist zufrieden

Aus dem Schulministerium heißt es hingegen, die Abrufung der Mittel aus dem Digitalpakt laufe gut an. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres sollen die Schulen eigene Medienkonzepte entwickelt haben, auf deren Basis die Schulträger entsprechende Förderanträge stellen können. Mit den bislang bewilligten Mitteln hätten Schulen vor allem in die digitale Grundinfrastruktur investiert, etwa die Vernetzung verbessert oder interaktive Tafeln angeschafft.